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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Etage herunter, lief barfuß durch den Raum, legte ihren Kopf an seine Schulter, stand minutenlang so da und sagte gar nichts. Sie dachte an die vergangene Nacht. Sie fing an zu zittern. Sie strich ihm mit der Hand durch das Haar... Später saßen sie am Tisch, verschlangen mit Heißhunger die auf der Herdplatte gerösteten Brotscheiben und tranken dazu Tee.
    »Jetzt woaß i endlich«, sagte der Florian, »an wenst mi erinnerst.«
    »Hoffentlich nicht an was Verflossenes!« meinte Kirsten.
    »Da werst net drauf kommen. Die Kiki von der >Sonne<, i woaß net, ob ‘st sie schon g’sehn hast. Die macht da’s Barmadl, also die hat pfeilgrad dasselbe Goscherl wie du und dieselbe Nasen. Ihr könnt’s direkt Schwestern sein.«
    Kirsten blieb ein gerösteter Krümel im Halse stecken. Sie wollte ihn mit einem Schluck Tee hinunterspülen und verschluckte sich dabei. Sie bekam einen anhaltenden Hustenanfall. Der ging auch nicht weg, als ihr der Flori mit seiner Pranke auf den Rücken klopfte. Mit Hustentränen in den Augen saß sie da und räusperte sich fortwährend.
    »Warum gerade an die«, sagte sie, »hat die nicht diese gräßlichen roten Haare? Und geschminkt wie ein Clown, jetzt entsinne ich mich, eine richtige Salonschlange, auf so was stehst du also?«
    »A geh, dees is a ganz a nettes Madl. A Studentin soll ‘s sein, die sich halt ihr Studium verdient. Respekt sag i da.«
    Kirsten sah den Florian starr an. Der legte sich richtig ins Zeug für die andere. »Kennst ja schon ihre ganze Lebensgeschichte. Erzähl ruhig weiter!«
    »Sei net narrisch, Madi!«, sagte der Florian und legte begütigend seine Hand auf Kirstens Hand.
    Sie nahm ihre Hand weg, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann schloß sie ihn wieder. So weit, dachte sie, ist es also mit dir gekommen: du bist eifersüchtig auf dich selbst. Das war immerhin mal was Neues. Das war beinah apart. Das passierte bestimmt nicht jedem.
    Also mal ganz langsam zum Mitschreiben: Kirsten mochte Kiki nicht, weil der Florian Kiki ganz nett fand. Aber damit fand er doch automatisch Kirsten nett, weil Kiki und Kirsten ein- und dieselbe Person waren, das wußte doch aber der Florian nicht, und wenn er Kiki nett fand, dann fand er damit nicht Kirsten nett, sondern eine andere Person, aber im Grunde fand er doch Kirsten damit nett, weil ja eigentlich Kirsten und Kiki ein und dieselbe...
    Etwas begann sich in ihrem Kopf zu drehen. Ob sie die Schizophrenie anfing, die Seelenspaltung, mit ihrer Unterform des Jugendirreseins? Sie hatte mit Trine gelegentlich Medizin studiert und entsann sich dunkel der betreffenden Vorlesung.
    »Wennst magst«, sagte der Florian und schlug damit unbewußt dem Faß die Krone ins Gesicht, »nacha stell i dir’s vor heut auf d’ Nacht.«
    Kirsten faltete die Hände und biß sich in die Handknöchel. Vielleicht mußte sie nach dem Urlaub zu einem Psychiater.
    »Die werd dir g’fallen, dees darfst ma glaub’n«, sagte der Flori wieder.
    »Ich glau—be es dir!« sagte sie. Ihre Stimme klang so gereizt, daß der Florian erstaunt aufmerkte.
    Plötzlich fuhr Kirsten hoch. Sie sagte: »Ach, du lieber Himmel!« und »Ogottogottogott!« und »Auch das noch!« Kiki hatte ja gestern abend Dienst gehabt. In der Bar der »Sonne«. Es war klar, daß sie nicht dagewesen sein konnte, wenn Kirsten mit dem Florian auf der Hütte war. Und heute abend war Kostümfest. Und wenn der Wammetsberger Kiki jetzt feuerte, dann konnte auch Kirsten ihre Koffer packen, und das war entsetzlich. Sakra, das hatte sie sauber verschwitzt, das mit dem Bardienst!
    »Aufi, Flori, wir müssen’s packen!« sagte sie in ihrem Urlaubsbayrisch.
    »Was pressiert’s dir denn so? Mir kommen no’ früah g’nua nunter.«
    »Weil ich..., weil ich unbedingt, also mein Chef, der amerikanische Schriftsteller, da muß ich zum Diktat.« Mit gebeugtem Kopf räumte sie das schmutzige Geschirr in die Schüssel und begann abzuwaschen.
    »Der Schriftsteller, der glangt mir jetzt aber aa bald, mit seiner Diktiererei.«
    Der Florian legte fein säuberlich die Pferdedecken zusammen. Dann löschte er das Feuer und schaufelte die Asche aus dem Herdloch. Das ungeschriebene Hüttengesetz lautete, daß jeder das Quartier so verlassen mußte, wie er es vorgefunden hatte. Oder wie es in dem gerahmten Spruch an der Bettenwand hieß: »Warst Gast in einer Hütte du, schließ Tür und Fenster sorgsam zu! Deck das Feuer, lösch das Licht, Schlampergäste liebt man nicht!«
    »Was is nacha dees überhaupts

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