Liebe in getrennten Betten (German Edition)
wollte für diese Nacht zu O’Connell in sein altes Apartment ziehen. Es war Nicks Vorschlag gewesen. Hätte sie wenigstens darauf bestanden, dass sie gemeinsam zur Trauung fuhren, liefe sie nicht Gefahr, allein vor dem Eingang zum Zivilgericht warten zu müssen.
Zoe stöhnte auf. Es war einfach albern. Sie war schon vollkommen hysterisch. Heute war Donnerstag. In weniger als vierundzwanzig Stunden würden sie verheiratet sein, und sie wäre Mrs. Nick Bateman. Kaum zu glauben, dass ein solcher Gedanke ihr noch vor vier Wochen vollkommen absurd vorgekommen wäre, eher wie eine Horrorvision. Aber in den paar Wochen mit Nick hatte sie einiges dazugelernt. Zum Beispiel, dass ein Leben mit jemandem nicht zwangsläufig bedeuten musste, zurückzustecken, seine Freiheit aufzugeben und seine Persönlichkeit infrage stellen zu müssen.
Sogar den großen, tapsigen Hund hatte sie liebgewonnen. In mancher Hinsicht kam ihr das Leben mit Nick jetzt schon wie das einer kleinen Familie vor. Und vielleicht würden sich in absehbarer Zeit ein kleiner Junge mit haselnussbraunen Augen und einem süßen Grübchen oder ein kleines Mädchen mit widerborstigen Locken dazugesellen.
Die Tür flog auf, und Tiffany aus der Buchhaltung platzte in ihr Büro – wie immer ohne anzuklopfen. Sie knallte Zoe einen Ordner mit Rechnungen auf den Schreibtisch. „Die müssen abgezeichnet werden“, blaffte sie Zoe an.
Reizender Ton, dachte Zoe. Es war allgemein bekannt, dass Tiffany im ersten halben Jahr in der Firma hinter Nick her gewesen war wie der Teufel hinter der armen Seele. Wie Shannon Zoe verraten hatte, hatte sich Tiffany besonders seit Nicks geplatzter Hochzeit mit Lynn ernsthaft Hoffnungen gemacht und ihre Stunde bereits kommen sehen. Nick hatte ihre ziemlich eindeutigen Angebote jedoch höflich, aber kühl und bestimmt zurückgewiesen.
Tiffany war eine attraktive junge Frau und offensichtlich nicht daran gewöhnt, von Männern einen Korb zu bekommen. So hatte sie sich, nachdem sie Zoe und Nick im Büro bei ihrem heißen Tête-à-tête überrascht hatte, darauf verlegt, Zoe zum Ziel zahlloser Sticheleien zu machen. Allerdings vergaß Tiffany dabei, dass ein Wort von Zoe genügt hätte, um sie von Nick feuern zu lassen.
„Ich geh das durch. Montag ist das zurück in der Buchhaltung“, meinte Zoe.
Tiffany hatte anscheinend keine Lust, gleich wieder zu gehen, obwohl Zoe sich große Mühe gab, den Eindruck zu vermitteln, dass sie äußerst beschäftigt war. „Morgen ist der große Tag, was?“
„Ja“, erwiderte Zoe und nahm ihren Blick nicht vom Monitor ihres Computers.
„Beunruhigt dich das nicht, dass Nick schon zwei Bräute hat sitzen lassen?“
Zoe blickte auf. Sie wusste, das Tiffany sie bloß provozieren wollte. Dann sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln: „Tut mir leid, Tiffany, aber ich bin augenblicklich ziemlich beschäftigt.“
Tiffany ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich meinte ja nur. Ich mache mir Sorgen um dich. Schließlich bist du sicherlich nicht die Stabilste nach dem, was du durchgemacht hast.“
Ach, du liebe Zeit, dachte Zoe, jetzt kommt auch noch die Ich-will-ja-nur-dein-Bestes-Nummer. „Ja, nett von dir, dass du dir solche Gedanken machst“, meinte sie dann zuckersüß. „Aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit zum Plaudern. Außerdem habe ich auch gar keine Lust, mit dir meine persönlichen Angelegenheiten zu erörtern.“
„Ich würde das an deiner Stelle ja nicht so auf die leichte Schulter nehmen“, erklärte Tiffany schnippisch. „Dass er erst begonnen hat, sich für dich zu interessieren, nachdem ein handfester Grund dafür vorlag, sollte dir bei Nicks Vorgeschichte zu denken geben. Na ja, es geht mich ja auch wirklich nichts an …“ Sie ließ ihre Worte auf Zoe wirken.
Und sie wirkten. Auch wenn Zoe am liebsten aufgestanden wäre und Tiffany eine runtergehauen hätte, auch wenn Zoe genau wusste, was die andere mit ihrem Geschwätz bezweckte, konnte Zoe nicht verhindern, dass ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Auf dieselben Gedanken war sie schon selbst gekommen, und es kostete sie immer wieder einige Mühe, sie zu unterdrücken.
Wie ein rettender Engel tauchte plötzlich Shannon in der Tür auf. Zoe hatte sie erst gar nicht bemerkt, aber Shannon hatte Tiffanys letzte Worte mitbekommen. „Halt die Klappe, Tiffany“, funkte Shannon dazwischen. „Jeder im Haus weiß, dass du vor Eifersucht kochst, weil du dich an Nick rangeschmissen hast und abgeblitzt
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