Liebe im Gepäck (German Edition)
in der Fahrzeugindustrie wirklich interessant. Aber auf Dauer immer nur Rückscheinwerfer zu designen, das war mir dann doch zu langweilig. Darum ist mir die letzten drei Jahre, die ich in Frankreich gelebt habe, der Plan, einen ganz besonderen Koffer zu entwerfen, nie aus dem Kopf gegangen.«
»Du hast dafür eine gut bezahlte Stelle aufgegeben.«
»Ich weiß.«
»Auch wenn dir Tante Marias Erbschaft zur Verfügung steht, du gehst jetzt jede Menge Risiko ein.«
Franziska nippte an ihrem Sekt und grinste: »Das weiß ich allerdings auch.«
Heinrich Querulins stolzes Lächeln verstärkte sich: »Du bist meine Tochter.«
»Und auch das weiß ich.« Franziska gab ihrem Vater einen kleinen Kuss auf die Wange. »Mutter wird wohl nie verstehen, warum ich das alles getan habe. Tante Marias Geld für das Herstellen von Koffern zu verwenden, aus Frankreich wegzugehen, den armen Bertrand allein zurückzulassen …«
Heinrich Querulin hatte das Bedürfnis, seine Frau zu verteidigen: »Deine Mutter möchte nur, dass du glücklich bist.«
»Meine Mutter möchte vor allem, dass ich verheiratet bin«, korrigierte Franziska trocken.
»Das auch.«
Und dann lachten sie beide, und Franziska war wieder einmal froh, ihn zum Vater zu haben. HeinrichQuerulin, der ihr zur Seite stand, seitdem sie ein kleines Mädchen war. Der alle ihre Pläne unterstützte, der ihre Ideen kritisch hinterfragte, ihre Gedanken durch seine ergänzte. Und der sie nun, in ihrem großen Traum, bedingungslos unterstützte. Es würde einen Koffer geben. Franziska Querulins Koffer für die moderne Businessfrau. Hergestellt in China nach ihren eigenen Entwürfen. Mit einer speziellen Technik, die sie sich weltweit durch ein Patent hatte schützen lassen, obwohl sie den Verkauf vorerst nur in Deutschland plante. Mit einer integrierten Plastiktasche für Unterwäsche und T-Shirts, aus der man, mit einer einfachen Vorrichtung, die Luft heraussaugen konnte, um so die Wäsche vakuumverpackt und dadurch Platz sparend unterzubringen. Mit einer mechanischen Rollvorrichtung für Kostüme und Hosen, um Knicke zu vermeiden. Und mit einer Kosmetiktasche, die man herausnehmen und aufhängen konnte und in der alle wichtigen Produkte in Miniaturgröße Platz finden würden. Der Name »Querulin« hatte in der Branche einen guten Ruf. Sie hatte ihren Kofferentwurf bei allen wichtigen Kaufhausketten vorgestellt und war auf positive Resonanz gestoßen. Die ersten Aufträge waren bereits im Haus. Nun musste das gute Stück nur noch produziert werden. Vater würde sich um den Vertrieb kümmern. Sie würde nach China reisen, um die Produktion anlaufen zu lassen. Gemeinsam mit ihrem Rechtsanwalt Rüdiger Sommer, der alle nötigen Verträge ausgearbeitet hatte.
»Wann geht dein Flugzeug am Sonntag?«
»Wir haben nur noch Plätze in der Abendmaschine bekommen. Sie startet um 20 Uhr 15. Ich bin dann, wenn man die Zeitverschiebung einberechnet, am Montagum die Mittagszeit in Peking. Ich werde noch am selben Tag meinen Agenten Joe Kaufmann treffen, um mit ihm einige offene Punkte zu klären. Kaufmann ist der Mann, der für mich den Kontakt zum chinesischen Kofferproduzenten Yu Yi hergestellt hat und mit dem ich die Fabrik schon zweimal besucht habe. Unsere Anwälte haben die letzten Details des Vertrages per E-Mail geklärt. Jetzt sollte eigentlich alles unterschriftsreif sein. Aber bei Chinesen weiß man anscheinend nie. Laut Kaufmann müssen wir damit rechnen, dass wir noch mindestens zwei oder drei Tage für Vertragsverhandlungen brauchen.«
»Drei Tage? Obwohl schon alles unterschriftsreif ist?«
Franziska nickte: »Mich wundert das schon längst nicht mehr. Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass Effizienz keine typisch chinesische Tugend ist. Und Ungeduld ist etwas, was sie gar nicht verstehen können.«
Erschrocken blickte Heinrich Querulin auf seine Armbanduhr: »Apropos Ungeduld. Deine Mutter wartet mit dem Essen auf uns.« Er machte der Kellnerin ein Zeichen und verlangte die Rechnung.
»Was ist eigentlich mit deinem Franzosen? Siehst du ihn noch, bevor du abfliegst?« Heinrich Querulin hielt seiner Tochter die Kaffeehaustür auf.
Franziska blickte ihn von der Seite prüfend an, als sie auf den Gehsteig hinaustrat: »Du nennst Bertrand wieder einmal ›meinen Franzosen‹. Worüber hast du dich denn diesmal geärgert?«
Ihr Vater machte eine wegwerfende Handbewegung, so als würde er es bedauern, seinen Unmut gegen den zukünftigen Schwiegersohn so klar zum
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