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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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würden –«
    »Dem Himmel sei Dank, daß auf einen Faulpelz wie mich eine Million Arbeitende kommen!« Jules Chabras stützte den Kopf auf und blickte Eva vergnügt an. Seine Ehrlichkeit gefiel ihr. Er ist kein dümmlicher Millionenerbe, dachte sie, kein Marzipanjüngling, der Mühe haben wird, das chemische Imperium der Chabras überhaupt zu begreifen. Er ist ein stinkfauler Kerl, der sich das leisten kann. Durchaus kein Vorbild – vom Soziologischen aus betrachtet sogar ein Schmarotzer –, aber er weiß es, und er sagt es mit dem Charme der Franzosen.
    Ein wenig verwirrt richtete sie sich auf und schlang die Arme um die angezogenen Knie. Das Wasser des Pools lag vor ihr wie schwarze Tinte, glatt, unbewegt, nur die weiße Marmorumrandung hob sich aus der Dunkelheit heraus.
    »Wissen Sie, daß Sie verdammt hübsch sind?« sagte Jules plötzlich.
    Sie zuckte zusammen und legte das Handtuch um ihre Schultern.
    »In Ihrer Kollektion wird es hübschere Mädchen geben«, antwortete sie. »Hübsch sein ist etwas, was Puppen haben.«
    »Wie soll man es dann nennen? Helfen Sie mir, Eva …«
    »Sie kennen meinen Namen?«
    »Das war das erste, wonach ich mich bei James erkundigt habe, als ich Sie in der Personalküche sah.« Er setzte sich auch und stemmte die Arme ins Gras. »Gut. Sie sind nicht hübsch. Was sind Sie dann? Ein Mädchen, das man gern ansieht –«
    »Wollten wir nicht schwimmen?« wich sie aus.
    »Natürlich!« Er sprang auf, rannte leichtfüßig zu einer Marmorfigur, drehte an einigen Schaltern, und im Schwimmbecken leuchteten die Scheinwerfer auf, in den Buschgruppen entfaltete sich Licht, die Rosenhecken leuchteten in sich vereinigenden Farben und der Schimmer kletterte empor bis in die reglosen Kronen der Bäume. Ein Zaubergarten schweigender Melancholie.
    »Hinein!« rief Jules und hechtete in das jetzt blauglitzernde Wasser. Er tauchte unter, kam prustend hoch und winkte mit beiden Armen. »Worauf warten Sie noch, Nymphe –?«
    Im Wasser stießen sie zusammen, und dort küßten sie sich auch.
    Sie wußte nicht, warum sie es tat. Vielleicht war es diese verdammte Stunde des Heimwehs, der Gedanke an Hubert Bader, der schon an der Tür rief: »Else, war das heute ein Tag! Jetzt brauche ich ein Bier –«
    *
    Am 27. August sagte Eva zu Jules Chabras: »Ich war beim Arzt. Es stimmt, es gibt gar keinen Zweifel. Ich bekomme ein Kind –«
    Und Jules Chabras antwortete lachend: »Das ist ja herrlich! Von wem denn?«
    Zuerst verstand Eva ihn nicht. Wer kann eine solche Frage auch begreifen? Sie setzte sich auf die Couch in Jules' Zimmer – es war die Couch, auf der sie geglaubt hatte, alles Glück eines Menschen würde über sie ausgeschüttet – und faltete die Hände zwischen den Knien.
    »Was hast du gesagt?« fragte sie langsam und betont.
    »Von wem, chérie? Das Kind … von wem?« Er wiederholte es zweimal, goß zwei Gläser Calvados ein und ließ die Eiswürfel – er trank Calvados nur mit Eis – in den Gläsern klingeln.
    »Das kannst du fragen?« sagte Eva. »Gerade du?!«
    »Natürlich. Gerade ich!« Er kam zu ihr und hielt ihr ein Glas hin. »Überleg einmal –«
    »Es gibt nichts zu überlegen. Du warst mein erster Mann … das weißt du.«
    »Wissen? Du hast es mir gesagt.«
    »Du hast es gespürt …«
    Er grinste breit und ließ das Eis wieder in den Gläsern klingeln. »So etwas kann man manipulieren, chérie …« Sein etwas kantiges, braungebranntes Gesicht war eine einzige Lachfalte. »Ich kannte ein Mädchen – Dorette hieß es –, das reiste als Jungfrau von Bett zu Bett. Ihr Umsatz an roter Tinte war enorm –«
    Sie sah ihn lange an, stumm, mit verkniffenem Mund, eine Zeit, in der sich nicht nur ihre Augen verwandelten, sondern auch ihre Gefühle. »Eigentlich bist du ein Schwein –«, sagte sie plötzlich. »Jawohl, ein kleines, erbärmliches Schwein bist du, Jules! Ein Schwein mit goldenen Borsten, darum streicheln sie dich, anstatt dir einen Tritt zu geben.«
    Er empfand das nicht als Beleidigung, lachte erneut und hielt ihr den Calvados vor das Gesicht. Erst, als sie unter das Glas schlug und der Apfelschnaps gegen sein Hemd schwappte, nahm er sie ernst.
    »Bist du verrückt?« zischte er. »Fängst du an, wie andere Weiber hysterisch zu werden?«
    »Ich bekomme ein Kind!« sagte sie laut. »Ein Kind von dir!«
    »Ich würde da nicht so sicher sein –«
    Sie zog die Schultern hoch, als friere sie plötzlich. »Sag das noch einmal …« Ihre Stimme war etwas brüchig

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