Liebe die bleibt
lange wird das in etwa dauern?“, frage ich kleinlaut.
„ In etwa zwei Wochen. Ist Ihnen das zu lange?“
Ich räuspere mich ausgiebig, weil mein Magen knurrt.
„Haben Sie kein Geld mehr, um sich was zu Essen zu kaufen?“ Frau Zimmermann mustert prüfend meine Figur. Dabei sieht Sie aus, als würde sie sich ernsthafte Sorgen um mich machen.
Sie bietet mir eine Vorabzahlung von 50 Euro an. Ich lehne dankend ab und frage mich, wie man mit so einem Betrag zwei Wochen über die Runden kommen soll.
„Muss ich den Antrag auch persönlich vorbeibringen?“
Frau Zimmermann schüttelt den Kopf.
„Ich danke Ihnen recht herzlich für Ihre Hilfe“, sage ich und strecke Frau Zimmermann zum Abschied meine Hand entgegen. Sie schaut darüber hinweg, was bei ihr gar nicht unhöflich wirkt – vielleicht lernt man in deutschen Behörden das kalkulierte Distanzhalten bei Fortbildungsseminaren.
„Die Hilfe steht Ihnen zu, aber wie gesagt… Sie müssen sich in erster Linie selbst helfen… sich bemühen und nicht zimperlich sein, was die Auswahl der Jobs betrifft… notfalls auch als Putzfrau arbeiten“ , diese Floskel gibt sie mir statt einer Abschiedsgeste mit auf den Weg.
„Putzfrau…“, murmle ich ein bisschen griesgrämig vor mich hin, als ich wieder an der frischen Luft stehe.
Obwohl , warum eigentlich nicht? Eigentlich putze ich sehr gern, genauso genommen gehört es zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Putzen ist entspannend, man hat Bewegung, braucht nicht zu denken, kann dabei Radio hören, ja wenn ich’s mir recht überlege, ist das keine schlechte Idee. Aber auf keinen Fall werde ich warten, bis die Zimmermann mir einen Job in einer Putzkolonne aufzwingt, nein, wenn schon, dann möchte ich mein eigener Putzteufel sein, selbstständig arbeiten, mir meine Putzstellen selbst aussuchen, die Freiheit gönn ich mir.
Ich nehme mir vor, nach dem Einkaufen sofort mit meinen Vorhaben zu beginnen… ich werde das richtig professionell aufbauen… als erstes Anzeigen in allen möglichen Medien aufgeben… mein Repertoire erweitern, Gartenarbeiten vielleicht, oder meine Dienste als Gesellschafterin für einsame Menschen anbieten. Während mich diese Gedanken beflügeln, macht mir der Gedanke, eventuell meine schöne Wohnung aufgeben zu müssen, große Sorgen. Wenn mir das Amt wenigstens zwei Monate lang meine Miete zahlen würde, spekuliere ich zerknirscht, dann wäre mir sehr geholfen. Bis dahin muss ich finanziell wieder auf eigenen Füßen stehen und es geschafft haben, nicht mehr auf staatliche Almosen angewiesen zu sein. Ich muss mich eben einschränken, am Essen sparen. Margarine statt Butter essen, keine Klamotten mehr kaufen, und wenn, dann nur bei Ebay. Ich werde mich auch wärmer anziehen, statt die Heizung aufzudrehen, Kerzen anzünden, statt das Licht einschalten, mich statt ins Straßencafé zu setzen, mir lieber eine Thermoskanne mit Kaffee auffüllen und mit einer Parkbank Vorlieb nehmen und mit alten Brotkrumen die Enten füttern. Einen Teebeutel kann ich auch zweimal benutzen, Pfandflaschen werde ich auch nicht mehr wegwerfen – mir stets eine Stofftüte zum Einkaufen mitnehmen, sollte ich mir auch angewöhnen. Letzteres kann ich heute nicht einhalten. Ich habe keine dabei, aber deswegen noch mal nach Hause laufen, halte ich für übertrieben. Dafür kann ich meinen Vorsatz, meine Lebensmittel günstiger einzukaufen, gleich in die Tat umsetzten. Vielleicht macht es ja sogar Spaß mit dem Geld zu knausern. Unter Umständen mausere ich mich zur Sparfüchsin. Meine Stimmung verbessert sich schlagartig, als ich zielstrebig auf einen Lebensmittelladen zusteuere. Ich ignoriere alle Markenlebensmittel in Augenhöhe und tauche ab in die unteren Regale, da wo die No-Name-Produkte liegen. Eine Entscheidung, die sich an der Kasse bezahlt macht.
S tatt wie üblich sechzig Euro für meinen Wocheneinkauf hinzublättern, bezahle ich diesmal nur fünfunddreißig Euro. Ich rechne die Ersparnis gedanklich zusammen und verlasse mit einem zufriedenen Lächeln das Geschäft.
„Ich werde es schaffen!“, murmle ich vor mich hin, während ich meine vollbeladene Obstkiste keuchend nach Hause schleppe.
Dort angekommen verstaue ich die Lebensmittel im Kühlschrank und probiere gleich mal aus, ob der billige Rotwein genauso gut schmeckt wie der gute, den ich mir sonst immer gegönnt habe. Ich schmiere mir auch gleich eine Scheibe Brot mit Margarine und Käse. Schmeckt alles prima, stelle ich fest, während ich
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