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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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das alles nützen?«
    »Es gibt keine Garantie. Das weißt du ebenso gut wie ich. Aber wenn du nichts unternimmst, wird alles vermutlich so bleiben wie bisher.«
    »Dann bekommt er doch noch seinen Sohn.« Sie klang bitter. »Das Einzige, woran ihm liegt. Aber was ist mit mir?«
    »Du hast endlich deinen Frieden. Und wer weiß, vielleicht wächst in deinem Bauch ja auch ein gesundes kleines Mädchen heran.«
    »Das ist keine Welt für Mädchen. Niemand weiß das besser als ich.«
    Sie hörte, wie der Mann meckernd lachte. Sie hatte Angst vor ihm, große Angst sogar, obwohl der Strick bislang stets freundlich zu ihr gewesen war. Ihre Lider begannen zu flattern. Da war es wieder, jenes verhasste Kribbeln im Bauch, vor dem sie sich so fürchtete.
    »Bestell deinem Gatten, sobald er zurück ist, dass ich fündig geworden bin. Aber es wird ihn eine Menge kosten. Und nicht nur Silber, das kannst du ihm auch bestellen. Manches ist mit Silber nicht zu bezahlen, nicht einmal mit Gold. Darauf soll er sich rechtzeitig einstellen. Sonst kommen wir beide nicht ins Geschäft.«
    »Welches Geschäft? Ich verstehe kein Wort.«
    »Umso besser. Bestell es ihm einfach! Er wird schon begreifen, was es heißt.«
    Rose zitterte. Jetzt floss der Schweiß am ganzen Körper. Plötzlich spürte sie den erdigen Geruch der Mutter wieder in der Nase, der sie stets beruhigt hatte, und sie sah Farben, strahlend und schön. Sie machte ein paar staksige Schritte, bis sie die Halle erreicht hatte, und blieb stehen, als sie ein Rascheln hörte. Die schmutzigen Binsen unter ihren Füßen hatten sie verraten.
    Der Mann und die Frau vor dem Feuer starrten sie an, als hätten sie einen Geist erblickt.
    Roses Beine begannen zu zucken, dann auch die Arme. Der Kopf schlug nach hinten. Dann stieß das Mädchen mit einem dumpfen Laut die Luft aus und fiel wie ein nasses Lumpenbündel in sich zusammen.

FEBRUAR 946
TILLEDA
    Der Himmel war von dunklen Schneewolken bedeckt, als Raymond auf seiner Stute von der Goldenen Aue aus langsam bergauf ritt. Obwohl er sich große Mühe gab, sein Gewicht auf dem Sattel so gleichmäßig wie möglich zu verteilen, spürte er, dass Belle viel schlechter trabte als noch am Morgen. Abermals verfluchte er den versoffenen Schmied, der sie in Magdeburg so nachlässig beschlagen hatte. Wenn sich inzwischen ein Hufabszess gebildet hatte, würde sie als Reittier für Wochen ausfallen. Dabei gab es im ganzen Frankenreich keinen Pferderücken, auf dem er sich wohler fühlte, so ruhig und trittsicher wie die Stute in guten Zeiten war. Dazu kam, dass sie eine exzellente Schwimmerin war und nicht einmal vor reißenden Flüssen Angst zeigte.
    »Alles in Ordnung, meine Schöne.« Er tätschelte ihren braunen Hals. »Wir sind gleich am Ziel, und dann wird man dir helfen.«
    Belle warf den Kopf zurück und schüttelte sich, als wolle sie ihn abwerfen, wie immer, wenn er mit den Wolfsfellen, aus denen sein Umhang bestand, zu nah an ihre Nüstern kam. So lange trug er das Kleidungsstück schon, und noch immer war der Angst einflößende Geruch nicht aus ihm verschwunden. Aber es gab nichts, was besser wärmte; deshalb trug er die Felle seit Jahren in jedem Winter.
    Er war auf dem Pfingstberg angelangt; vor ihm erhob sich der massige Erdwall, der die Pfalz sicherte. Beim Näherkommen entdeckte Raymond, dass davor ein neuer, breiter Graben ausgehoben worden war, den er nur an einer einzigen Stelle auf einer Holzbrücke überqueren konnte. Außerdem hatte man neben dem Haupttor einen Holzturm errichtet, der eine weite Sicht über das Land erlaubte. Im schwindenden Licht sah er oben zwei Männer stehen, die Wache hielten, einer so groß und stattlich wie ein Baum, der andere ein ganzes Stück kleiner und ungleich schmäler.
    »Was willst du?«, rief der Riese zu ihm herunter, nachdem Raymond abgestiegen war und auf das zweiflügelige Tor zuging, das tief in den Wall eingeschnitten war.
    »Hinein«, sagte Raymond und war sich im gleichen Augenblick bewusst, welch seltsamen Anblick er in seinen unförmigen grauen Fellen bieten musste. »Macht auf! König Otto hat mich zu euch gesandt.«
    Er sah, wie die beiden eine ganze Weile miteinander redeten.
    »Du hast sein Siegel?«, tönte es ihm schließlich entgegen.
    »Hier, in meiner Hand. Aber um das zu überprüfen, müsst ihr euch schon zu mir herunterbequemen.«
    Es dauerte, bis das Tor geöffnet wurde. Durch einen Spalt schob sich eine riesige, schmutzige Pranke und nahm Raymond das Wachssiegel aus

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