Liebe Ist Furcht
Müdigkeit würde vorübergehen. Das tat sie immer. Es konnte nicht sein Ziel sein, sämtliche Vampire zu töten oder gänzlich zu gewinnen, es musste darum gehen, eine Person nach der anderen zu retten. Und er würde Valerie vor Lucas retten, selbst wenn es ihn umbrachte.
Wenn die Erschöpfung vorüber sein würde, würde er sich wieder wie er selbst fühlen. Die Wut würde zurückkehren — so strahlend und heiß, dass sie der Sonne Konkurrenz machen könnte. Sein Verlangen nach Rache, Verlangen, die Monster zu vernichten, brannte heißer und heftiger als seine Liebe für irgendetwas oder irgendjemand.
Sogar Valerie.
Er zog die Schlüsselkarte aus seiner Tasche, die Hand schwebte über dem Schlüsselschlitz. Er konnte noch nicht hinein gehen. Wenn er es täte, würde er sie anschreien, sie anbrüllen, sie fragen, ob das, was Rachel gesagt hatte, die Wahrheit war — fickte sie ihn, während sie an Lucas dachte? War das der Grund für die Verzweiflung?
Denk an mich, wenn du sie fickst . Er hörte sie es wieder und wieder sagen. Die Worte wiederholten sich in Endlosschleife in seinem Kopf. Sagten ihm, wie er sie nehmen sollte, an wen er denken sollte.
Herr Gott nochmal . Jack mochte über manche Dinge verwirrt sein, aber er wusste mit Sicherheit, dass Rachel keins davon war.
Er kreiste mit den Schultern, streckte den Nacken und zog die Schlüsselkarte
durch den Schlitz. Val wartete.
Kapitel 11
Valerie sah Jack an, ihr Gesicht leicht blass, die Lippen zu einer besorgten Linie verzogen. Neben ihr war die Mappe von Rachel. Ihre Hände waren darüber gefaltet, mit festem Griff. Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, doch er stoppte sie mit einem Kopfschütteln. „Lass uns essen gehen. Wir können dabei darüber sprechen.“
„In Ordnung.“ Sie ging an ihm vorbei und ins Badezimmer, bürstete sich die Haare und trug etwas Parfüm auf. Es war etwas Blumiges und Waldiges. Es war nicht weich oder zart, sondern einprägsam. Das ist sie .
Jack lehnte an der Tür, hielt sie mit seinem Gewicht auf, während sie ihre Sandalen anzog.
„Dir geht’s besser?“
„Ja. Danke“, sagte sie, fast schüchtern klingend.
Sie ging an ihm vorbei und wartete im Gang auf ihn. Jack überlegte, ob er sie hätte küssen sollen. Wollte sie überhaupt, dass er es tat? Scheiße, will ich es ?
Sie gingen ins Restaurant und setzten sich, schafften es, dies zu tun ohne ein Wort zu sagen, ohne eine Berührung oder auch nur einander anzusehen.
Er wollte sie. Er liebte sie. Das tat er. Aber... er hatte nie erwartet, sie zu haben . Und jetzt, wo er sie ansah, wie sie die Speisekarte studierte, als sei es das Wichtigste auf der Welt, fragte er sich, ob sie vielleicht ebenfalls nicht wusste, was zum Teufel sie mit ihm anfangen sollte.
Val wollte sich übergeben. Heute Abend war es soweit. Sie musste mit Jack sprechen und ihm sagen, was los war. Es war nicht fair, für keinen von ihnen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie ihn gewollt, aber nicht so, mit Geheimnissen und Spannung.
Scheinwerfer waren aufgestellt, strategisch platziert, so dass man die Wellen des Ozeans sich in der Nacht brechen sehen konnte. Die Stille war unangenehm, als sie in ihre Speisekarten sahen und darauf warteten, dass ihre Bestellungen aufgenommen werden würden.
Sie versuchte sich für die bevorstehende Unterhaltung zu sammeln. Ist es das, was Leute damit meinen, wenn sie sagen, dass sie sich wappnen? Was auch immer . „Rachel war hier, sie hat mir eine Mappe von Lucas gebracht.“
Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. „Ja, ich weiß.“
Sie stützte ihr Gesicht in ihre Handfläche, den Ellbogen auf dem Tisch aufgestützt. „Woher?“
„Sie hat es mir gesagt. Kam zu mir, nachdem sie sie dir gebracht hatte.“
„Hast du sie — getötet?“
Jack schenkte ihr ein gekünsteltes Lächeln, ein Mundwinkel nach oben gezogen. „Nein.“
Val wollte ihn fragen, warum nicht. Aber eigentlich wollte sie es nicht wissen und vermutete, er würde es ihr nicht sagen. „Was hat sie gesagt?“
Er beugte sich vor, so dass sie nicht mehr als fünfzehn Zentimeter voneinander entfernt waren. Die Gesichter so nah wie Liebhaber, aber sein Ausdruck war erfüllt von Wut. „Warum fängst du nicht an? Sei ehrlich zu mir, und wir werden sehen, ob eure Geschichten identisch sind?“
Val fuhr in ihrem Stuhl zurück, ballte ihre Fäuste unter dem Tisch. „Du würdest ihr eher glauben als mir?“
„Sprich verdammt nochmal einfach mit mir, Val! Du weißt, dass
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