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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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zugerannt.
    »Ja lebt’s ihr no?« schrie er von weitem. »Der Moser Sepp hat scho’ die Bergwacht alarmieren wollen. Z’wegen der Lawinen.«
    »An Schmarr’n«, meinte der Florian.
    »Dees derfst mir scho’ glauben, Leitner.« Der Girgl grub seine Zähne in einen Brotkanten. Kauend sprach er weiter. »Wo wart’s nacha über Nacht?«
    »Auf der Glocknerhütten. Wo denn sonst?«
    »Ah so.« Der Girgl grinste Kirsten unverschämt an. Kirsten wurde rot vor Scham.
    Der Florian wurde rot vor Wut. Er überlegte, ob er dem Hammi, dem gscherten, gleich die Ohrwaschl abreißen sollte oder etwas später. Er hielt sich zurück und sagte nur drohend: »Wos mägst?«
    »Nix!« beeilte sich der Girgl zu sagen. Er setzte eifrig hinzu: »Wo is nacha die anderne?«
    »Welche anderne?«
    »Es hat g’hoasen, daß d’ mit zwoa Madln furt bist. Mit dem Fräulein dort«, er zeigte mit dem Finger auf Kirsten, »und mit der Kiki, die wo in der >Sonne< ‘s Barfräulein macht.«
    »Geh weiter!«, meinte der Flori und fragte sich, wer solch einen Unsinn daherschwätzen konnte. Er drehte sich nach Kirsten um. Aber die nestelte an ihren Schuhbändeln und blickte nicht einmal auf, als er sie ansprach.
    »Die is nämlich net da, die Kiki, und wenn ‘s net mit dir ganga is’, dann woaß koaner, wo ‘s is’.« Der Girgl schob dem Brot ein Stück Preßsack nach und kaute gewaltig drauflos.
    »Die werd scho wiederkommen.« Der Florian stieß die Stöcke in den Boden und bog auf die Piste ein. »Is ja no’ koaner g’stohlen worn in Himmelsjoch.«
    Kirsten folgte ihm. Sie ertappte sich dabei, daß sie sich mehrmals umschaute. Sie hatte das Gefühl, daß jemand hinter ihnen her war. Sie wußte bloß nicht wer. Als es ihr einfiel, beschloß sie, nicht vielleicht, sondern auf jeden Fall einen Psychiater zu konsultieren.
    Sie hatte sich nach dem Barmädchen Kiki umgeschaut...

    Im Hotel »Zur Sonne« rüstete man sich zum Kostümfest. Das Kostümfest der »Sonne« war das Ereignis von Himmelsjoch. Wer nicht daran teilnahm, war selber schuld. Es wollte aber gar keiner nicht daran teilnehmen. Die Karten gingen weg wie die bekannten warmen Semmeln. Es gab Gäste, die ihren Urlaub auf das Kostümfest abstimmten. Es gab andere, die wegen des Kostümfestes für zwei Tage aus Berlin angereist kamen. Selbst aus dem Grandhotel trafen Kartenbestellungen zum Kostümfest ein.
    Das Kostümfest stand in jedem Jahr unter einem Motto. Zum »SPUTNIK 64« waren sie als Marsmenschen gekommen, als Raumpiloten, Milchstraßenfeger, als große Bären, kleine Bären und Jungfrauen (darunter Bumsi Klötzel), als Mondmänner, Mondkälber, Sternschnuppen und Raketen.
    »(Wirtschafts-) WUNDERNACHT 65« stand heuer auf dem Plakat am Eingang zur Bar.
    Man erwartete Raffkes, Raumpflegerinnen, Karrieremiezen, Strichjungens, MdB’s, Playboys und Callgirls, Beatles und Schwa-Bienchens, Steuerflüchtlinge, singende Boxer und Profikicker.
    »Dees is doch für mi koa Kostümfest net«, hatte der Toni enttäuscht gemurmelt, der wo die Gäste mit dem Schlitten immer von der Bahn abholte, »wo koaner a Kostüm braucht.« Eine Bemerkung, die einem Hotelbediensteten in keiner Weise zukam.
    »Als was gehen Sie?« war die meistgestellte Frage des Tages.
    »Wird nicht verraten!« die meistgegebene Antwort.
    Konsul Bremer hatte diese Antwort gerade der Klötzel gegeben, als er sein Zimmer verließ. Er war prächtiger Laune. Man hatte ihm mitgeteilt, daß der Florian glücklich wieder zurück war. Nebst Begleitung!
    Er spazierte mit den Händen in den Jackettaschen den Flur des zweiten Stockwerkes entlang. Die Atmosphäre war hektisch zu nennen. Türen wurden zugeschlagen. Schlüssel umgedreht. Frauenstimmen kreischten: »Nicht reinkommen!« Die Kostümproben waren in vollem Gange. In der Bar wurde gehämmert. In der Halle dekoriert. Der Kater Augustus schlich mit gesträubtem Schwanz vorbei. Bremer begab sich auf die Suche nach einem ruhigen Plätzchen.
    Im Speisesaal stand das Barmädchen Kiki auf einer Leiter, hatte einen Hammer in der Hand und Nägel im Mund. Kiki nagelte Girlanden an die Balkendecke. Es waren gar keine Girlanden, sondern Wäscheleinen, an die man Herrenunterhosen gebunden hatte, und Damenhöschen, Hosenträger, Büstenhalter, Socken, Perücken, Hüfthalter, Bauchbinden, Korselets.
    Der Wammetsberger junior stand am Fuße der Leiter und versuchte, den Umstand zu nützen, daß Kiki heute statt der Skihose einen Rock trug.
    »Mehr nach links!« kommandierte er die

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