Liebe ist staerker als Rache
zu, der geduldig an ihrer Seite harrte. „Ich danke Ihnen. Sollen wir?“
Allein in den wenigen Räumen, die Geraldo ihr zeigte, war die Pracht überwältigend. Alles war geschmackvoll und äußerst luxuriös, aber gleichzeitig auch behaglich eingerichtet. Es war wirklich und wahrhaftig ein „Zuhause“! Das Haus ihrer Familie hatte immer etwas von einem Ausstellungsraum gehabt – kalt und abweisend, wenn auch voller Antiquitäten und anderer Kostbarkeiten.
Ihr Kopf schwirrte, als Geraldo sie nach der Besichtigungstour wieder in den Hof zurückbrachte. Die Reichen und Schönen gaben sich hier ein Stelldichein. Frauen in kostbaren Abendroben mit funkelnden Juwelen und Männer im Smoking standen dicht an dicht in angeregter Unterhaltung.
„Darf ich mich von Ihnen verabschieden?“
Maddie schreckte aus ihren Gedanken auf. „Aber selbstverständlich! Es tut mir leid, Sie so lange aufgehalten zu haben. Sie sind sicher sehr beschäftigt.“
„Es war mir ein Vergnügen, Señorita Vasquez. Ich werde dafür sorgen, dass Eduardo, unser Kellermeister, Ihnen die erlesensten Weine kredenzt.“
Ein weiterer äußerst zuvorkommender Angestellter wartete bereits, um Maddie zu den Tischen zu eskortieren, an denen die Weinprobe stattfand. Sie erblickte Nic, der die Menge um Haupteslänge überragte, und sah, dass er sie beobachtete. Auf seinem Gesicht lag ein triumphierender Ausdruck. Plötzlich wurde ihr bewusst – er hatte sie von Anfang an manipuliert.
Wie konnte ich auch nur eine einzige Sekunde darauf hereinfallen, schalt sie sich. Es ärgerte sie maßlos, dass er glaubte, sie wäre so leicht hinters Licht zu führen. Sie beschloss, ihn einfach zu ignorieren, und konzentrierte sich auf Eduardo, der ihr die Vorzüge der einzelnen Weine beschrieb.
Als ein paar Minuten später jemand Eduardo ansprach, nutzte sie die Gelegenheit, um zu flüchten. Sie sah Nic inmitten einer Gruppe Frauen, die fasziniert an seinen Lippen hingen. Instinktiv schlug sie die entgegengesetzte Richtung ein, ärgerte sich aber gleichzeitig, dass sie überhaupt registriert hatte, wo er sich befand. Als ob ein unsichtbares Band sie verbinden würde. Ungebetenerweise fiel ihr ein, dass dies bereits seit ihrer Pubertät der Fall war.
Sie durchquerte einen mit luxuriösen Sofas und Rosenholzmöbeln eingerichteten Salon und trat hinaus auf eine Veranda. Abwesend lehnte sie sich gegen das Geländer und blickte in die Nacht.
Einzelne Töne einer berühmten Jazzband drangen an ihr Ohr. Maddie verzog ironisch die Lippen. Selbst wenn man ihr am Tor den Zutritt verwehrt hätte, wäre ihr der überwältigende Reichtum nicht entgangen.
Allein schon die großzügige, kiesbestreute Auffahrt, die zum Anwesen führte, dann die unzähligen Reihen der Weinstöcke, die Vielzahl an Ställen, Scheunen und Nebengebäuden waren absolut beeindruckend.
Plötzlich vernahm sie hinter sich ein Geräusch und wirbelte herum. Ihr Herz machte einen Satz. In der Tür stand Nicolás de Rojas. Er hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben und … sah unverschämt gut aus.
Maddie zwang sich zu einem Lächeln. „Dachtest du wirklich, ich wäre von alldem so eingeschüchtert, dass ich auf der Stelle die Fahnen strecke, zum Flughafen fahre und abreise?“
Nic trat auf sie zu. Ihr Herz stockte, als sie den Duft seines herben Aftershaves wahrnahm. Das Geländer grub sich in ihren Rücken.
„Nach dem Trubel in London und dem luxuriösen Skiresort in Gstaad muss dir doch hier alles sehr langweilig vorkommen. Vermisst du das alles denn nicht sehr?“
Maddie lief tiefrot an. Sie versuchte, weiterhin zu lächeln, um zu verbergen, wie sehr seine Bemerkung sie verletzte. „Du liest die Regenbogenpresse? Das hätte ich nicht gedacht.“
Maddie hatte sich schwere Vorwürfe gemacht, dass sie damals nicht misstrauischer gewesen war, als ihre Mutter den Wunsch äußerte, sie sehen zu wollen – und sogar anbot, ihr den Flug nach Gstaad zu finanzieren. Und das, obwohl sie in der Vergangenheit unmissverständlich klargemacht hatte, sie hätte schon viel zu viele Opfer für ihre Tochter gebracht – und sich sogar weigerte, Maddie zu unterstützen.
Als sie ankam, stellte sich sehr schnell heraus, dass sie nur ein Mittel zum Zweck war. Ihre Mutter versuchte gerade, Ehemann Nummer drei zu bezirzen, der geschieden, aber ein engagierter Vater war. Dies traf Maddie zutiefst, aber sie besaß einfach nicht mehr die Energie, sich zu widersetzen, als ein Klatschblatt sie fotografierte und
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