Liebe kann man nicht planen, Casanova
Dafür klang sie eigentlich recht gelassen. „Du beschaffst dir illegal Informationen und handelst quasi damit.“ Und als er wieder schwieg, fügte sie hinzu: „Mein Gott, Damon! Du bringst mich in Teufels Küche! Ich stehe auf der anderen Seite.“ Ihr Blick schweifte in die Ferne, dann murmelte sie nachdenklich: „Es gibt andere Möglichkeiten, an Informationen heranzukommen. Legalere.“
„Zum Beispiel die, beim FBI nachzufragen, so wie du es bei deinem Vater gemacht hast?“
„Ach, sei doch still.“
„Das zweitälteste Gewerbe der Welt, so wird es immer genannt. Es ist also nicht so, dass ich hier Neuland betreten habe. Nur die Mittel und Wege haben sich geändert. Ich arbeite sozusagen für die Völkerverständigung. Was ist daran so falsch?“
Wozu rechtfertigte er sich eigentlich? Haarbänder waren Teufelszeug, so viel stand fest. Wann immer er wieder eine Frau mit Haarband treffen würde, er würde einen großen Bogen um sie machen.
„Ich wusste, dass du Geheimnisse vor mir hast“, sagte sie, während sie die Autoschlüssel aus ihrer Handtasche angelte. „Trotzdem habe ich mich mit dir getroffen. Aber das … selbst für mich ist das ein ganz neues Ausmaß an Geheimnissen und Lügen. Ich wusste , dass ich mich von dir hätte fernhalten sollen. Warum nur habe ich es nicht getan?“, flüsterte sie.
Darauf wusste Damon auch keine Antwort. „Du darfst es niemandem sagen“, bat er eindringlich.
„Das ist mir schon klar“, entgegnete sie und griff sich mit zitternder Hand an die Schläfe. „Wer weiß überhaupt davon?“
„Meine Familie. Und mein Führungsoffizier. Und du. Sechs Personen in zehn Jahren. Das ist eigentlich nicht schlecht.“
„Oh.“ Sie sah plötzlich ganz elend aus und hatte auch jeden Grund dazu. „Ich werde es niemandem erzählen, Damon. Du hast mein Wort darauf.“
„In einer perfekten Welt würde dein Wort wohl ausreichen“, sagte er ruhig. Er musste sich ihres Schweigens und ihrer Loyalität ganz sicher sein können. Musste sie an sich binden, mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung standen.
„Was wäre, wenn ich dir helfen würde, deinen Vater zu finden?“
„Was?“
„Das willst du doch, oder?“
„Ja, schon, aber …“
Sie konnte oder wollte ihren Satz nicht zu Ende bringen.
„Ich biete dir einen Handel an“, erklärte er ruhig. „Ich besorge dir Informationen über deinen Dad – für dein Schweigen. So haben wir beide, was wir wollen.“
„Das ist Erpressung.“
„Es ist notwendig.“ Sein Tonfall war hart und unnachgiebig. „Am Ende dieses Tages können wir auseinandergehen wie zwei Geschäftspartner. Jeder erfüllt seinen Teil des Vertrags. Du bekommst dafür deinen Vater und ich meinen Seelenfrieden. Klingt gut, oder?“
„Sehr zuvorkommend von dir.“ Sie schenkte ihm ein klitzekleines Lächeln.
„Stets zu Ihren Diensten.“ Er deutete eine Verbeugung an und lächelte ebenfalls.
Sie hatten beide keine andere Wahl, also konnten sie es auch mit Humor angehen.
„Ich versuche nur, dich zu beschützen“, erklärte er etwas hilflos. Seine Unterhaltungen mit Ruby verliefen nie so, wie er es geplant hatte. „Ich könnte meinen Vorgesetzten auch mitteilen, was passiert ist. Sie würden dir nichts antun. Aber sie würden dich verpflichten, ebenso in ihren Dienst zu treten, und ich glaube nicht, dass du das wolltest? Genau aus diesem Grund habe ich dir übrigens nichts über meine Arbeit, über mein Leben verraten, Ruby.“
„Ich wusste, ich hätte dir aus dem Weg gehen sollen.“ Ruby schien den Tränen nahe zu sein. „Wie willst du vorgehen?“, fragte sie, nachdem beide einige Sekunden geschwiegen hatten.
„Ich werde mir bei verschiedenen Behörden Akten über ihn ansehen, die du dann lesen musst. Um herauszufinden, was möglicherweise eine heiße Spur ist und was nicht. Vielleicht finden wir Anhaltspunkte über seinen Aufenthaltsort. Irgendetwas, was dir weiterhelfen kann. Und dann machen wir von da aus weiter.“
„Könntest du mir nicht einfach … eine Zusammenfassung zukommen lassen?“
Damon schüttelte energisch den Kopf. „Tut mir leid, Ruby. Ich wühle nicht alleine im Dreck. Mitgefangen, mitgehangen. Ich muss auch sicher sein können, dass du auf meiner Seite stehst.“
„Damit ich die Mitschuld trage?“
Damon zuckte mit einer Schulter. Die knappe Antwort auf ihre Frage lautete ja.
Ruby biss sich auf die Unterlippe. Sie schien nachzudenken. Dann straffte sie ihre Schultern und sah ihm ins Gesicht. „Wann
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