Liebe ist Sterblich (Valerie Dearborn) (German Edition)
gerade einen dreifachen Espresso runtergestürzt und einen Schokoriegel gegessen hätte. Sie wünschte sich, dass damit ein Glücksgefühl einhergegangen wäre. Sie trat von ihm zurück und konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen, wollte nicht sehen, welchen Gesichtsausdruck er haben würde. Ob es Herablassung oder Langeweile sein mochte, sie wollte es nicht wissen.
Sie konnte ihn hier nicht rausbringen, musste sich auf sich selbst konzentrieren. Ein plötzliches Schmerzgefühl durchfuhr sie, doch Rachel und Jack waren weg. Sicher, Lucas hatte gesagt, Jack könnte sich nicht gegen sie wehren, aber sie glaubte es nicht. Ein Teil von ihr dachte, dass er einen Weg gefunden hätte, sich gegen Rachel zu wehren und hier zu bleiben, wenn sie ihm wirklich etwas bedeutete.
Das war’s also, dachte sie, als ihr mit neuer Energie erfüllter Körper die Treppe hinaufging. Und was für eine Verabschiedung könnte sie ihm so oder so sagen? ‚Ich wünschte wirklich, du wärst nicht böse’ oder ‚wir hatten einige gute Momente zusammen, danke für die Orgasmen‘. Aber ihn zurückzulassen war schwer, als ob seine magnetische Anziehungskraft versuchte sie zurückzuziehen. Valerie öffnete die Tür zum Verließ, trat in Gedanken versunken auf den Gang.
„Ich sehe, es ist nicht eine Eurer Stärken, Anweisungen zu befolgen.“
Valerie wirbelte herum, halb zu Tode erschrocken. „Cerdewellyn“, keuchte sie. Cerdewellyn trug diesmal braun. Braune Kniehosen und eine Art Reitstiefel, als ob er geradewegs einem Regentschaftszeitroman entstiegen wäre und den ganzen Morgen lang sein Landgut inspiziert hätte. Man konnte nicht abstreiten, dass Cerdewellyn attraktiv war: sein dichtes, schwarzes Haar und die olivfarbene Haut. Er war groß, graziös und sportlich, und er war außerdem nicht so unbarmherzig wie Lucas.
Und dennoch machte er ihr mehr Angst.
Vielleicht, weil sie für ihn eine Ware war und nichts weiter. Sie spürte eine Barriere in ihm. Dass er weder sie noch irgendeine andere Frau an sich heranlassen würde. Wäre er mit Virginia genauso gewesen?
Vielleicht war das eines der Probleme mit diesen Männern, die ewig lebten, dass sie eine Immunität oder Widerstandskraft gegen Zuneigung aufbauten. Vielleicht wurde ihnen der Wert von Distanziertheit, der Wert davon, sich nicht vollständig in Liebe zu verlieren, bewusst, weil alle, die sie kannten und liebten, immer starben.
Musste man sterblich sein, um zu lieben?
Er nickte ihr leicht zu und betrachtete die geschlossene Tür. „Es macht nichts. Du siehst gut aus. Besser als zuvor“, sagte er eifrig. Als er sie von oben bis unten betrachtete, wieder so als sei sie ein erstklassiges Zuchtpferd, versuchte sie sich zusammenzunehmen und zu entscheiden, was sie machen würde. Sie hatte nicht viel Zeit, um Pläne zu schmieden.
„Kommt!“, sagte er und führte sie zur Bibliothek. Dem Ort, wo sie alles über Lucas und seinen Verrat erfahren hatte. Er lief zu einem kleinen Tisch, goss etwas, das wie Branntwein aussah, in ein Glas und bot es ihr an. „Getränk?“
„Nein. Immer noch nein.“
Er zog eine Augenbraue hoch. Ein Ausdruck, der scherzhaft aussagte, dass er hatte versuchen müssen, sie dazu zu bringen, zu trinken, obgleich er wusste, dass sie nein sagen würde. Es war beinahe ein Witz. Abgesehen davon, dass ihr Leben auf dem Spiel stand.
„Was jetzt, Cer? Du wirst einfach warten, bis ich nachgebe, und was dann? Ich will nicht deine Königin sein. Du musst mich gehen lassen. Du hast versprochen, mich gehen zu lassen.“ Sie räusperte sich, während sie versuchte, sich in dieser Situation zurechtzufinden. Ein Teil von ihr war immer noch in dem Verließ mit Lucas, und sie musste hier sein. Cerdewellyn war eine Bedrohung. Er wollte ihr Leid zufügen. Dies war ihre Chance. Sie nahm einen tiefen Atemzug.
Er kippte das Getränk, behielt die Flüssigkeit eine Sekunde lang im Mund, bevor er stark schluckte. Als ob es den ganzen Weg nach unten brannte. „Du bedeutest Lucas etwas. Nicht für immer, verstehst du? Aber im Moment. Dein Blut fließt durch ihn, und es ist deutlich, dass er Gefühle für dich hat. Dich zu verletzen wird ihm wehtun.“
Er kam auf sie zu, und sie wich zurück. Sie stieß gegen etwas und wirbelte herum. Ein Tisch war aus dem Nichts erschienen, blockierte sie. Dies war ihr Augenblick. Und er kam schneller als sie erwartet hatte.
Cerdewellyn näherte sich ihr. Valerie zog ihr Messer und stach zu, schlitzte seinen Arm auf, doch er zuckte vor ihrer
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