Liebe im Gepäck (German Edition)
zurückfallen. Zufrieden? War sie zufrieden, dass Matthias mit seiner Frau in China war? In dem Land, in dem sie mit ihm so glücklich war?
Nein, sie war nicht zufrieden. Sie war enttäuscht, dass nicht er es war, der hinter dieser Aktion steckte. Sie hätte ihm so gern ihre Meinung gesagt. Sie hätte ihm so gern an den Kopf geworfen, wie gekränkt sie war, dass er sie so schmählich hintergangen hatte. Sie hätte sich so gern noch einmal in seine Arme geworfen. Franziska, reiß dich zusammen! Sie hörte ihre strenge innere Stimme und setzte sich gerade auf. Es hatte keinen Sinn, jemandem nachzutrauern, der es nicht verdiente.
»Wir kommen nach Rosenheim, Frau Querulin. Wollen Sie immer noch aussteigen?«
»Ach, fahren Sie doch weiter«, entgegnete Franziska missmutig.
XXII
Am folgenden Abend stand Franziska vor dem Spiegel und musterte sich kritisch. Ja, das kleine Schwarze passte ihr wie angegossen. Die Friseurin hatte ihre dunkelblonden Locken ein Stück gekürzt. Sie umrahmten schwungvoll ihr leicht gebräuntes Gesicht. Die Tage am See hatten ihr gut getan. Zumindest äußerlich. Die dunklen Schatten um die Augen waren fast wieder verschwunden. Ein dezentes Rouge gab ihren Wangen Frische. Großmamas Perlen um den Hals waren immer ein viel bewunderter Blickfang.
An diesem Abend bat die Produktionsfirma ihres Werbefilms zu einem kleinen Empfang. Giselle Verleinen war eingeladen, gemeinsam mit ihrem Begleiter Schorsch. Dazu ein männliches Topmodel, das man für den Fernsehspot engagiert hatte, um darin die Businessfrau Giselle Verleinen mit dem Quoffer gebührend zu bewundern. Jede Menge anderer Prominenter waren angesagt. Franziska würde eine von ihnen sein, gemeinsam mit ihrem Vater Heinrich Querulin.
Sieglinde Maria Querulin hatte zu Franziskas Überraschung sofort abgewinkt. »Ich will mit dieser ganzen Sache nichts zu tun haben«, hatte sie kategorisch erklärtund sich mit ihren Freundinnen zu einer Partie Bridge verabredet.
Das hatte Franziska nicht weiter beunruhigt. Sie war froh, dass ihr Vaters nun als Begleiter für sie allein zur Verfügung stand. Und doch war es seltsam, dass ihre Mutter einen Abend mit Freundinnen einem Empfang mit Prominenten den Vorzug gab. Wie viel hätte sie davon erzählen können! Wie viele Nachmittage und Abende davon zehren. Ihre Nebenniere hätte nicht länger als Gesprächsstoff herhalten müssen.
Aber gut, ihr sollte es recht sein. Franziska schlüpfte in die hochhackigen Schuhe und griff zu ihrem himmelblauen Abendtäschchen, das aussah wie ein kleiner Quoffer. Und das ihr Mrs. Yang zum Abschied geschenkt hatte.
Ihr Vater erwartete sie schon am Fuß der Treppe. Elegant gekleidet. Seine weißen Haare kurz geschnitten. Sie liebte ihn, wie er so dastand und ihr voll Stolz und väterlicher Liebe entgegensah.
Der Produzent hatte eine Limousine geschickt. Ein junger Mann in Uniform hielt die Wagentür auf.
Franziska grinste ihrem Vater zu. Das war ja wie in einem Hollywoodfilm! Wäre sie nicht so traurig gewesen, sie hätte diesen Abend noch viel mehr genießen können. Doch er begann verheißungsvoll und versprach, spannend zu werden. Sie stieg in den Wagen und rückte zur Seite, damit ihr Vater ihr folgen konnte.
Doch Heinrich Querulin blieb abrupt am Bordstein stehen und griff sich mit der Hand an die Stirn. »Jetzt habe ich doch glatt vergessen, den Diaprojektor aufzubauen. Deine Mutter möchte heute ihren Freundinnen die Dias von unserem letzten Urlaub in der Toskana zeigen. Ach, was bin ich doch für ein vergesslicher alter Narr.«
Franziska griff nach seiner Hand: »Papa, Mutters Freundinnen haben diese Bilder mindestens schon fünfmal gesehen.«
»Diese nicht. Deine Mutter hat mich ausdrücklich gebeten. Die Damen kommen extra um neun Uhr zu uns ins Haus, um die Dias anzusehen. Nein, das ist mir wirklich zu dumm! Fahr vor, Franziska, du darfst auf keinen Fall zu spät dort ankommen. Ich beeile mich und komme dir nach, so schnell ich kann.« Er schloss die Wagentür, bevor Franziska noch etwas erwidern konnte.
Der Chauffeur fuhr an. Durch das Rückfenster sah Franziska ihren Vater, der noch eine Zeit lang regungslos auf dem Gehsteig stand und dann kehrtmachte, um ins Haus zurückzugehen. Er hatte es offensichtlich nicht sehr eilig.
Sie würde also allein auf diesem Empfang erscheinen. Das war eine Tatsache, die ihr gar nicht gefiel. Doch was sollte sie machen? Ihre Mutter hätte ihrem Vater tagelang gegrollt, wenn er sie im Stich gelassen hätte. Es
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