Liebe im Gepäck (German Edition)
auch wirklich auszuführen? Sie wusste es nicht. Er wusste es nicht. Aber es war ihm auch egal. Nie und nimmer hätte er gewollt, dass sie seinetwegen auf einen lang gehegten Traum verzichtete. So wenig, wie er bereit war, auf seine Träume zu verzichten.
Sich zu lieben heißt
dem anderen seine Träume zu lassen,
ihn nicht zu hindern am eigenen Höhenflug.
Nimmst du ihm die Freiheit,
dann wird er dich hassen,
und Hass gibt’s im Leben doch ohnehin
schon genug.
geschrieben von Seeberstein, im Juli
erschienen auf der CD »Frau« unter dem Titel
»Lass mir die Träume«
»Das kommt gar nicht in Frage. Du bleibst hier und passt auf, dass die bei der Kofferproduktion keinen Mist bauen. Ich lasse inzwischen meine Kontakte spielen. Es wäre doch gelacht, wenn wir beide es nicht schaffen sollten, den Quoffer zum Welthit zu machen!«
Franziskas strahlte ihn liebevoll an: »Mat, meinst du, es würde auffallen, wenn ich dir jetzt einen Kuss gebe? Es scheint hierzulande nicht üblich zu sein, sich in der Öffentlichkeit zu küssen. Denkst du, die lassen uns auf der Stelle verhaften?«
»Ich weiß es nicht. Wie viel Risiko ist es dir wert, das herauszufinden?«
Würde sie diesem Blick je widerstehen können? Sie beugte sich vor, um ganz sanft seine Lippen zu berühren. Doch das wollte er nicht gelten lassen und zog sie fest in seine Arme. Obwohl sie manch überraschter Blick traf, dachte offensichtlich niemand daran, die Polizei zu rufen.
»Musst du wirklich schon weg? Kannst du deinen Aufenthalt nicht verlängern, Mat?«
Harry hörte ihre Sehnsucht, und er hätte ihr am liebsten alles versprochen, was sie sich wünschte. Doch dann dachte er an seine Terminvereinbarung mit dem Tonstudio. Erinnerte sich mit Schrecken daran, dass Anuschka bald wieder aus der Wüste zurückkam. Dann war es höchste Zeit, dass er sich ihrem Zorn stellte und mit ihr die Regeln für eine weitere Zusammenarbeit besprach. Denn verlieren wollte er sie nicht. Trotz ihres herrischen Auftretens und ihrer Fehler war sie eine brillante Managerin. Und, was am wichtigsten war, sie stand hinter ihm und er konnte sich hundertprozentig auf sie verlassen.
Außerdem fielen ihm die vielen Noten und Texte ein, die er hier in Peking zu Papier gebracht hatte. Und die er dringend am Klavier ausprobieren und in eine harmonische Fassung bringen wollte. Nein, es war ganz ausgeschlossen, dass er noch blieb. Und wenn er noch so gerne gewollt hätte. Sein Leben musste weitergehen. Das bedeutete, dass er sich an getroffene Vereinbarungen mit den Musikern, Toningenieuren und Arrangeuren hielt. Und dass die CD wie geplant im Herbst auf den Markt kam. Und dass Seebersteins neustes Werk»Frau« im Handumdrehen aufgrund seiner großartigen Qualität die Hitparaden dominierte.
»Es tut mir Leid, Franziska, aber ich kann nicht. Die vierzehn Tage hier mit dir waren wunderschön. Spannend, aufregend, und sie haben mir sehr geholfen, mit mir selbst wieder ins Reine zu kommen. Doch nun muss ich nach Hause. Es gibt viele Verpflichtungen, die auf mich warten.«
»Ich verstehe dich ja, Mat. Ich gebe dich nur so ungern her, jetzt, wo wir uns gerade erst gefunden haben.«
»Es ist doch nur eine Trennung auf kurze Zeit. Was sind denn schon zwei Monate gegen das Leben, das wir noch vor uns haben?« Harry atmete tief durch. Nun war der Zeitpunkt gekommen. Es war höchste Zeit, ihr zu erzählen, wer er wirklich war. Es war nicht richtig gewesen, dies so lange hinauszuzögern. Doch da er schon von einem gemeinsamen Leben sprach, musste sie wissen, mit wem sie es verbringen würde. Wie sollte er bloß beginnen? Wie würde sie am besten verstehen, dass er es genossen hatte, eine Frau kennen zu lernen, die ihn um seiner selbst willen liebte? Und nicht, um sich mit Seeberstein zu schmücken? Und dass er diesen Zustand so lange hatte aufrecht erhalten wollen, bis er sich absolut sicher war, dass sich auch durch sein Geständnis nichts änderte.
Franziska hatte seine Hand ergriffen und schenkte ihm nun ein Lächeln, das ihm fast den Atem nahm: »Nimm mich in deine Arme, Mat. Und dann lass uns ins Hotel zurückfahren. Ich möchte dich spüren. Überall.«
Und das sollte der geeignete Augenblick für Worte sein? Nein, sicher nicht. Harry war ein Mann der Tat.
Und so ein aufregendes Angebot würde er nicht durch Reden zunichte machen.
Das Taxi, das sie herbeiwinkten, war eine alte, kleine Rumpelkiste. Der Fahrer verstand kein Wort Englisch, und sie konnten nur hoffen,
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