Liebe ist Sterblich (Valerie Dearborn) (German Edition)
Rachel küsste sie auf die Lippen. „Wo ist der Sard, meine Geliebte?“
Marion blinzelte einige Male, als ob sie die Frage verarbeitete. „In der Pariser Wohnung“, sagte sie leise.
„Dort habe ich gesucht“, sagte Rachel. Marion warf Jack einen Blick zu, als wäre er das einzige unappetitliche Nahrungsmittel, das in einem leeren Vorratsschrank übrig geblieben war. Alarmsirenen heulten in ihm los, aber er blieb ruhig, versuchte zu tun, was Rachel wollte.
Sie verließen den Raum und gingen ins Vorzimmer. Rachel nahm Jacks Hand und sah, wie Marion die Bewegung mit gerunzelter Stirn verfolgte. „Wir werden dich dort treffen“, sagte Rachel. Rachel und Jack verschwanden. Gleichzeitig erschienen alle drei in Rachels und Marions Liebesnest.
Marion setzte sich auf eine blaue Samtcouch. Ihre Wangen waren so weiß wie ein Leichentuch. Sie strich über ihr schlaffes, schwarzes Haar. „Bestell mir bitte einen Snack, Liebes! Irgendein Lieferant genügt. Oder eine Lieferantin.“ Sie sah Jack an. „Ich bin nicht sexistisch, weißt du.“
Er konnte nicht sprechen. Er hasste den Klang ihrer beschissenen Stimme.
Rachel stand neben dem Kamin und sah angespannt aus.
„Und mach mir bitte ein Feuer, ja?“, sagte sie zu Rachel, doch ihr Blick war auf Jack geheftet. Nicht nur ihr Blick, dachte er, sondern es war, als ob jede Faser ihres Daseins auf ihn eingestellt wäre und ihn nach Schwächen, Stärken und Anzeichen für Verrat absuchte.
Nach all diesen Jahren hatte Jack gedacht, dass er gewachsen war, dass er die Vergangenheit zurückgelassen hatte — wenn nicht zurückgelassen — dann tief in seinem Innern verschlossen hatte. Aber Marion zu sehen, ihr nahe genug zu sein, um sie zu berühren, ihre mit solch einem coolen Hochmut an ihn gerichteten Worte, rissen diesen finsteren Ort in seinem Innern auf und machten sein Leben zu einer gelebten vernichtenden Niederlage.
Sie würde ihn zerstören.
Sie glaubte ihnen nicht.
Er wusste es.
„Es ist siedend heiß draußen“, sagte Rachel und warf ihre Hände empört in die Luft.
Marion zitterte, die Bewegung übertrieben. „Es ist kalt, meine Geliebte. Ich will die Kälte abwehren. Es muss davon kommen, dass ich so lange in dem Sarg festgesteckt bin. Bitte?“ Marion machte einen Schmollmund und sackte schwach in die Couch zurück.
Das Holz war schon aufgestapelt, und Rachel nahm die Streichhölzer vom Kaminsims und beugte sich hinunter, um es schnell zu entzünden. Das Zimmer war komplett lila und grau abgesehen von der blauen Couch in der Zimmermitte. Schön und modern, aber kalt.
So kalt.
„Marion, sag mir, wo der Edelstein ist und lass uns dich befreien! Dann können wir uns um alles andere kümmern“, sagte Rachel, die immer noch vor dem Feuer kniete.
„Ich bin schon frei. Wozu die Eile?“, sagte sie verdrossen und griff hinter sich, zog eine graue Seidendecke von der Rückenlehne der Couch und legte sie sich um.
Er befürchtete, dass Rachel einen Moment zu lange zögerte. „Lucas hat gesagt, er will ihn sofort. Er wird nicht warten.“
Marion zog eine Augenbraue hoch. „ Jetzt ist er ungeduldig? Genau wie ein Mensch. Unternimmt Jahrhunderte lang nichts, und dann sollen wir plötzlich springen und tun was er sagt? Schön“, schnaubte sie. „Bring mir meine Schmuckkiste!“
Rachel schürzte die Lippen und blickte missmutig. Da hatten sie gesucht. Gab es da eine versteckte Schublade oder so was? Jack scharrte mit den Füßen.
„Schick deinen Wolf raus! Ich will ihn nicht hier haben, wenn ich ihn nicht essen kann.“
Jack presste seine Kiefer aufeinander. Er würde das hier nicht versauen. Rachel nickte ihm zu, und er bewegte sich auf die Tür zu. Wie weit sollte er gehen? Wann sollte er zurückkommen? Rachel hatte das Zimmer schon verlassen, sodass er sie nicht fragen konnte.
Er musste an Marion vorbeigehen, um die Tür zu erreichen, nur ein paar Schritte waren zwischen ihnen. Ihre Stimme erwischte ihn und brachte ihn abrupt zum Stehen: „Sie langweilt sich schnell, weißt du. Ich sehe, dass sie sich für dich interessiert. Aber was wir haben... Liebe, Tod, Leidenschaft — das ist eine Verbindung, die man nur einmal im Laufe seiner Lebenszeit hat. Und ich meine meine Lebenszeit, nicht deine. Du bist eine vorübergehende Vernarrtheit, und der Tag wird kommen, an dem sie dich nicht mehr um sich haben will, und dann können wir die Dinge zu Ende bringen, in Ordnung? Vielleicht können wir zu dem armseligen kleinen Hotel, das deine Eltern
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