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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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schwarzen Zylinder auf. Er amüsierte sich königlich damit, auf das Objektiv seiner Kamera zu zeigen und zu sagen: »Hier kommt das kleine Vögelchen heraus.«
    »Ein gelungenes Fest, lütt Deern!« Konsul Bremer ging mit Trine Hendricksen an der Bar vor Anker. Er trug eine Kapitänsmütze, log, daß die Balken sich bogen, und sang pausenlos den Evergreen: »Beim erstenmal da tut’s noch weh, da glaubt man noch, daß man es nie verwinden kann.«
    Trine war derselben Meinung. Sie paßte zu dem ollen Fahrensmann an ihrer Seite. Mit ihrem Kostüm als Kopenhagener Meerjungfrau.
    »Zwei Höllenwasser, Fräulein Kiki!« sagte der Konsul zu dem Barmädchen und grinste breit.
    Das Barmädchen kniff ein Auge zu, mixte blitzgeschwind zwei Teile Wodka mit einem Teil Rum, gab einen Schuß Soda dazu und servierte die eisbeschlagenen Gläser mit einem »Voilà«.
    »Dunnerlittchen«, sagte der Käpten bewundernd, »was sie alles kann!«
    »Ist er schon da?« fragte das Barmädchen halblaut.
    »Wer?« Der Käpten stellte sich dumm.
    »Er!« sagte das Barmädchen.
    Die Meerjungfrau schaltete sich ein: »Isch habe die >Gans< angerufen. Seine Mutter teilte mir mit, daß er gleisch kommt.«
    »Den überlaß mir mal«, prahlte der Käpten und ließ die Muskeln seines Oberarms spielen, »den Herrn Leitner!«
    »Sie hams ja sauber vor mit mir, Herr Bremer«, ertönte eine Stimme hinter ihm. Sie gehörte dem Florian. Er setzte sich auf den Hocker neben dem Konsul. Der Konsul murmelte etwas wie »Der Walzer gehört mir« und ergriff zum zweitenmal an diesem Abend die Flucht. Diesmal zusammen mit Trine.
    »Feige Bande!« zischte ihnen das Barmädchen Kiki nach. Eine Verwünschung, in die auch Jan Kiekebusch eingeschlossen war: er hatte sich noch nicht ein einziges Mal an der Bar sehen lassen.
    Der Florian saß auf seinem Hocker, stierte vor sich hin und sagte gar nichts. Kirsten arbeitete fieberhaft. Sie schwenkte Flaschen, schüttelte Shaker, jonglierte mit Sieben, Spießen, Öffnern, Ziehern, Stechern und Löffeln. Sag’s-ihm, sag’s-ihm-nicht, sag’s-ihm, sag’s-ihm-nicht klimperten die Eiswürfel, zischte die Kaffeemaschine, wimmerte die Fruchtpresse.
    »Sagen S’ amal!« sagte der Florian.
    Kirsten, das heißt Kiki, begann zu zittern.
    »Zum Trinken kriag i wohl nix heit, Fräulein Kiki?«
    Jetzt mußte es sein. »Herr Leitner«, sagte sie mit fester Stimme, »ich wollte Ihnen etwas sagen.«
    »Dann wollen S’ akkurat das nämliche wie i.« Der Florian kippte seinen doppelten Grappa in einem Zug hinunter.
    »Ich muß Ihnen sagen...«, setzte Kirsten-Kiki wieder an.
    »Und i muß Eahna sagn, sie schaun oaner gleich, oaner, die heit wieder amal net kommen ko’.« Tieftraurig kam seine Stimme.
    Wuuuiii — jetzt fing das Karussell sich wieder zu drehen an. Der Komödie mußte endgültig der Garaus gemacht werden.
    »Florian«, sagte sie, »ich bin nicht diejenige, für die Sie mich halten.«
    Der Flori sah sie erstaunt an. »I hab nia nix Schlechtes von Eahna angenommen.«
    »So meine ich es nicht. Ich meine, ich bin eine andere! Verstehen Sie das?«
    »Ja guat! I bin heit aa ganz an anderner!«
    Kiki stöhnte. »Ich bin Kirsten!« wollte sie schreien. »Kirsten, mit der du auf der Hütte warst, Kirsten, die du im Schnee gefunden hattest! Kirsten, die du liebst! Kirsten, die dich liebt!«
    Da kam eine Bestellung über zwölf Fromme Mönche. Was ein Cocktail aus Gin, Klosterlikör und Wermut ist. Als die Gläser fix und fertig auf dem Tablett standen, fragte der Florian: »Tanzen mir amal, mir zwoa?«
    »Und wer macht meine Arbeit?« Beim Tanzen, dachte sie hoffnungsvoll, beim Tanzen könnte ich es ihm ins Ohr flüstern.
    »Die ko’ der Wammetsberger aa amal machen. Gell, Schorsch?«
    Der Wammetsberger junior knurrte seine Zustimmung. Der Florian und die Kiki stiegen behutsam über einige Fußbodengäste und drängten sich langsam in Richtung Speisesaal.
    Im Speisesaal spielte eine Kapelle. Sie nannte sich »Heaven’s Joch Jazzband« und spielte so schön wie laut. Zu ihren Häupten befand sich eine hölzerne Empore, von der man einen prächtigen Blick auf die Tanzenden hatte. Auf der Brüstung der Empore saßen zwei Menschen. Der eine war ein Mann und betrunken. Er war seit einer Stunde damit beschäftigt, den Inhalt einer Konfettitüte zu zählen.
    »Sechstt... tausenddreihu... hu... hundertundzwanzig Schnipsel«, lallte er, »dis sin glatt fuffzig weniger als vorjes
    Jahr. Die be… be…. bescheißen einen, wo sie

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