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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Sanders
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Sachbearbeiterin gegenüber präsentiere. Freundlich und aufgeschlossen? Oder katzbuckelnd und schuldbewusst? Letzteres liegt meiner moralischen Verfassung näher. Ich sitze bereits seit zwanzig Minuten wie ein wartender Hund vor der Tür. Vielleicht hat sie mich vergessen? Ich erhebe mich, laufe ein paar Schritte den Flur entlang, mache mich mit einem leichten Hüsteln bemerkbar. Als das nichts hilft, versuche ich einen Hustenanfall vorzutäuschen. Vergebens. Nach dreißig Minuten ist es mir egal, ob ich mich bei der Dame unbeliebt mache. Wie heißt sie eigentlich? denke ich, meinen gekrümmten Finger bereits startklar an der Tür positioniert und meine Augen auf das Türschild gerichtet.
    In diesem Moment geht die Tür auf . Frau Zimmermann blickt mich erstaunt an, ganz so, als würde sie mich zum ersten Mal sehen.
    „Oh, ich dachte schon Sie hätten mich vergessen , meine Name ist Blumenthal“, helfe ich ihr auf die Sprünge.
    Ich darf eintreten, auf einen Stuhl Platz nehmen und warten , bis ich angesprochen werde. Ich rutsche auf die Stuhlkante und falte meine Hände in meinem Schoß, ich widerstehe dem Impuls, meine Beine um die Stuhlbeine zu schlingen. Ohne mich anzublicken, verlangt Frau Zimmermann meine Unterlagen.
    „Sehr gern“, sage ich und schiebe ihr den aufgeschlagenen Hefter zu.
    „Ich habe bereits einige Bewerbungen abgeschickt… leider erfolglos“, füge ich bedauernd hinzu.
    „Sie müssen in Zukunft vier Bewerbungen pro Monat bei uns vorweisen. Jobangebote n, die wie Ihnen anbieten, müssen Sie ebenfalls unverzüglich nachkommen… sonst werden Ihre Bezüge gekürzt.“
    „Ja, verstehe… das ist doch selbstverständlich “, versichere ich souverän.
    „ Wie groß ist ihre Wohnung?“
    „Das steht im Mietvertrag“, sage ich und deute auf meine Unterlagen.
    Frau Zimmermann blickt mich auffordernd über den Rand ihrer Brille an.
    „65 Quadratmeter…“ , antworte ich prompt.
    „Dann ist ihre Wohnung zu groß“, stellt sie fest.
    „Nein, die ist nicht zu groß für mich… gerade richtig, sie ist für Münchner Verhältnisse auch nicht teuer.“
    „Wenn Sie in Zukunft soziale Leistungen von uns beziehen möchten, müssen Sie sich eine kleine re Wohnung suchen. Ihnen stehen von Rechts wegen 50 Quadratmeter zur Verfügung. Sie müssen sich eine kleinere Wohnung suchen, und zwar innerhalb von drei Monaten.“
    „Unmöglich… wie soll ich in München eine Wohnung finden, Sie wissen doch selbst wie aussichtslos das ist. Unter Umständen finde ich eine kleinere, die dann teurer ist.“
    „Das ist egal… Hauptsache, es sind 50 Quadratmeter…“
    Ich schüttle verständnislos den Kopf.
    „Ich habe die Gesetze nicht gemacht…“, fügt sie pikiert hinzu.
    „Aber…“
    „Sie haben bis jetzt freiberuflich als Journalistin und PR-Texterin gearbeitet… haben Sie auch einen Beruf erlernt?“
    „Ja, ich habe früher ausschließlich als Werbetexterin gearbeitet, und habe auch vor, mich wieder in diese Richtung zu orientieren.“
    Frau Zimmermann nickt vage, während sie etwas in ihren PC eingibt.
    „Momentan erfolglos“, erwidert sie nüchtern, wobei sie auf ihren Monitor deutet. „Es besteht offenbar keine Nachfrage nach Werbetexterinnen, wie ich hier sehe. Sie dürfen sich nicht darauf versteifen. Ich meine damit, dass Sie jeden Job annehmen müssen, der für Sie zumutbar ist – und sei es als Erntehelferin oder Küchenhilfe.“
    Frau Zimmermann blickt mich forschend an, so als hätte sie meinen Widerspruch bereits einkalkuliert.
    Ich schlucke betreten und versuche, mir nichts anmerken zu lassen.
    „Ja… natürlich… das ist doch selbstverständlich “, sage ich und versuche einen Hauch von Überzeugung in meiner Stimme unterzukriegen.
    Frau Zimmermann nickt zufrieden und schiebt mir ein paar Unterlagen zu.
    „Das ist ihr Antrag auf Grundsicherung, den müssen Sie ausfüllen, außerdem müssen Sie eidesstattlich versichern, das Sie über keine verwertbaren Besitztümer verfügen. Lebensversicherung, Immobilien, Wertgegenstände… also Goldbarren, Goldmünzen… und so weiter…“
    Ich muss an den Schmuck meiner Eltern denken und versuche, mein schlechtes Gewissen zu übertünchen.
    „Wenn ich so etwas besäße, wäre ich vermutlich nicht hier …“, sage ich erheitert.
    Frau Zimmermann steckt meine Bemerkung mit einem schiefen Lächeln weg.
    „Ob Ihr Antrag genehmigt wird und wie viel Geld Ihnen monatlich zur Verfügung steht , teilen wir Ihnen schriftlich mit.“
    „Wie

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