Liebe - heiß und himmlisch!
…“
„Mittellos.“
Sie biss sich auf die Lippe, holte tief Atem und schaute ihm fest in die Augen. „Treffender ist obdachlos.“
Er bewegte sich nicht, zog sich nicht vor Entsetzen oder Mitleid oder Schock zurück.
„Tatsache ist“, fuhr sie fort und kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals an, „ich weiß aus erster Hand, welche Schande es ist, in einem Auto zu leben, einem Obdachlosenheim und, in einem besonders schlimmen Jahr, in einem Geräteschuppen.“
Fast unmerklich zog er sie enger an sich. „Wie lange hast du so gelebt?“
„Die längste Zeit? Ein Jahr. Als ich ungefähr elf war, bekamen wir endlich eine kleine Wohnung in Waltham, und meine Mutter fand Putzjobs bei reichen Leuten.“ Sie hob die Schultern. „Du würdest sie vielleicht nicht reich finden, aber mir kamen sie wie Millionäre vor. Sie starb, als ich siebzehn war.“
„Kein Wunder, dass dir Geld wichtig ist.“
„Nein, Sicherheit. Ich will nie wieder unter solchen Umständen leben. Aber ich habe viel gelernt.“
„Über das Leben auf der Straße?“
Sie lächelte. „Nein. Über reiche Leute. Als meine Mutter noch lebte, und auch nach ihrem Tod, war ich oft nach der Schule oder in den Ferien bei diesen Leuten zu Hause. Ich half, den Tisch für Dinnerpartys zu decken. Ich unterhielt mich mit dem Dienstmädchen. Ich sah mir an, wie sie lebten, was sie anhatten, wie sie redeten. Als ich dann auf eigenen Beinen stand, versuchte ich, ihren Lebensstil nachzuahmen.“
„Offenbar hast du viel gelernt, denn du kleidest dich, sprichst und siehst so gepflegt und wohlerzogen aus wie kaum eine andere Frau, die ich kenne.“
Mit einem Seufzer ließ sie die Schultern, die sie unbemerkt verspannt hatte, nach vorn fallen. „Danke.“
„Lily.“ Federleicht strich er mit den Fingerspitzen über ihre Wange. „Du solltest stolz sein, nicht beschämt.“
Ja, genau. „Ich trainiere viele Leute, denen es an nichts fehlte und die aufs College gingen. Ich nicht, denn ich musste mit sechzehn die Highschool verlassen, um zu arbeiten. Ich war Serviererin und Friseurin, und dann bekam ich bei Bloomie’s einen Job als persönliche Einkäuferin.“ Ohne auf einen Kommentar zu warten, redete sie weiter, als sei ein Damm gebrochen und die ganze Wahrheit breche sich Bahn. „Ich belegte Abendkurse, doch ich musste immer nebenbei arbeiten, um mein Auskommen zu haben. Auch jetzt arbeite ich viel. Diese Chance, internationale Kunden für meine kleine Agentur zu bekommen, also, Jack, das ist eine Chance, die man nur einmal im Leben bekommt.“
Jetzt löste er sich ein wenig von ihr. „Kein Wunder, dass das so wichtig für dich ist.“
„Natürlich. Ich kann endlich, endlich …“ Sie lächelte ihn an. „Ich möchte ein Haus kaufen. Das ist mein allergrößter Traum. Ich möchte ein Haus mein Eigen nennen. Nichts Großartiges, nichts Besonderes, aber ich möchte es besitzen.“
„Das macht Sinn.“
„Natürlich tut es das. Und nicht nur wegen meiner Herkunft. Ich glaube, ein Zuhause zu haben, ein richtiges Zuhause, ist für jeden wichtig. Doch für die meisten Menschen ist das selbstverständlich.“
„Für mich ist es unwichtig. Häuser bedeuten Mauern.“
„Tja, dann sind wir hier verschiedener Meinung. Aber dieser Job ist wirklich wichtig für mich, Jack. In deinem Fall Erfolg zu haben und mich Reggie zu beweisen, kann den Durchbruch bedeuten, den ich mir mein Leben lang gewünscht habe.“
„Verstehe.“ Er nickte langsam. „Wie es scheint, habt ihr beide zwingende Gründe, damit dieser Vertrag, und damit meine Veränderung, über die Bühne geht.“
„Und es ist süß von dir, dass du mitmachst.“ Sie strich ihm die einzelne Haarsträhne, die immer über sein eines Auges fiel, zurück. Diese spezielle Locke mochte sie besonders. Mochte es, sie sich um den Finger zu wickeln. „Ich habe das alles noch nie jemandem erzählt, weißt du. Alles über meine Vergangenheit und meine Träume.“
„Also, das …“, er umschloss ihre Hand und führte sie an seine Lippen, „… das ist das größte Kompliment von allen.“
Eine Weile schwiegen sie beide. Sie saßen eng beieinander, während ihr Herz immer noch heftig klopfte, ihre Augen brannten, obwohl sie gar keine Tränen vergossen hatte, und ihre Hand sicher in seiner Hand lag.
Schließlich brach Lily das Schweigen. „Tja, Jack, du hast mich dazu gebracht, mit den Fingern zu essen, auf eine Serviette zu verzichten und meine finsterste Geschichte zu erzählen. Du hast meine
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