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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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de la Rosa?«
    Er schaute sie verblüfft an. »Wer hat dir denn dees gsteckt?«
    »Ich weiß noch viel mehr, du... du Ungeheuer!« Sie rutschte auf der Bank entlang und packte ihn mit beiden Händen in die Haare. »Slalommethode«, zischte sie, »nirgendwo hängenbleiben!« Und: »Kerben in die Skier, für jede Eroberung!« Und: »Eine Sammlung hat er, sagt der Madeira, eine Käfersammlung! «
    Der Florian wehrte sich nicht. Er beschloß, den Madeira bei Gelegenheit durchzuprügeln, und sinnierte: Da hab i g’moant, die Simone aus Paris, die, wo mir den Skistock aufighaut hat, waar die schärfste gewesen mit ihrer Eifersucht und so...
    Dann mußte er mehrere heilige Eide leisten. Daß er nur sie liebe! Nur auf sie gewartet habe! Und nur sie lieben werde bis in alle Ewigkeiten!
    »Das wär’s!« sagte Kirsten und sank erschöpft auf die Bank.
    Der Florian rückte ein Stückei näher an sie heran. »Wie geht’s denn so, Frau Leitner?« fragte er.
    Sie legte den Kopf in seinen Schoß und seufzte: »Es läßt sich schwer beschreiben — Liebster ...« Dann weinte sie ein bißchen. Auch Glücklichsein strengt an...

    Sie saßen im Hotelzimmer, und Trine Hendricksen hatte Jan Kiekebusch alles gebeichtet. Al—les!
    »So war das also«, sagte Jan nach einer Gedenkminute.
    »Ja«, sagte Trine, »es war so. Bist du jess böse, Jani?«
    »Tscha, wenn das nun so war...« Er trommelte mit der rechten Hand den Finnischen Reitermarsch auf sein Gipsbein und überlegte, ob er böse sein sollte. Ordnung mußte sein. Auch bei Liebesleuten. Er kam zu der Überzeugung, daß er zu glücklich war, um böse sein zu können. Trine hatte ihn ja nicht hintergangen. Sie hatte Kirsten schließlich und endlich nur einen Freundschaftsdienst erweisen wollen. Sie hatte so tun müssen, als sei sie in ihn verliebt, und hatte sich bei der Gelegenheit tatsächlich verliebt. Aus Spiel wird Ernst, so sagte man ja wohl schon als Kind. Reingefallen also, die Deern!
    »Dascha gediegen«, sagte er nach einer Weile. Womit die Angelegenhêit für ihn erledigt war.
    Trine streichelte ihm erleichtert über das Gipsbein, das jetzt über und über mit Autogrammen und Zeichnungen bedeckt war. »Mange tak, eiskling«, sagte sie, »vielen Dank, Liebling!«
    Jan zuckte unmerklich zusammen. An den »eiskling« hatte er sich noch nicht gewöhnen können. »Und was willst du nun machen, Trinekind? Alles dem Konsul beichten? Oder wie?«
    »Isch möchte es, aber isch dürf es nischt. Isch habe doch Kirsten geeidet...«
    »Geschworen...«
    »...geschwört, daß isch nischts offenbare.«
    »Mußt ja denn auch halten, nich?«
    »Aber ich hab so eine Furcht, weil Kirsten nischt ssurücckommt in dem Sturme.«
    »Wenn du dem Konsul sagst, daß Kirsten in diesem Sturme ist, machst du alles noch schlimmer.«
    »Dieses stimmt«, meinte Trine. Sie saß einen Augenblick unschlüssig herum. »Isch werde misch mal um ihn bekümmern.« Sie stand auf und hauchte ihrem frisch Verlobten einen Kuß auf die Stirn.

    In der Bar des Hotels »Zur Sonne« war heute abend rein gar nichts los. Es schien, als sei mit der Bardame Kiki auch die Stimmung ausgeblieben. Hollands Männer spielten Halma. Ihre Damen strickten dumpf vor sich hin. Am Engländertisch las man geschlossen den Wirtschaftsteil der »Times«. Außer Miß Cora Brown aus Edinburgh. Sie legte Patiencen, die nie aufgehen wollten. Immer war ein dunkler Schatten »über dem großen Unbekannten«. Die italienischen Schulkinder hatten sich mit den neuesten Comicstrips auf ihre Zimmer zurückgezogen. Der Bauunternehmer aus Castrop-Rauxel (der im achten Jahr den Schneepflug übte) trank, wie jeden Abend, Champagner und stellte, wie jeden Abend, fest, daß er »lecker« schmeckte.
    Konsul Bremer saß mit der Klötzel im Bauernzimmer und starrte auf den toten Kamin. Es war jetzt elf Uhr. Noch war keine Nachricht eingetroffen von Kirsten und »diesem Herrn Leitner«. So nannte er ihn bereits in Gedanken. Schließlich war er schuld, wenn seiner Tochter etwas passierte. Er spürte, wie er zusehends ungerechter wurde. Und dann diese Klötzel mit ihren enervierenden Katastrophenberichten.
    »Am gefährlichsten sind die Staublawinen, habe ich mir sagen lassen«, war sie gerade dran am Erzählen, »die zerreißen auf der Stelle: die Lungen, das macht der Luftdruck, da kann man gar nichts gegen machen. Die Naßschneelawinen zerquetschen ja nur die Knochen. Aber ersticken tun einen sie alle beide. Im vergangenen Jahr, da ist eine furchtbare

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