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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
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Leuten Komplimente dafür bekommen.«
    Sie lächelt. »Siehst du, du leistest gute Arbeit. Oh, bevor du gehst, komm mal mit. Ein Hemd habe ich aufgehoben, um es deinem Dad zu schenken.« Wir gehen in ihr Schlafzimmer, und sie öffnet Grandpas Schrank. Er ist komplett leer, bis auf ein einzelnes Golfhemd, das auf einem Bügel hängt. »Das hier.« Sie holt es heraus und reicht es mir; es ist das Hemd von der John Carroll University, das ich Grandpa in meinem ersten Semester zum Vatertag geschenkt habe. Das Marineblau ist verblichen, und die Schultern sind ausgebeult, weil es so lange auf dem Bügel gehangen hat. »Dein Grandpa hat dieses Hemd geliebt.«
    »Ich weiß, er hat es ständig angehabt.«
    »Ich wollte es nicht an Fremde geben.«
    Wir küssen uns zum Abschied, und als ich ins Auto steige, atme ich Grandpas Duft ein – eine Mischung aus Pfeife, Motoröl und Aloe –, bis mir die Tränen kommen. Dann hänge ich das Hemd nach hinten, über Chris’ Pullover. Oh, die Herzen, die unter diesen Kleidungsstücken geschlagen haben …
    Ich lasse den Motor an und werfe einen Blick auf das Hemd, das im Rückspiegel tanzt. Er ist weg, und ich muss mich jetzt um andere Dinge kümmern.

6
    Verlier dich nicht
    Ende Oktober, in Tuckers Herbstferien, planen wir ein langes Wochenende im Pennsylvania Grand Canyon. Bis jetzt hatte ich noch nie davon gehört, aber laut Tucker ist es eine tiefe, waldige Schlucht mitten im Bundesstaat, die von einem riesigen Wasserfall geteilt wird. Ich will Tucker mit diesem Kurzurlaub zeigen, dass ich mich auf die Beziehung mit ihm einlasse. Dr. Chris ist jetzt seit zwei Wochen weg, und wenn ich nicht gerade eine seiner seltenen E-Mails mit einer Marketing-Frage oder mit einem Hinweis auf die Schönheiten von Südostasien bekomme, denke ich fast kaum noch an ihn. Weit weg von Arbeit, Schule und Eltern wollen Tucker und ich endlich einmal ein Wochenende ganz für uns haben, um uns zu entspannen.
    Tucker jedoch sieht den Trip eher als Gelegenheit, zu angeln, Football zu gucken und all die anderen Dinge zu tun, die Jungs gerne so machen und mit denen ich rein gar nichts anfangen kann. Aber ich sage mir, dass es einen Versuch wert ist. Ich war lange weg von Pennsylvania, und vielleicht gefällt es mir ja unter den Anglern und Jägern. Grandma ist jedoch nicht überzeugt davon, dass das Wochenende mich derart verändern könnte. Als ich ihr erzähle, dass ich mir einen Angelschein besorgt habe, höre ich ihr schallendes Lachen am Telefon. »Angelschein! Wann bist du denn das letzte Mal angeln gewesen?«
    »Mit Grandpa«, erwidere ich. »Da muss ich acht oder so gewesen sein. Aber ich habe eine kleine Regenbogenforelle gefangen, und Grandpa war ganz begeistert. Siehst du, das hatte ich völlig vergessen; vielleicht habe ich ja insgeheim doch ein Faible für das Leben in der Natur.« Ich frage Grandma, ob sie jemals mit Grandpa angeln war. »Du liebe Güte, nein«, sagt sie. »Angeln hat mich nie interessiert, und Grandpa war dabei auch am liebsten allein. Er hat ja den Kindern kaum gezeigt, wie sie eine Angel auswerfen müssen.«
    Als ich etwa vier war, kaufte Grandpa mir eine Baseballkappe, auf der ein dicker Stofffrosch saß, weil Frösche damals meine Lieblingstiere waren. In der Dämmerung, wenn die Grillen und Frösche ihr Konzert begannen, ging Grandpa mit mir zum See. Mein Bruder und meine beiden Cousins, die damals alle gerade erst ein Jahr alt waren, lagen schon im Bett, während wir mit einer Taschenlampe das Ufer nach Fröschen absuchten.
    »Grandma, habe ich überhaupt jemals einen gefangen?«, frage ich sie.
    »Oh, sicher, manchmal schon. Aber am nächsten Morgen waren sie immer entwischt.« Sie kichert. »Und du konntest nicht verstehen, warum sie aus dem perfekten kleinen Leben, das du ihnen geboten hast, geflohen waren.«
    »Was für ein Leben? Ein Eimer und ein bisschen Gras?«
    »Ja, und ein Schluck Wasser.«
    Als ich mit siebzehn auf den Abschlussball ging, schenkte Grandma mir eine kleine Schachtel mit einem Steinfrosch darin. »Du hast Frösche immer geliebt«, sagte sie, als ich sie umarmte. Wahrscheinlich habe ich sie geliebt, weil es meine erste Erinnerung an gemeinsame Aktivitäten mit meinem Großvater ist. Dadurch konnte ich ihn besser verstehen – und es schweißte uns natürlich zusammen. Als ich zwölf war, stand ich neben ihm an der Bar, und er ließ mich meinen ersten Martini probieren. Nach meinem College-Abschluss kaufte er die ersten Fonds für mich und erklärte

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