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Liebe im Schnee

Liebe im Schnee

Titel: Liebe im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Pfeife endlich angezündet hatte.
    »Wennst moanst«, sagte der Florian.
    »Die halt ihr Sach’ z’samm«, sagte Vater Leitner.
    »Ko’ scho’ sei’«, sagte der Florian.
    »Und a guats Ehweib gab’s aa ab«, sagte Vater Leitner.
    »Logisch«, sagte der Florian.
    »I kannt mir koa besserne denken«, sagte Vater Leitner.
    »Ja mei«, sagte der Florian.
    Die beiden Männer schlichen noch ein paar Sätze umeinander herum. Dann entschloß sich der Alte, eine direkte Frage zu stellen.
    »Was paßt dir denn net an der Vroni?« fragte Vater Leitner.
    »D’ Vroni is scho recht, aber i hab’ scho’ a anderne auf d’ Seiten.«
    »Wieder a Fremde am End?«
    »Jawoll, a Fremde!«
    »Dees mog i.«
    »Du muasst s’ net heiraten, Vatter.«
    »Aber im Haus hab i ‘s. Und in an Gasthof g’hört a hiesige. Lang machen mir ‘s nimmer, i und d’ Muatter.«
    »Di, wo i hab, fürcht’ sich aa net vor der Arbeit. Und morgen laß i s’ kommen, Vater...« Der Florian legte dem Alten die Hand auf die Schulter, »nacha wirst es scho’ sehn, ob ‘s dir g’fallt, ‘s Madl.«
    »Da bin i aber neigierig«, sagte Vater Leitner skeptisch.
    Und der Florian sagte strahlend: »Da wird’s dir d’ Augen auf reißen.«

    »Augen wird er machen«, sagte Kirsten Bremer im selben Moment. Sie saß auf der Kante ihres Bettes und rauchte eine Zigarette nach der anderen.
    »Er wird dir Versseihung ssukommen lassen«, meinte Trine. Sie hockte im Schneidersitz auf dem Fußboden, direkt unter dem bärtigen Heiligen mit seinen vierundsechzig Engeln, und kämmte kunstvoll Kirstens Perücke. »Genau wie dein Vater.«
    »Und wenn nicht?« fragte Kirsten kleinlaut.
    »Wenn nischt, dann...« Trine kämpfte mit einer widerspenstigen Locke. »Machen wir lieber mal Probe! Also stelle dir vor, isch bin dein Florian und komme ssu dich an die Bar, und du sagst ...«
    »Ich sage, Florian, sage ich, ich muß dir was gestehen, also ich kam doch hier an, und wie ich ankam, da kam Jan Kiekebusch mir entgegen, und da kam mir der Verdacht...«
    »Ein bißchen ssuviel >kam< vielleicht« gab Trine zu bedenken.
    Kirsten warf sich auf das Bett, biß in die Kissen, sprang wieder auf und jammerte: »Ach, das ist doch alles idiotisch!«
    »Es ist mehr komplissiert.«
    »Erst sage ich mein Sprüchlein, dann lüfte ich meine
    Perücke, hokuspokus, dreimal schwarzer Kater, aus rot mach blond, wir sind doch nicht bei Zauberers.«
    Trine warf die Perücke schwungvoll auf das Bett. »Isch habe es! Du ssiehst das Ding gar nischt erst auf, gehst gleisch blond hinter die Bar, und wenn er kommt und fragt: >Was machst du denn hier, Kiki...?<«
    »Was machst du denn hier, Kirsten!«
    »Wieso?«
    »Weil ich ohne Perücke Kirsten bin.«
    »Ach so. Also er sagt: >Was machst du denn hier, KirstenDie Kiki mußte plötzlich ssu Hause, und da bin isch eingesprungen.<«
    »Wieso du?«
    »Nischt isch! Isch war doch eben Kirsten.«
    »Ach so.« Kirsten zündete sich eine Zigarette an. »Du meinst, damit wären wir diese fürchterliche Kiki wieder los.«
    »Sie iss dann maustot, glaube es misch!«
    Kirsten nahm einen tiefen Lungenzug, stieß den Rauch aus und sagte starren Blickes: »Hoffentlich! Sonst bringe ich sie nämlich selber um, das Luder ...«

    Das »Luder« war nicht umzubringen. Oder, wie es Konsul Bremer mit Hilfe Goethes etwas gebildeter ausdrückte: »Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.«
    Hatte doch der Wammetsberger junior es rundweg abgelehnt, Kirsten in blond servieren zu lassen. Er habe, so argumentierte er, Kirsten in Rot engagiert, Rot habe den Umsatz erhöht, er denke nicht daran, die Farbe mitten im dicksten Geschäft zu wechseln.
    »Und Überhaupts, was soll a so a Theater bedeuten!« schimpfte er und starrte immer wieder auf sein neues altes Barmadl.
    Ein Argument, für das Bremer vollstes Verständnis aufbrachte. Kirsten also stand wieder in Rot hinter der Bar, ärgerte sich grün und blau und sah für den Rest des Abends schwarz. Ein Glück, daß sie vor lauter Arbeit kaum Zeit hatte, ihren Ärger zu pflegen. Dieses Kostümfest nämlich hatte alle Chancen, seine Vorgänger in den Schatten zu stellen. Es ging so hoch her, daß selbst Bumsi Klötzel mehrfach äußerte: »Dat ist die Höhe!«
    Bumsi war übrigens als Sportanglerin erschienen. Sie trug bis über die Knie reichende Gummistiefel, ein Netztrikot und einen Südwester. Ihre Angelrute gab sie selbst beim Charleston nicht aus der Hand. Weil, wie sie ausführte, damit

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