Liebe ist staerker als Rache
Zeit aufgehoben zu sein schienen und alle Schranken fielen. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, erzählte Nic ihr Dinge, die er noch nie einer Menschenseele anvertraut hatte. Jeden Tag fesselte ihn Madalena aufs Neue. Ihre zarte Schönheit faszinierte ihn umso mehr, als er entdeckte, dass sich darunter eine natürliche Sinnlichkeit verbarg, die sein Begehren ins Unendliche steigerte. Trotzdem gelang es ihm, sich im Zaum zu halten und sie nicht zu berühren.
Bis zu jenem Tag, an dem sie sich das letzte Mal sehen sollten. Sein Verlangen hatte inzwischen ein Ausmaß angenommen, das ihn erschreckte. Zwischen ihnen beiden bestand eine erotische Spannung – die sich schließlich entlud. Als er an diesem Tag zum Treffpunkt kam, wartete Maddie schon auf ihn. Sie sprachen kein einziges Wort, die Luft zwischen ihnen vibrierte. Und plötzlich lag Madalena in seinen Armen.
Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen und vergrub die Hände in ihrem seidigen Haar. Ein Schauer durchlief ihren Körper, und sie sanken auf den weichen Grasteppich unter den Bäumen. Nics Hände zitterten derart, dass er es kaum schaffte, die Knöpfe ihrer Bluse zu lösen.
Zwar war er keineswegs unerfahren, aber in diesem Augenblick fühlte er sich, als sei es das erste Mal. Unverwandt blickte er in Maddies Augen, während er ihre Bluse und dann den BH öffnete. Der Anblick der alabasterweißen Haut ihrer Brüste, die blassrosa Spitzen brachten ihn fast um den Verstand.
Er konnte nicht genug davon bekommen, sie zu liebkosen. Ihre leisen Seufzer und die Intensität, mit der sie sich an ihn schmiegte, machten ihn blind für alles andere um ihn herum – bis sie plötzlich in seinen Armen erstarrte.
Nic sah ihren entsetzen Blick und schaute hoch. Eine Gruppe von Reitern umgab sie. Und dann ging alles unglaublich schnell. Er versuchte Maddie vor den Blicken der Männer zu schützen, während sie mit fliegenden Händen die Bluse zuknöpfte. Sie wurden hochgezerrt und wie Verbrecher abgeführt.
„Hallo, hallo! Erde an Nicolás!“
Er zuckte zusammen und kehrte nur langsam in die Gegenwart zurück. Vor ihm stand Estelle und reichte ihm ein Glas Champagner. „Du siehst aus, als könntest du das jetzt vertragen.“
Obwohl er extrem aufgewühlt war, schaffte er es, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen. Er nahm das Glas. Es gelang ihm sogar, es nicht auf einen Zug hinunterzustürzen.
„Diese Frau war also eine Vasquez? Ich fürchtete schon, ich müsste einen Sprengstoffexperten holen, um die Situation zu entschärfen.“
„Sie ist die Tochter. Die letzte noch lebende Vasquez. Offensichtlich will sie das Weingut der Familie übernehmen“, erklärte er schroff, als könne er dadurch die Erinnerungen vertreiben.
„Interessant …“, meinte Estelle in unschuldigem Ton. „Du bist ja auch der Letzte deiner Familie.“
„Das einzig Interessante daran ist, dass sie gezwungen sein wird, an mich zu verkaufen. Und damit wären wir den Vasquez-Clan endlich ein für alle Mal los!“
Er ließ Estelle stehen, um ihrem prüfenden Blick zu entkommen. Im Moment konnte er es nicht ertragen, über die Begegnung zu sprechen. Je eher Madalena Vasquez erkannte, dass sie auf verlorenem Posten kämpfte, desto besser – für alle Beteiligten.
„Was hat er vor?“ Maddie betrachtete die Einladung, als wäre es eine Briefbombe. Dabei war die Mitteilung – silberner Prägedruck auf Büttenpapier – einfach und klar:
Hiermit möchte ich Sie herzlich zu einer privaten Weinprobe einladen. Verkostet werden Weine des diesjährigen Jahrgangs aus unserem renommierten Weingut. Am Samstag, sieben Uhr, Casa de Rojas, Mendoza. Um Abendgarderobe wird gebeten.
Die Karte kam, als Maddie sich gerade durch die Papierberge auf dem Schreibtisch ihres Vaters arbeitete. Sie hörte ein Geräusch und blickte auf. In der Tür stand Hernan, der älteste und treueste Angestellte ihrer Familie. Er arbeitete als Kellermeister für die Vasquez, wie schon sein Vater vor ihm. Seine Frau Maria war Haushälterin. Die beiden arbeiteten momentan gegen Kost und Logis, obwohl Maddie ihnen nicht versprechen konnte, in absehbarer Zeit wieder ein Gehalt zahlen zu können.
Der Gutsverwalter hatte das Weingut schon lange verlassen, und im Moment konnte sie auch keinen neuen einstellen. Sie selbst hatte eben ihr Studium in Weinbau und Önologie abgeschlossen, wusste also theoretisch alles über Rebsorten und die Weinbereitung, es mangelte ihr jedoch an praktischer Erfahrung. Schon immer
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