Liebe kann man nicht planen, Casanova
ihm ins Badezimmer, setzte sich auf den Wannenrand und sah zu, wie er sein Gesicht mit kaltem Wasser erfrischte. Sie hielt ihm ein flauschiges kleines Handtuch hin, das er dankend in Empfang nahm.
„Ich muss bald los.“ Damon wunderte sich fast ein bisschen über seine plötzliche Eile.
„Soll ich dich fahren?“ Und als er, statt zu antworten, nur das Handtuch betrachtete, fügte sie hinzu: „Ich setze dich vor dem Haus ab.“ Damon trat vom Waschbecken zurück und machte Ruby Platz. Diese starrte voll gespielter Entgeisterung ihr Spiegelbild an und griff nach einer Haarbürste. „Wie sehe ich denn aus?“
„Du siehst toll aus.“ Damons Stimme klang weich und ruhig. Er nahm ihr die Bürste aus der Hand, stellte sich hinter sie und begann ihr Haar zu bürsten, Strähne für Strähne. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel, und Damon durchfuhr es heiß und kalt. Diese Frau. Was machte sie nur mit ihm? Er kannte sie erst ein paar Tage, und es kam ihm schon vor wie eine Ewigkeit. Er hatte das Gefühl, ihr Spiegelbild in seinem Kopf speichern zu müssen. Damit er sie auch künftig immer sehen konnte, wenn ihm danach war. „Und du darfst auch gerne mit reinkommen.“
„Nein danke. Aber wenn du morgen am Mittagessen teilnimmst, das dein Vater gibt, dann sehen wir uns dort. Außer du bist schon …“
„Nein, nein, ich werde da sein. Ich reise erst am Dreißigsten wieder ab“, antwortete er rasch.
„Damon West! Ich muss schon sagen! Du solltest nicht all deine Geheimnisse preisgeben.“ Sie neckte ihn mit seiner Offenheit, und er konnte es ihr nicht verdenken. „Du verwöhnst mich.“
„Das tue ich nicht.“ Obwohl er es gerne getan hätte.
„Wie auch immer.“ Sie zuckte die Schultern, so wie er es immer in seiner Jugend getan hatte, wenn er verletzt worden war und es nicht zeigen wollte. „Dann fahre ich dich jetzt nach Hause.“
Sie brachte ihn zum Anwesen seines Vaters. Dann warf sie ihm einen Kuss zu und fuhr wieder fort.
Ruby hatte die Idee für Russell Wests Einladung am zweiten Weihnachtstag gehabt. Ein schickes und festliches Mittagessen für Geschäftspartner und Freunde. Es sollte mittags beginnen und den ganzen Tag dauern. Die Gäste durften so lange oder auch so kurz bleiben, wie es ihnen beliebte. Der Partyservice war einer der besten und renommiertesten der Stadt. Jeder hier Angestellte wusste, was wann wie zu tun war, und Ruby hatte eigentlich nichts zu tun – außer anwesend zu sein, für den Fall, dass etwas Unvorhergesehenes passierte.
Sie hatte das Essen zwar ausgerichtet, doch die Gastgeber waren Russell und seine Kinder. Ruby hielt sich also bewusst im Hintergrund. Nicht zuletzt deshalb trug sie ein schlichtes beigefarbenes Kostüm mit einer violetten Bluse darunter. Keine extravaganten Accessoires oder ausgefallenen Designerteile. Und als Schmuck nur eine kleine glitzernde Schmetterlingsspange, die ihre Haare aus dem Gesicht hielt.
Ruby wollte und würde nicht auffallen. Niemand brauchte zu wissen, dass Russells neuerliches Interesse für soziales Engagement etwas mit seiner neuen Assistentin zu tun hatte. Wichtig war nur, dass die Leute wahrnahmen, dass es eine Menge sozialer Projekte gab, die ihnen allen neue Möglichkeiten erschlossen. Bei diesem Empfang heute würden Investoren auf Konzeptentwickler treffen, Visionäre auf Spezialisten, und jeder würde jeden in unverkrampfter und lockerer Atmosphäre kennenlernen können.
Ruby erlaubte sich ein schwaches Lächeln. Mindestens zwei, wenn nicht mehr große Verträge würden heute zu Russells Gunsten auf den Weg gebracht werden. Nicht schlecht für eine Firmenanwältin, die sich nur vorübergehend als rechte Hand in gesellschaftlichen Dingen betätigte.
„Bist du das, Ruby?“
Ruby sah auf, als sie ihren Namen hörte, und ihr Lächeln wurde breit und aufrichtig, als sie erkannte, wer ihr gegenüberstand. „Juliet! Wie geht es dir? Wir haben uns ja ewig nicht gesehen. Und du bist immer noch die schönste Frau, die ich kenne. Wie machst du das bloß?“
„Du Schmeichlerin!“ Die Frau lachte, und beide umarmten sich herzlich. „Ganz die Tochter deines Vaters!“
„Da hast du recht.“ Ruby trat zurück und ergriff die Hand der anderen Frau. „Ich habe gehört, du hast geheiratet? Rupert Lang?“
„Ja.“ Juliets Gesicht entspannte sich. „Er ist ein wundervoller Mann, Ruby. Ich darf mich glücklich schätzen.“
„Das hast du auch verdient“, entgegnete Ruby leise. Juliet war einst die Geliebte ihres Vaters
Weitere Kostenlose Bücher