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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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dabei zusah.
    »Es liegt an ihm«, sagte sie heftig. »Er lässt nicht von mir ab, bis es wieder so weit ist. Ich muss sie dann austragen und unter Schmerzen herauspressen, nur, um zu erleben, dass sie nicht atmen wollen. Keiner von ihnen.« Sie begann zu weinen. »Kein Einziger.«
    »Alles Söhne, nicht wahr?«
    Oda hatte keine Ahnung, woher er das wusste, aber es stimmte.
    »Und das große rote Mädchen mit dem gesunden Appetit?«
    Sie schüttelte den Kopf und schwieg beharrlich.
    »Dann liegt die Zukunft deines Ritters also dort draußen vor der Kapelle begraben«, sagte der Strick. »Und deine mit dazu. Denn die Zeit rennt euch davon. Dein Gatte ist bereits ein alter Mann. Und du wirst, wenn du so weitermachst, binnen Kurzem ein verbrauchtes Weib sein. Dann kann keiner dich mehr erlösen. Auch nicht, wenn seine Knochen schon längst vermodert sind.«
    »Was willst du?« Oda benutzte den Ärmel, um ihre Tränen fortzuwischen.
    »Ich komme ordentlich herum, weißt du«, erwiderte der Strick, »das liegt an der Art meiner Geschäfte.« Er hatte ihr Interesse geweckt. Das erkannte er an ihrem wachen Blick. »Ich höre dies und das, sehe vieles und vergesse wenig. Weil ich nirgendwo lang bleibe, verlieren die Leute schnell die Scheu, mir Geheimnisse anzuvertrauen.«
    »Komm zur Sache!«
    »Ich bin längst dabei.« Er beugte sich leicht nach vorn. Etwas Kaltes ging von ihm aus. Oda wich unwillkürlich zurück. »Überall im Land treffe ich auf Frauen, die sich vergeblich einen gesunden Sohn erhoffen. Und andere wiederum, klügere, bleiben nicht nur beim Hoffen, sondern lassen sich helfen.«
    »Wer könnte mir schon helfen?«, fuhr Oda auf. »Es sei denn, jemand schneidet ihm eines Nachts die Kehle durch, damit er mich nicht mehr schwängern kann.«
    »Dafür würden seine Eier auch schon reichen«, gab er ungerührt zurück. »Du willst also, dass dieses Kind gesund zur Welt kommt?«
    »Ich gehe zugrunde dabei. Jedes Mal stirbt auch ein Stück von mir.«
    Er schien zu überlegen, dann erhellte sich sein Gesicht.
    »Ich könnte dir jemanden vorbeischicken«, sagte er. »Ragna.«
    »Und wer soll diese Ragna sein?«
    »Eine, die sich auskennt. Die schon vielen beigestanden hat. Bist du klug, dann folgst du ihren Vorschlägen. Anderenfalls können wir uns den ganzen Aufwand sparen. Du bist einverstanden?«
    »Wenn Ragna zufällig eine dieser dreckigen Moorhexen ist, kannst du gleich verschwinden«, zischte Malin säuerlich. »Von denen lass ich keine an meine kleine Oda.«
    »Sieh an, man hat auch mitzureden!« Sein Tonfall troff vor Hohn. »Hör ich da vielleicht eine Spur Eifersucht mitschwingen? Oder gar ein Quäntchen Verdruss? Weil ich möglicherweise Leute kenne, die fähiger sind und weitaus kundiger als eine alte Vettel?«
    »Wer einmal am Galgen gebaumelt hat, kann es auch wieder tun.« Malin war aufgestanden und baute sich nun drohend vor dem Mann auf. »Und manchmal geht das sogar schneller, als einem lieb sein kann. Meine Augen mögen alt sein, aber sie sehen scharf genug, um Schurken wie dich selbst in finsterer Nacht zu erkennen.«
    Sie wandte sich an Oda. »Hör ihm nicht zu! Er hat nichts als Unrat im Kopf – dieser Galgenstrick!«
    »Lass ihn, Malin! Misch dich nicht ein! Ich will wissen, was er zu sagen hat. Dann erst entscheide ich.«
    Der Strick lächelte breit.
    »Ich wusste, dass du vernünftig bist«, sagte er. »Du erfährst es aber nur unter vier Augen. Die Alte muss raus. Sonst bleiben meine Lippen versiegelt.«

    Es war nicht einfach, sich im Dunkeln zurechtzufinden, aber ihr Herz klopfte so hart gegen die Rippen, dass sie nicht länger liegen bleiben konnte. Außerdem fror sie jämmerlich. Der Hals war zugeschwollen, und kalter Schweiß rann ihr den Nacken hinunter. Natürlich hätte sie jetzt weinen können, nach Tante Almut rufen, nach dem Vater, aber sie wusste ja, dass beides sinnlos war, und wenn sie jetzt weinte, würde sie sich hinterher nur noch verlassener fühlen.
    Sie stieß sich mit der Schulter an der rauen Wand. Der kleine silberne Mond auf ihrer Brust brannte. Die Lunula schützte sie, das wusste Rose, immer , wie die Mutter gesagt hatte, und doch hatte sie zugelassen, dass sie so krank geworden war.
    Dort vorn musste die große Halle sein; sie erspähte Feuerschein, und jetzt, jetzt hörte sie auch Stimmen.
    »Ich weiß nicht.« Das war Eilas schöne Mutter, die sie vorhin so kalt angesehen hatte, als sei sie nichts anderes als ein herrenloser Köter auf zwei Beinen. »Was soll

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