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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
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einem starken, dunklen Pferd. Meine Locken und meine Brüste würden im Galopp des Pferdes wippen (da es eine Phantasie ist, habe ich natürlich auch große Brüste, die wippen können). Ich trage ein weißes, schulterfreies Top zu engen Jeans, die in roten Cowboystiefeln stecken. Meine Haare schimmern in der Sonne, meine Lippen leuchten scharlachrot, und neben mir reitet …
    Chris?
    Nein.
    Du bist doch in Asien, sage ich in meinen Gedanken zu ihm. Und ich bin mit meinem Freund hier. Du hast hier nichts zu suchen.
    Ich gebe meinem Pferd die Sporen, aber Chris springt aus dem Sattel und versperrt mir den Weg. Er tritt auf mich zu und hebt mich vorsichtig vom Pferd herunter, so dass ich langsam an seinem Oberkörper heruntergleite. Wir stehen da und schauen einander an. Er schiebt mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sagt, mein Gesicht sei ebenso schön wie mein Verstand. Er will, dass wir uns ein gemeinsames Leben aufbauen und zusammen durch die Welt reisen – New York, Mailand, Paris, die Südsee, alles, wovon wir je geträumt haben. Er möchte nach einem langen Tag nach Hause kommen und mit mir am Küchentisch ein Glas Cabernet trinken, er will meine toskanischen Rezepte ausprobieren, er will die Hand auf meinem Herz halten, wenn wir uns lieben. Er will unseren Kindern einen Namen geben und samstags Yoga mit mir machen, und wenn wir Enkel haben, will er ein Haus am Treasure Lake kaufen.
    Sein Hengst läuft neben meiner Stute auf die Weide. Nur wir zwei , sagt er. Wie hat Gott nur zwei Menschen mit so vollkommen identischen Interessen geschaffen? Bevor ich antworten kann, umfasst er mit beiden Händen meinen Hinterkopf und küsst mich sanft.
    »Was zum Teufel liest du da?«, fragt Tucker. Ich zucke erschreckt zusammen. Er wirft die Decke zurück. »Ich muss pinkeln.«
    Am nächsten Morgen erkunden wir trotz des unablässigen Regens und Tuckers schlimmer werdender Erkältung die Wildnis. »Das ist unsere einzige Chance, an die frische Luft zu kommen«, sagt er, und es klingt wie eine Drohung. »Wir brechen morgens früh auf, weil ich das Football-Match der Pittsburgh Steelers nicht verpassen will.« Ich hefte mir stolz meine Angellizenz an die Jacke und ziehe meine Wanderstiefel an, als hätte ich mein Leben lang nichts anderes gemacht. Als wir am Canyon ankommen, machen wir uns sofort an den Abstieg, und als wir die erste Baumreihe erreicht haben, sind wir nass bis auf die Unterwäsche.
    Meine Wimperntusche läuft mir übers Gesicht, und über dem Rauschen des Wasserfalls rufe ich Tucker zu: »Wir gehen die gesamte Strecke, ganz gleich, wie schlimm das Wetter wird!«
    Ich erwarte eigentlich, dass er sich über meine Entschlossenheit freut und mich anlächelt, aber er geht so schnell bergab, dass ich ihm kaum folgen kann. Nach etwa einem Viertel der Strecke kommen wir zu einer eingezäunten Plattform, und Tucker bleibt stehen und streckt den Arm aus. »Siehst du die Forellen, die die Wasserfälle herunterfliegen?« Ja, ich sehe einen Schwarm von Fischen, die hilflos gegen den Wasserschwall anzappeln. »Wenn der Regen morgen aufhört, wäre es der perfekte Zeitpunkt zum Angeln«, sagt er. »Nach Regen gibt es die meisten Fische.«
    »Oh gut, hast du vor, morgen länger zu bleiben? Willst du das Spiel verpassen?«
    »Nein.«
    Die Bäume sind schon kahl, und der Weg ist voller nasser Blätter, die das Gehen erschweren. Tucker geht voraus, und ich folge ihm so vorsichtig, wie die Jungs in meiner Nachbarschaft an den Ästen im Wald schwingen. Das alles hier ist wild, und es ist wunderschön, aber es entspricht nicht meinem Naturell. Meine Schritte sind unbeholfen und ungleichmäßig. Ich möchte die Szenerie noch nicht einmal mit der Kamera einfangen, wie ich es sonntags immer am Teich im Central Park gemacht habe. Ich bleibe auch nicht stehen, um zu bewundern, wie der Dunst vom Pine Creek aufsteigt. Ich kann mit dieser Art von Outdoor-Sport einfach nichts anfangen.
    Tucker hingegen ist auf diesen Pfaden absolut zu Hause, und ihn dort in seiner natürlichen Umgebung zu sehen, veranlasst mich zu der Überlegung, ob es sich überhaupt lohnt, meinen Gefühlen ihm gegenüber noch eine Chance zu geben. Ich könnte auf die Knie sinken und ihn anflehen, bitte, lass uns versuchen, mehr gemeinsam zu haben; bitte, lass uns die gleichen Dinge mögen … aber er scheint kaum zu merken, dass ich überhaupt da bin. Als wir unten in der Schlucht ankommen, zeigt er mir die meterhohen Steinpyramiden, die Paare manchmal zusammen am

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