Liebe im Gepäck (German Edition)
arbeitet, angestiftet, heimlich Bertrands Konstruktionspläne zu kopieren!! Und das hat diese auch prompt getan! Die Kopien habe ich sofort an Dr. Sommer weitergefaxt.
XIX
58 Tage später, 134 SMS von Franziska an Harry und 97 SMS von Harry an Franziska später, 62 E-Mails von Franziska und 63 E-Mails von Harry später, sieben mehrstündige Chats im Internetcafé später, zwölf sündhaft teure Telefonate später, 213 Liebeserklärungen von Harry und 213 Liebeserklärungen von Franziska später rollten die ersten Quoffer vom Förderband.
Franziska war jeden Tag mit einem »Ich liebe dich« auf dem Handydisplay aufgewacht und mit einem »Schlaf gut, meine Geliebte« eingeschlafen.
In drei Tagen war es so weit. In drei Tagen ging ihr Flugzeug und brachte sie zurück in die Heimat, brachte sie zurück zu Mat. Drei Tage, drei lange Tage. Wie sollte sie diese drei Tage überstehen? Hatte die Welt je drei Tage erlebt, die sich so lang hinziehen würden wie diese drei Tage jetzt? Im Spätsommer hier in China? Wo all ihre Arbeit getan war, alles geregelt war, was es zu regeln gab, alles besprochen, was besprochen werden musste? Wo sie nichts mehr dazu tun konnte, dass die Koffer im Container verladen werden würden und ihre lange Reise nach Europa antraten? Was sollte sie in diesen drei Tagen anfangen?
Sie hatte längst alles auf dem Seidenmarkt gekauft, was ihr verlockend erschien. Sie hatte längst jede Spezialität des Landes gekostet, die Lukas und seine Frau ihr empfohlen hatten. Es gab hier nichts mehr, worauf sie neugierig war. Doch dort, 8000 Kilometer von hier, da gab es jemanden, auf den sie sehr neugierig war, den sie kaum erwarten konnte.
Der Gedanke reifte zuerst langsam und dann mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Und schon befand sich Franziska im Lufthansa-Center des Kempinski-Hotels, wo sich zwei freundliche Chinesinnen darum bemühten, ihren Flug umzubuchen.
Und tatsächlich, es gelang. Statt des Fluges am Samstag würde sie nun bereits am Donnerstag die Maschine zurück nach Deutschland besteigen. Zwei Tage früher nach Hause kommen, zwei Tage früher Mat in die Arme schließen! Zwei Tage früher ihm endlich wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, ihm endlich nicht nur am Telefon sagen, dass sie ihn liebte.
Nein, sie würde ihm ihr frühes Kommen nicht ankündigen, sie würde ihn überraschen. Sein Gesicht würde aufleuchten, wenn er sie sah. Sein Blick würde sie verschlingen … Noch nie hatte sie sich so gefreut, nach Hause zu kommen!
Gitte Gerstenberg hatte die Anzüge ihres Mannes zur Reinigung gebracht. Er würde sie nun drei Wochen lang nicht brauchen, drei lange Wochen, in denen sie mit Jeans, T-Shirts und Turnschuhen auskommen würden. Schanghai, Peking, die Fahrt auf dem Jangtse-Fluss –sie konnte es gar nicht fassen, dass es in drei Tagen wirklich losgehen würde. Sie freute sich auf die fremde Welt, die sie erwartete. Auf neue Eindrücke, auf neue Bekanntschaften, die sie auf ihrer Rucksacktour unweigerlich schließen würden. Und vor allem freute sie sich darauf, drei Wochen mit Matthias allein zu sein.
Sie sah ihren Mann sehr wenig in letzter Zeit. Und dabei hatten sie sich doch bei ihrer Eheschließung vor fünf Jahren so fest vorgenommen, sich vom Alltag nicht einfangen zu lassen. Sich Zeit füreinander zu nehmen, Zeit für gemeinsame Unternehmungen, Zeit fürs Theater, Zeit für Freunde. Doch mittlerweile war kaum etwas von den guten Vorsätzen übrig geblieben. Oft war sie selbst unterwegs, um eines ihrer Seminare abzuhalten. Sie war als Trainerin so gefragt, dass sie von Firmen aus der ganzen Republik gebucht wurde. Das bedeutete konzentrierte Arbeit tagsüber und einsame Abende im Hotelzimmer. Und es bedeutete, weit weg zu sein von Matthias. Allerdings war es ohnehin nicht so, dass er zu Hause saß, um auf sie zu warten. Die Werbeagentur, vor sechs Jahren mit zwei Personen gestartet, war inzwischen auf dreiundzwanzig Mitarbeiter angewachsen. Auch wenn das Mitarbeiter waren, auf die sich Matthias verlassen konnte, so blieb doch für ihn ein großer Teil der Arbeit übrig. In den letzten Monaten ganz besonders, seit Harry mit dieser Koffergeschichte an ihn herangetreten war. Das war sein erster internationaler Auftrag und dadurch natürlich besonders reizvoll. Matthias hatte sogar kurz überlegt, die Chinareise zu verschieben! Aber da hatte Gitte energisch Einspruch erhoben. Das wäre ja noch schöner! Sie freuten sich jetzt beide schon seit fast einem Jahr auf
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