Liebe ist keine Katastrophe
Menge Kies aufspritzte.
Emory biss die Zähne fest zusammen. Wenn es nach Walter Moon ging, würde Shelby ihr ganzes Leben lang bei ihm wohnen, ihn von vorne bis hinten bedienen und für immer in seinem schäbigen Laden arbeiten.
Er riss sich die Kappe vom Kopf und schlug sich damit frustriert gegen den Oberschenkel. Er war drauf und dran, Shelby anzurufen, um ihr zu sagen, sie solle auf ihn warten, er sei auf dem Weg und komme sie abholen.
Doch er wischte sich mit der Hand über das Gesicht. So sollte es nicht ablaufen. Er wollte lieber hereinkommen und sie überraschen, ihren Gesichtsausdruck sehen, wenn sie ihn zum ersten Mal in seiner Uniform sah. Er ging davon aus, dass Walter ihr nichts von ihrer Begegnung erzählen würde, weil er bestimmt hoffte, Emory für immer abgeschreckt zu haben.
Das hatte er aber nicht. Wenn überhaupt, dann war Emory jetzt sogar noch fester entschlossen, Shelby aus diesem Nest herauszuholen.
Wütend und verärgert entschloss sich Emory, zuerst seinen Vater zu besuchen, bevor er zu Shelby fuhr. Sein Dad hatte immer einen guten Rat für ihn parat.
Dr. Cletis Maxwell betrieb seine Praxis in einem alten Gebäude im Ortszentrum, in dem sich auch noch ein Blumenladen und eine Bäckerei befanden. Emory ging an dem Patienteneingang vorbei zum Hintereingang, wo es für Liefer- und Ambulanzfahrzeuge eine Rampe und eine Tür gab. Dort klingelte er und wenig später öffnete Nancy Cole, die langjährige Sprechstundenhilfe seines Vaters. Als sie ihn erkannte, leuchteten ihre Augen freudig auf. „Emory!„
Er umarmte sie herzlich.
„Dein Dad hat mir nicht gesagt, dass du kommst.„
„Er weiß es ja selbst nicht.„
„Komm rein. Ich bringe dich in sein Büro und erzähle ihm, dass ein Arzneimittelvertreter auf ihn wartet.„ Sie strahlte. „Er wird sich so freuen, dass du da bist.„
Nancy führte ihn unbemerkt in das Privatbüro seines Vaters. Emory tigerte ungeduldig auf und ab und schaute sich die Bilder an der Wand an – Fotos von ihm mit den Armstrong-Jungs in der Kinder-Baseballmannschaft, Familienfotos aus der Zeit, als seine Mutter noch lebte, das Abschlussballfoto mit Shelby und ein Bild von ihm in US-Army-Uniform.
Die Tür ging auf und sein Vater trat herein. Er trug seinen weißen Arztkittel und las in einer Akte. „Ich bin etwas in Eile„, sagte er, dann erst schaute er auf. Als er erkannte, dass der Besucher sein Sohn war, verwandelte sich sein Gesichtsausdruck und er strahlte vor Freude. „Mein Junge!„
„Dad.„ Emory umarmte ihn lange und fest. Anders als Mr Moon war Emorys Vater ein gefühlvoller Mensch. Als er seinen Sohn losließ, zog er ein Taschentuch hervor, ohne sich dessen zu schämen, und wischte sich über die Augen.
„Du siehst gut aus. Was für eine schöne Überraschung.„
„Ein kurzfristiger Urlaub für fünf Tage. Porter ist auch mitgekommen.„
Sein Vater lächelte. „Wie schön. Emily wird sich freuen, eines ihrer Kids zu Hause zu haben.„
Emory blinzelte erstaunt. Obwohl die Armstrongs und die Maxwells seit vielen Jahren Nachbarn waren, hatte er noch nie gehört, dass sein Vater Emily Armstrong anders genannt hätte als Ms Armstrong . Gab es vielleicht eine romantische Annäherung zwischen Witwe und Witwer? Über diesen Gedanken musste er lächeln.
„Sicher hat Shelby sich gefreut, dich zu sehen.„
Emory nahm die Kappe ab und fuhr sich mit der Hand über das kurz geschorene Haar. „Sie weiß noch gar nicht, dass ich hier bin.„
„Ist etwas nicht in Ordnung?„
„Ich bin gekommen, weil ich ihr einen Heiratsantrag machen will.„
Auf dem Gesicht seines Vaters breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. „Wurde auch Zeit. Gratuliere, mein Junge.„
„Du kannst den Smoking noch im Schrank lassen„, sagte Emory seufzend. „Ich habe mit Walter gesprochen.„
„Und?„
„Und er hat sich geweigert, mir seinen Segen zu geben.„
Sein Vater presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Das tut mir leid. Walter ist ein guter Mann, aber wenn es um Shelby geht, verschließt er die Augen vor dem, was für sie das Beste wäre.„
„Was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun?„
Sein Dad zögerte, dann klopfte er ihm auf die Schulter. „Meiner Meinung nach geht das alles nur Shelby und dich etwas an. Egal, wofür ihr beide euch entscheidet, Walter Moon wird es akzeptieren müssen.„ Dann grinste er fröhlich. „Oh, und ein Dutzend rote Rosen aus dem Blumenladen nebenan würden bestimmt auch gut bei ihr ankommen,
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