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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Kiekebuschs sind beides alte Hamburger Kaufmannsfamilien, und er, Jan Kiekebusch, gelte im Gewürzex- und -import als eine fähige Führungskraft, wie er wohl bei aller Bescheidenheit sagen dürfe. Über die Entlobung, da sei der Herr Konsul nun gar nicht glücklich gewesen und nun dränge er darauf, daß man sich wiederverlobe und...
    »Haben Sie meine Freundin noch sehr lieb, Jan?«
    »Tscha, wissen Sie, Liebe ist ein großes Wort, wir sind da gar nicht für, ich meine, für große Worte, ich hatte sie sehr gern und...«
    »Hatte?«
    »Ja, also ich mag sie auch jetzt noch. Und mögen genügt ja für eine Ehe, muß ja nicht immer was Himmelstürmendes sein, noch? «
    »Na, ich weiß nischt...«
    »Aber wie die Dinge nun liegen, ich meine, momentan, da kann ich an eine Wiederverlobung schon gar nicht denken.« Er blickte Trine groß an. Und Trine begann zu zittern. »Es ist da nämlich was passiert, was ich vor meiner Abreise aus Hamburg nicht einkalkuliert hatte. Tscha.«
    »Und was ist dieses?«
    »Fräulein Hendricksen.« Jan Kiekebusch richtete sich entschlossen auf. Im selben Moment versank die Sonne hinter dem Gamskogel. Es wurde mit einem Schlag eiskalt und ungemütlich.
    »Brr«, machte Trine Hendricksen und hätte sich am liebsten geohrfeigt. Jan Kiekebusch verlor durch das Brr den Faden. Bei seinem Temperament war nicht anzunehmen, daß er ihn so bald wiederfinden würde.
    Sie warfen die Decken auf die Liegestühle und brachen auf. Öde lag die Terrasse. Ein häßlicher Wind hatte sich aufgemacht. Sie waren die letzten, die zahlten. Und sie waren die letzten, die die Bergstation des Sessellifts erreichten. Leer kamen die Sessel von unten herauf und leer fuhren sie talabwärts. Ein Anblick sinnloser Emsigkeit. Leer war auch das Häuschen des Liftwarts. Sie warteten eine Weile. Sie riefen und klopften. Niemand kam.
    »Wir bedienen uns von selbst«, schlug Trine vor.
    »Aufgesessen!« rief Jan unternehmungslustig. »Da sparen wir eine Menge Punkte.«
    Zufrieden mit sich und der Welt schaukelten sie zu Tal.

    Im selben Moment passierten Florian und Kirsten den Lärchengürtel unterhalb des Jochs und gewannen die Piste an der
    Bergstation. Dort stand Girgl, der Liftwart, und winkte ihnen zu.
    »Was machst nacha du da?« fragte der Florian und riß die Ski herum.
    »Feierabend«, grinste der Girgl.
    »Feierabend, und deine Maschine laßt noch laufen?«
    »Seit a Viertelstund is scho koaner mehr komma.«
    »Also nacha, pfüat di!«
    »Pfüat di, Flori!« Der Girgl sah den beiden nach, wie sie die Zweier hinunterschwangen und unten den Tonnenlift zur Reiteralm bestiegen. Dem Leitner ist das Beste gerade gut genug, dachte er neidisch und meinte damit das Madl in dem schwarzen Anorak. Er stapfte um den kleinen Hügel herum, der zwischen ihm und dem Stationshäuschen lag, und warf einen Blick auf die Uhr. Zeit war’s, Schluß zu machen. Er griff nach dem Telefonhörer und rief zur Talstation hinunter.
    »Schorsch, bist es du? ‘s kimmt koaner mehr, schalt aus!«

    »Wir sswei sind ganz einsam«, sagte Trine Hendricksen, »niemand sesselt mehr.«
    »Ja«, sagte Jan einsilbig. Seit zehn Minuten stellte er sich immer wieder dieselbe Frage. Sollte die auf der Terrasse des »Edelweiß« unterbrochene Liebeserklärung in aller Form wiederaufgenommen werden? Oder nicht? Er kam zu der Überzeugung, daß es notwendig war. Ordnung in allen Dingen, das war wichtig. Also dann...
    »Fräulein Hendricksen«, sagte er feierlich, und seine Stimme hallte in der Leere ringsum, »ich muß Ihnen etwas sagen.«
    »Oh, bitte...«
    »Fräulein Hendricksen, ich lie...«
    Rumms! Es gab einen plötzlichen Ruck, und die Sessel blieben stehen. Heftig schwangen sie auf und ab.
    »Dascha ‘n Schietkram!« entfuhr es Jan. Er hieb wütend mit der Faust auf die eiserne Lehne.
    »Isch halte es für Stromsperre«, meinte Trine und war genauso ärgerlich. Aber nicht wegen der Stromsperre.
    »Na, muß ja gleich weitergehen.«
    Es ging aber nicht weiter. Sie warteten zwanzig Minuten. Eine halbe Stunde. Eine dreiviertel Stunde. Sie blickten die endlose Reihe der Sessel entlang, talab und bergauf. Es »sesselte« tatsächlich keiner mehr. Unter ihnen, in fünf bis sechs Meter Tiefe, lag eine kleine, tief verschneite Waldlichtung. Die Piste führte weit daran vorbei. Das Rot der Sonne hinter den Gipfeln begann langsam zu verglühen. Graue Schatten fielen in das Tal.
    »Es friert misch«, sagte Trine. Sie schlug die Füße gegeneinander und blies in ihre

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