Liebe Ist Furcht
sie sicherstellen, dass sie einander nicht trafen.
Vielleicht sollte sie Lucas noch nicht anrufen. Sie hatte gerade erst ihren Vater beerdigt. Einiges von ihrer Wäsche von Hawaii lag immer noch in der Zimmerecke. Warten hörte sich an wie eine wundervolle Idee. Sie brauchte nur ein oder zwei Jahrzehnte.
Aber wenn sie wartete, würde Jack wieder auftauchen und verlangen, mit ihnen nach Roanoke zu gehen. Wenn man schon übers Desaster spricht. Jack und Lucas, die einander ansahen, als wollten sie sich gegenseitig durchbohren. Jack, der versuchte Lucas zu töten, während sie hoffte, dass Lucas sich großmütig genug fühlte, Jack nicht zu töten.
Sie würde es hinter sich bringen. Nach Roanoke gehen, herausfinden, dass Feen nur in Disneyland existierten, und dann würde sie sie beide abservieren. Vielleicht bei Ian vorbeischauen und sehen, ob er immer noch auf der Jagd nach einer problem-bepackten Amerikanerin war.
Ihre Handflächen waren verschwitzt und ihr drehte sich der Magen um, so dass sie dachte, sie müsse vielleicht ins Badezimmer rennen und entscheiden, ob es eine Sitz-oder-steh-Situation war.
Sie sah sich einen Moment lang in ihrem Zimmer um, immer noch zaudernd. Ihr hübsches rosa Zimmer, das ihre Mutter für sie dekoriert hatte. Bevor sie von einem Vampir getötet wurde. Und jetzt würde Val Lucas, den König der Vampire, anrufen und ihm sagen, dass sie einverstanden war, ihm zu helfen. Und wahrscheinlich, ihn zu bumsen.
Oh Scheiße .
Sie wählte schnell die Nummer, hörte es klingeln und hatte ihre Mailbox-Nachricht vollständig durchgeplant. Er hatte bislang noch nie geantwortet. In der Tat gab es wahrscheinlich nichts, worüber sie sich Sorgen machen musste. Nicht im Geringsten. Sie fragte sich fast, ob er überhaupt jemals ans Tel—
„Hallo?“
Oh Mist ! Ihr Mund stand offen, als sie versuchte, sich an die englische Sprache zu erinnern. „Lucas, ich bin’s. Ähmm... Valerie“, sagte sie, während sie das Gefühl hatte, als sollte ihr jemand dazu gratulieren, dass sie sich an ihren Namen erinnerte. Sie wusste, selbst bei diesem einen Wort, dass es Lucas war. Sie wusste es, weil ihre Nippel steif wurden, ihr Atem schwer wurde und sie auf das Bett zurück plumpste, als habe sie keine Knochen.
„Was ist los?“, sagte er, mit knapper Stimme.
Ihre Brust schnürte sich zu, und ihre Unterlippe fühlte sich an, als zittere sie. Sie wollte ihm die Dinge sagen, ihm erzählen, was los war, weil... er zuhören würde? Er sich für sie interessierte? Er es erscheinen ließ, als seien ihre Probleme etwas, worüber sie hinwegkommen würde? Sie versuchte sich etwas einfallen zu lassen, das sie sagen konnte. Sie hatte die Mailbox erwartet! Sie musste zu lange gewartet haben, denn er sprach wieder.
„Bist du in Gefahr? Soll ich zu dir kommen?“ Sein Tonfall war distanziert und schroff, als bedeute sie ihm nichts.
„Nein, es geht mir gut.“ Sie schluckte. „Du weißt, wo ich bin?“
Eine lange Pause. „Nein.“
Wie kam es, dass sie sich keinen Mann aussuchen konnte, der viele Worte benutzte und sich deutlich ausdrückte? Val seufzte, während sie auf ihre Tagesdecke starrte und an einer Blume, deren Rand sich löste, herumzupfte. „Ich werde dir helfen, die Fey zu finden.“
Eine weitere lange Pause. Vielleicht wollte er ihre Hilfe nicht mehr. Warum sollte er auch? Was zum Teufel würde sie denn ohne ihn machen? Sie war halb überzeugt, dass die ganze Sache sowieso nur ein Trick war, um sie ins Bett zu kriegen.
Sie war nicht ,super‘ irgendwas. Nicht ,super‘ mächtig, ,super‘ widerstandsfähig. Scheiße, sie war noch nicht mal ,super‘ heiß, clever oder dünn. Oh, warte. Ich bin ,super‘. ,Super‘ gewöhnlich .
Doch dann hatte sie ihn zurückgewiesen, ihm für einen anderen Typen den Laufpass gegeben und kam jetzt zu ihm zurückgekrochen. Sie konnte es hören, es in ihrem Mark fühlen — er war mit ihr fertig. Er wollte sie nicht mehr.
„Was ist passiert?“, fragte er ungeduldig.
„Nichts.“ Mehr Zittern der Unterlippe. Sie hörte Atmen über das Telefon. Oh nein, es ist meins ! Val bewegte das Telefon, errötend. Sie hatte geklungen, wie ein an Asthma leidender Mops, der in die Leitung hechelte.
„Du würdest mit mir nach Roanoke gehen? Mich da treffen?“
„Ja. Sicher. Ähmm... aber Jack will auch mitkommen.“ Ihre Augen waren zugekniffen, als sie es sagte, als ob das irgendwie den Schlag dämpfen würde. Warum zum Teufel hatte sie es überhaupt gesagt? Sie wollte
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