Liebe Ist Furcht
gleichzeitig, dass er damit aufhörte, seine Kraft durch sie zu leiten, und dass er weitermachte. Cerdewellyns Energie war überwältigend.
Hör auf dagegen anzukämpfen und der Schmerz wird verschwinden ! Sagte er, und sie wusste nicht, ob er es laut ausgesprochen hatte oder ob sie seine Stimme in ihrem Kopf gehört hatte.
Er hatte Recht, sie kämpfte dagegen an, versuchte den Zustrom an Energie von Cerdewellyn zu kontrollieren, sie in Rationen an die Wölfe auszuteilen. Sie musste offen sein, sie durch sich hindurchströmen lassen, statt zu versuchen sie zu kontrollieren.
Sie entspannte sich, hörte auf ihre Muskeln zu verkrampfen und ließ die Energie stattdessen über sie strömen. In dem Moment als sie es tat, verschwand der Schmerz. Der Wolf war bei ihr, sein Bewusstsein und seine Gedanken nah genug, um sie zu berühren.
„Mein Wolf... mein Wolf, ich rufe dich“, sagte Cer.
Warum ist es sein Wolf, fragte sie sich. Was bedeutete das? Das Tier versuchte es ihr zu sagen, bot ihr die Geschichte in Bildern, Erinnerungen, Gerüchen und Gefühlen an. War willens, sie die Erinnerung daran sehen zu lassen, wie der Wolf an Cerdewellyn gebunden wurde.
Ausschnitte aus der Vergangenheit des Wolfes rauschten an ihr vorüber, als säße sie in einem rasenden Auto und sähe aus dem Fenster. Ein Dorf. Eine Hütte. Ein Feuer. Eine Frau in handgemachter Kleidung. Ein Baby. Ein Welpe. Wölfe um ein Feuer. Die Vision verlangsamte sich, rotierte um sie, als drehte sich die Welt um sie herum. Sie wurde langsamer und hielt schließlich an. Sie konnte den Wald riechen, wie der Wolf es tat, Menschen durch die Ohren des Wolfes sprechen hören... die Angst des Wolfes spüren.
Sie und der Wolf waren eins. Sie wusste seinen Namen —Ajax. Dass er eine Frau und Kinder hatte und dass er nicht erwartete, die Nacht zu überleben.
Ajax tappte in die dunkle Nacht. Er konnte die Pfoten der anderen Wölfe neben ihm hören, während sie auf das glühende, orangefarbene Licht zugingen. Eine Lichtung war gemacht worden, ein Feuer loderte im Wind und die Flammen flackerten hoch auf.
Freunde und Familie waren da, die Kinder verhielten sich zurückhaltender als gewöhnlich, während alle besorgt um das Feuer herum warteten. Die Frauen sangen, und diejenigen, die in gebärfähigem Alter waren, tanzten nackt um das Feuer, während die jungen Mädchen und die älteren Frauen einen Kreis formten, Hand in Hand, mit gebeugten Köpfen, wobei sie Cerdewellyns Namen anriefen und ihn anflehten, zu ihnen zu kommen.
Das Feuer loderte und eine schwarze Gestalt erschien in den Flammen. Als ob jemand auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war und nun von innen heraus wieder hergestellt wurde. Die Flammen teilten sich, als er Gestalt annahm. Das Herz des Wolfes stockte bei dieser eindrucksvollen Demonstration von Macht.
Er ist stark genug, um uns zu beschützen, dachte Ajax.
Cerdewellyn war in dem Feuer, ganz und unversehrt. Als er aus den Flammen trat, zerstreuten sich die Frauen und machten einen großen Bogen um ihn.
Der Führer der Wölfe ließ sich auf ein Knie nieder. „Mein Lehnsherr. Wir haben Euch hierher gerufen, um Euren Schutz zu erbitten. Die Horde naht. Dörfer in allen Richtungen sind vernichtet worden. Werdet Ihr uns schützen?“
Ajax hörte das Feuer prasseln, sah die Frauen unruhig werden, während alle von ihnen mit angehaltenem Atem darauf warteten zu erfahren, ob Cerdewellyn sie retten würde. Und zu welchem Preis.
„Ich werde euch von hier fort bringen und euch als meine eigenen ansehen“, sagte Cerdewellyn. „Aber ihr und alle eures Volkes müssen sich an mich binden; wissen, dass ihr meinen Namen tragen und von diesem Tage an allein nach meinem Willen arbeiten werdet. Nehmt ihr an?“
Ihr Führer leckte sich die Lippen und stellte Augenkontakt her — nicht mit den Männern, sondern mit den Frauen. Waren sie willens, Cerdewellyn ihre Kinder zu überlassen? Sicherheit als Gegenleistung für eine Bindung an den Fey-König? Die Frauen nickten, dabei umklammerten sie ihre Kinder fest. Cerdewellyn oder der Tod.
Ihr Führer öffnete den Mund, bereit zuzustimmen, als Cerdewellyn sprach: „Ich höre sie — die Horde. Er ist gekommen. Weiß Lucas, dass ihr mich angerufen habt? Denn seine Rache wird doppelt so streng sein für diejenigen, die zurückbleiben.“
„Er wird uns ohnehin töten, sollten wir zur Zeit seiner Ankunft immer noch hier sein. Es macht keinen Unterschied.“
Cerdewellyn lachte. „Der Unterschied
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