Liebe im Gepäck (German Edition)
diesen Urlaub.
Alles war gebucht, die Visa besorgt, die Hotels reserviert – sie dachte gar nicht daran, hier nachzugeben. Und Matthias war sichtlich froh gewesen, dass sie standhaft geblieben war.
Der Wäschetrockner machte mit leisem Brummen auf sich aufmerksam. Gitte holte die T-Shirts und Polo-Shirts aus der Maschine und begutachtete sie kritisch. Nein, sie würde doch noch einmal zum Bügeleisen greifen müssen. So konnten sie die Teile beim besten Willen nicht anziehen, auch wenn sie im Rucksack unweigerlich wieder zerknitterten. Sie holte das Bügelbrett, stellte es in der Diele auf und machte sich an die Arbeit.
Da klingelte es stürmisch an der Tür. Stirnrunzelnd stellte sie das Bügeleisen beiseite, sie erwartete niemanden. Dann öffnete sie.
»Das ist ein Glück, dass Sie zu Hause sind«, sagte die völlig fremde Frau, die vor der Tür stand und sich aufstöhnend auf ihren Koffer sinken ließ. »Das Ding hat ein enormes Gewicht. Würden Sie mir helfen, es in die Wohnung zu tragen?« Dann bemerkte sie Gittes erstaunten Blick, und ihr über und über mit Sommersprossen bedecktes Gesicht verzog sich zu einem schuldbewussten Lächeln. »Oh Entschuldigung, ich habe mich Ihnen noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Franziska Querulin. Sie sind die Haushälterin von Herrn Gerstenberg?«
Gitte wollte schon zu einem Widerspruch ansetzen, als ihre angeborene Neugierde sie davon zurückhielt. Wer war diese Frau? Was wollte sie von Matthias? Dass sie ihn kannte, das stand außer Zweifel. Und warum, um Gottes willen, hielt sie sie für seine Haushälterin? »Warten Sie, ich helfe Ihnen mit dem Koffer.«
Mit vereinten Kräften schleppten sie ihn in die Diele.
»Das ist aber sehr nett von Ihnen, vielen Dank. Ich bin sonst nicht so schwach. Aber wahrscheinlich bin ich müde von der Reise.« Franziska streifte die Schuhe ab. »Ach, ist das herrlich.«
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« Gitte war begierig darauf, zu erfahren, was das seltsame Schauspiel bedeuten mochte.
Franziska strahlte: »Oh ja, das wäre nett. Ein Mineralwasser, wenn Sie haben. Aber ich möchte Sie nicht von Ihrer Arbeit abhalten. Ich sehe, Sie sind beim Bügeln.« Sie hob eines der Polo-Shirts auf, die im Wäschekorb lagen. »Ach, wie gut ich dieses Polo kenne! Mat trug es damals an dem Abend im ›Sex an da City‹.« Sie seufzte und drückte es an ihre Brust. »Wie lange ist das schon her. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Aber das wird Sie ja wahrscheinlich nicht interessieren, entschuldigen Sie.« Sie ließ das Polo-Shirt wieder in den Korb fallen.
Gitte reichte ihr das Glas Wasser. »Aber nein, im Gegenteil, es interessiert mich sogar sehr. ›Sex and the City‹, das ist doch eine Fernsehserie. Wie kommt mein, ich meine, wie kommt Herr Gerstenberg in eine Fernsehserie?«
»Nein, ›Sex an da City‹ ist ein Lokal in China, in Peking, um genau zu sein. Herr Gerstenberg und ich haben dort einen netten, ja, sogar einen äußerst netten Abend verbracht.« Sie zwinkerte Gitte zu, da es irgendwie den Anschein hatte, als würde die Haushälterin sie verstehen.
»Irren Sie sich da nicht?«, fragte Gitte, die alles andere als dabei war, sie zu verstehen. »In Peking,sagten Sie? Herr Gerstenberg war meines Wissens noch nie in Peking. Im Gegenteil, wir sind jetzt gerade dabei …«
»Natürlich war er in Peking, vor zwei Monaten. Wir waren vierzehn Tage lang gemeinsam in China.«
Gitte rechnete nach. Vor zwei Monaten, da war Matthias aus Stuttgart zurückgekommen. Er hatte dort vierzehn Tage lang ein Werbekonzept für einen Automobilkonzern zu erstellen gehabt. Zumindest hatte er das behauptet. Energisch schüttelte sie den Kopf. Natürlich war er in Stuttgart. Was hätte Matthias für einen Grund gehabt, sie anzulügen? Sie waren doch immer offen und ehrlich zueinander. Oder etwa nicht? Sie hasste die Zweifel, die in ihr aufstiegen.
Nichtsdestotrotz, sie musste sich überzeugen. Für China brauchte man ein Visum. Und das wurde bei jeder Einreise abgestempelt, das wusste sie. Sie griff nach Matthias’ Reisepass, der mit den Reisedokumenten auf dem Schreibtisch bereit lag. Sie brauchte nicht lange zu blättern. Da war es, das Visum. Und der Einreisestempel nach Peking, datiert auf den 21. Juni, und der Ausreisestempel, datiert auf den 4. Juli.
Sie ließ sich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch fallen. Das war kein Spiel mehr. Hier wurde an den Grundfesten ihrer Existenz gerüttelt. Sie überlegte kurz, diese Frau ohne ein
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