Liebe ist ein Kleid aus Feuer
stieß die Holztür auf. Es roch nach Kohle und Eisen. Im Halbdunkel der Werkstatt, an das die Augen sich erst langsam gewöhnten, erkannte man hinter dem Amboss den Schmied in seiner Lederschürze, einen kräftigen Mann mit spärlichem blondem Haar.
Mit federnden, kraftvollen Schlägen schmiedete er eine glühende Zangenhälfte fertig, dann schreckte er sie im Wasserbecken ab.
»Ich bring dir ein krankes Pferd, Vater«, sagte der Junge. »Und einen Mann, der es bald wieder reiten möchte. Der König schickt ihn. Wir müssen ihm helfen.«
»Sobald meine Zange fertig ist.«
Algin zog die Zangenhälfte aus dem Wasser und legte sie auf den Schmiedeherd neben dem Feuer. Mit einer Schaufel schob er die Holzkohlen in der Esse zusammen und befeuchtete sie mit dem Löschwedel. Mehrere Male zog er am Blasebalg, der über ihm an einem Balken hing, dann wendete er eine Arbeitszange, die den Niet im Feuer hielt.
Algins Blick richtete sich auf seinen Sohn.
»Lando!«, ertönte der knappe Befehl, und der Junge legte die zwei Hälften der neuen Zange auf den Amboss. Sein Vater holte den Niet aus dem Feuer und steckte ihn mit einer spitzen Zange durch die Löcher der beiden Hälften. Kurze, präzise Schläge, bis sie miteinander vernietet waren. Danach kam die fertige Zange unter mehrmaligem Auf- und Zuklappen ins Wasser. Der Schmied schien zufrieden mit dem Ergebnis.
Lando hatte jeden seiner Handgriffe verfolgt, bis Algin das fertige Werkzeug in die Wandhalterung zu den anderen steckte.
»Hol das Tier rein!«, sagte er nur.
Belle machte Anstalten zu scheuen, als sie das Feuer sah; aber mit gutem Zureden, Schieben und Drücken stand sie endlich doch in der Schmiede. Raymond klopfte ihr beruhigend den Hals.
»Welcher Huf ist es?«, fragte Algin.
»Links hinten. Ich hab schon befürchtet, sie wird mir lahm.«
Raymond knickte Belles Gelenk ein und hob den Huf nach oben. Algin untersuchte ihn.
»Mehr Licht!«, befahl er, und Lando stellte sich mit einem brennenden Kienspan dicht neben ihn. »Wurde auch Zeit«, sagte der Schmied angesichts des unregelmäßig abgelaufenen Eisens.
Er wählte unter seinen zahlreichen Zangen aus dem Wandgestell die richtige und bog die Nägel gerade, die seitlich aus dem Huf ragten.
»Halt sie jetzt fest!« Das war an Raymond gerichtet. »Es wird nicht angenehm für sie werden.«
Raymond klemmte sich den Huf zwischen Arm und Hüfte. Algin lockerte die Nägel und schlug sie aus dem Huf. Polternd fiel das Eisen zu Boden. Mit einem kurzen Messer entfernte der Schmied Hornsplitter.
»Da hat nicht mehr viel gefehlt«, sagte er schließlich, als er seine Arbeit beendet hatte. »Der Huf war schon ganz heiß.« Er griff nach einem zweiten Messer, das schmäler und länger war. »Ich bin reichlich aus der Übung«, sagte er. »Soll ich es trotzdem versuchen?«
Raymond nickte.
Vorsichtig schnitt Algin an mehreren Stellen in den Huf. Etwas Weißliches trat aus; ein strenger Geruch verbreitete sich.
»Jetzt kann der Eiter abfließen«, sagte er. »Später kommt der Verband. Und du solltest Zeit verstreichen lassen, bevor du sie wieder beschlagen lässt oder gar reitest.«
Belle stupste Raymond an der Schulter, nachdem sie von ihr abgelassen hatten. Er spürte, wie froh sie war, den Schmerz endlich los zu sein.
»Bring sie nach draußen! Ich habe zu tun.«
Raymond tat, wie der Schmied ihn geheißen hatte, aber er kam noch einmal zurück.
»Hast du etwas vergessen?«, fragte Algin, ohne aufzuschauen.
»Deinen Lohn.« Raymond legte eine Münze auf den Schleifstein, was der Schmied mit einem knappen Nicken kommentierte. »Und meinen Dank.« Er zögerte kurz. »Kann ich noch einmal das Messer sehen, das du soeben benutzt hast?«
Algin reichte es ihm wortlos.
»Eine wurmbunte Klinge!«, sagte Raymond anerkennend und prüfte die Schneide mit seinem Daumen. »Scharf wie der Teufel und gleichzeitig glatt wie die Haut einer schönen Frau.«
»Andere Messer haben keinen Taug. Ich verschwende meine Kraft niemals an Wertloses.«
Raymonds Blick schweifte durch den halbdunklen Raum, und wieder sah er das Schwert, das an der Wand hing und das ihm schon vorhin aufgefallen war. Nicht nur die polierte lederne Scheide, in der es steckte, zog seine Neugierde auf sich. Es kam ihm um einiges schlanker vor als die Waffen, die sonst üblich waren, und es sah erstaunlich leicht aus. Mit ihm zu kämpfen würde weniger Kraft kosten und so zusätzliche Beweglichkeit ermöglichen.
»Wem gehört dieses Schwert?«, fragte
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