Liebe ist Sterblich (Valerie Dearborn) (German Edition)
das Licht an, als sie durch das Wohnzimmer hindurch geradewegs in ein Schlafzimmer ging, in dem ein riesiges King-Size-Bett stand und den Raum dominierte. Die Decke und die Wände waren flächendeckend mit Spiegeln ausgestattet; Handschellen hingen wie beiläufig am Bettpfosten.
„Du willst mich ja wohl verarschen“, murmelte er vor sich hin.
Rachel ignorierte ihn, sondern verschwand in dem begehbaren Kleiderschrank. Er folgte ihr dicht auf den Fersen. Er wollte sie unbedingt sehen, wünschte sich jedoch, er müsste es nicht. Er wusste nicht, was er denken sollte, und er begrüßte die Leere in seinem Kopf, denn er befürchtete, dass er ziemlich nahe dran war, die Nerven zu verlieren. Sie öffnete Schubläden und Kästen, durchwühlte die Sachen, um den Edelstein zu finden. Nach ein paar Minuten stand sie wieder auf und sah an die Decke, als ob die Antwort vielleicht dort oben geschrieben stünde.
„Scheiße!“
„Ist er nicht hier?“, fragte er, und seine Stimme klang erstaunlich plauderhaft. Als hätte er in seinem Innern keine Krise. Seine Hände zitterten, also verschränkte er die Arme. Er konnte Marions Parfüm riechen. Es war, als hätte sie gerade erst das Zimmer verlassen.
Unheimlich und surreal. Jack hatte das Gefühl, dass er sie vielleicht jeden Augenblick sehen würde, wenn er sich umdrehte. Der Drang sich umzudrehen, sicherzugehen, dass sie nicht da war und nur darauf wartete, sich auf ihn zu stürzen, war überwältigend.
„Nein, er ist nicht hier. Das war’s. Es gibt keinen anderen Ort, an dem wir suchen können.“
Jack nickte, drehte sich um, hatte halb erwartet, sie in der Tür stehen zu sehen.
Rachel sah ihn traurig an. „Es tut mir leid.“
„Warum?“, fragte er mit rauer Stimme. Wusste sie, was für eine Scheißangst er hatte? Konnte sie irgendeine Ahnung davon haben, wie entsetzlich es war, in Marions persönlichen Räumen zu sein? Hätte Marion ihn hierher gebracht, wenn es ihr in der Nacht, als sie seine Eltern getötet hatte, gelungen wäre, ihn zu entführen? Vielleicht wäre er vor Jahren in diesem Zimmer gestorben.
Vielleicht wäre Rachel diejenige gewesen, die ihn getötet hätte. Er fühlte sich in diesem Augenblick hysterisch. Was hatte er getan? War er wirklich an sie gebunden? Ein Teil von ihm fragte sich, ob er sich nicht einfach selbst töten sollte; es schien die eigentlich logische, endgültige Folge zu sein.
Rachels Stimme riss ihm die Eingeweide raus, als sie forderte, dass er in die Gegenwart zurückkehrte. „Es tut mir leid, weil es keine andere Wahl gibt. Ich dachte, wir könnten ihn alleine finden. Aber ich kann es nicht. Er ist nicht hier, und ich weiß keinen anderen Ort, an dem ich suchen kann. Ich muss sie fragen, wo er ist“, sie sprach die Worte leise, als wäre sie eine Ärztin, die Todesnachrichten überbrachte.
Er lehnte sich an die Wand, benutzte sie als Stütze, damit er nicht hinfiel. Er hatte sie missverstanden. Er musste sie missverstanden haben. „Sie rausholen?“, fragte er wie betäubt.
Rachel nickte, aber kam ihm nicht näher. Gott sei Dank.
Er leckte sich die trockenen Lippen, seine Zunge fühlte sich wie Schmirgelpapier an. „Du willst Marion rausholen... aus ihrem Sarg, damit wir sie fragen können, wo sie die beschissene Halskette gelassen hat?“
„Wenn es irgendeinen anderen Weg gäbe, würde ich ihn nehmen. Es tut mir leid, Jack.“
„Warum?“ Er gab den Emotionen nach, die ihn erstickten, wobei er sich nicht sicher war, ob er lachte oder schluchzte. „Vielleicht hatte das hier immer passieren sollen.“ Dies war sein Schicksal.
Sie presste ihre Augen zu. „Nein. Ich dachte, sie würde... bewusstlos sein, wenn das Ende kam. Wir würden den Sarg öffnen, und du würdest sie pfählen. Ich hatte nicht erwartet... dass ich sie auch wiedersehen müsste.“
„Jetzt kannst du ihr einen Abschiedskuss geben.“
„ Tu das nicht ! Ich will nicht —“, Rachel schluckte schwer, hatte die Augen weit aufgerissen, als wäre sie auch schockiert. Was wollte sie gerade sagen?
Er trat dichter an sie heran, forderte, dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte. „Ich werde sie töten. Du hast es mir versprochen. Wenn es nicht passiert...“ Er war ein gottverdammter Idiot. Es gab nichts, was er sagen konnte. Sie würden Marion aus dem Sarg holen, und sie würde entweder ihn töten oder er würde sie töten. So einfach war das.
Kapitel 12
„Vergesst nicht die Einverständniserklärungen eurer Eltern, und der
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