Liebe im Gepäck (German Edition)

was diese Frau Mei Ling erzählt hat??? Dieser Besuch war gar nicht Bertrands erstes Treffen mit den Leuten von Yu Yi! Sie haben eine Zeit lang mit Bertrand und mir parallel verhandelt, und der gute Herr Kaufmann hat ohne Skrupel mitgemacht. Der große Unterschied war, dass Bertrand Bescheid wusste, wie viel ich bereit war, pro Koffer zu zahlen, und geringfügig mehr geboten hat, um den Zuschlag zu bekommen!
    Was das Schlimmste ist, die Produktion läuft schon! Und Bertrand hat in Frankreich eine Firma gegründet, die sich »Valleau Valise« nennt, und er will – halt dich fest! – seine Koffer nicht nur in Frankreich, sondern vor allem im deutschsprachigen Raum vertreiben!!! Was soll ich nur tun? Er ist schneller, er wird die Koffer billiger verkaufen – ehe ich mich versehe, bin ich bankrott!
    Es tut mir Leid, dass ich dich mit meinen Sorgen belästige, aber ich musste das unbedingt jemandem mitteilen, der mich versteht.
    Ich habe dich so lieb, Mat.
    Franziska
    Von: mat.gerstenberg@gmx …
    An: franziskaq@yahoo …
    Hi, Franziska,
    soll ich den guten Bertrand eigenhändig erwürgen??
    Es tut mir so Leid, dass ich nicht bei dir sein kann und du sooo weit weg bist mit all deinen Sorgen.
    Das Erste, was du unbedingt tun solltest: Rede mit deinem Dr. Sommer! Er soll alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen, wie man verhindern kann, dass Bertrand seine Koffer überhaupt verkaufen darf! Bertrand hat deine Konstruktion gestohlen, Franziska. Auch wenn er sie verändert hat, so einfach kann das doch nicht gehen! Wozu gibt es dann das Patentgesetz?
    Was wir auch noch überlegen sollten ist, großräumiger zu denken. Bertrand ist eine Bedrohung in Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich? Dagegen werden wir uns mit rechtlichen Schritten wehren. Und wir werden dazu einfach die Möglichkeiten prüfen, mit dem Koffer noch in andere Länder zu gehen. Ich denke da vor allem an die USA. Was meinst du, wie viele Koffer dort gebraucht werden! Es gibt kaum ein Volk, das mehr reist als die Amerikaner.
    Soll ich meine Kontakte spielen lassen?
    Ich liebe dich so sehr!
    Mat
    Von: franziskaq@yahoo …
    An: mat.gerstenberg@gmx …
    Lieber Mat!
    Du bist wirklich ein Schatz!! Danke, dass es dich gibt!!! Und dass du meine Probleme auch zu deinen machst. Wenn ich deine Worte lese, dann fühle ich mich nicht mehr so allein gelassen.
    Ja, bitte, erwürge Bertrand. Oder nein, lieber doch nicht. Denn dann kommst du ins Gefängnis und wahrscheinlich die nächsten zehn Jahre nicht mehr heraus. (Länger würden sie dir nicht aufbrummen, denke ich, denn auch der strengste Richter würde deine Motive verstehen!) Aber zehn Jahre ist dennoch eine lange Zeit. Mir reichen schon diese zwei Monate, in denen wir nicht zusammen sein können!!! Also, kein Erwürgen!
    Wenn du meinst, dann rufe ich Dr. Sommer an. Aber ich habe nicht viel Hoffnung, dass er etwas erreicht. Bertrand ist nicht dumm. Und wenn er sagt, er habe meine Konstruktion so verändert, dass sie nicht mehr von meinem Patent geschützt ist, dann glaube ich ihm das. Und als Maschinenbauingenieur ist er dazu allemal in der Lage. Leider.
    »Einfach« in die USA mit meinen Koffern?!? Mat, das wäre ein Traum! Aber, wie bitte soll uns das gelingen? Hast du Kontakte in die USA?
    Ich habe dich auch soooooo lieb!
    Franziska
    PS Wie ist dein Gespräch mit der schwierigen Geschäftspartnerin verlaufen?
    Von: mat.gerstenberg@gmx …
    An: franziskaq@yahoo…
    Hi, Franziska,
    du bist doch nicht allein! Ich bin in Gedanken die ganze Zeit bei dir, bitte fühle dich ganz, ganz fest an mich gedrückt!
    Hast du Dr. Sommer schon erreicht? Was wird er tun?
    Was die USA betrifft, so habe ich einige Ideen. Wenn du mir freie Hand lässt, dann lege ich mal los. Keine Angst, ich verpflichte dich zu nichts. Aber wir sollten schnell handeln, damit uns Bertrand nicht überall zuvorkommt. Wie wir besprochen haben, arbeitet die Werbeagentur bereits an einem Konzept. Wir brauchen dazu noch einige Informationen. Kann ich mich hier an deinen Vater wenden?
    Das Gespräch mit der schwierigen Frau lief wider Erwarten viel konstruktiver und freundschaftlicher als befürchtet. Es scheint, als hätten die zwei Wochen Abstand auch ihr die Gelegenheit gegeben, über vieles nachzudenken. Sie war selbst verreist und hat einiges erlebt. Distanz bringt einen neuen Blickwinkel. Und der hat uns beiden gut getan.
    Alles Liebe, mein Herz!
    Mat
    PS Wie geht denn die Produktion voran?
    Von: franziskaq@yahoo …
    An: mat.gerstenberg@gmx