Liebe kennt keine Gefahren
er sehr charmant sein. Er konnte Seegeschichten mit solchem Eifer vortragen, daß sie den Wind auf ihrem Gesicht zu spüren meinte, und wenn er Liebesgeschichten vorlas, mußte sie sogar erröten.
Langsam reparierte er den Schaden, den Pitman dem Vermögen der Montgomerys zugefügt hatte. In den paar Wochen, die sie nun verheiratet waren, hatten sie beide den Haushalt der Montgomerys wieder in Ordnung gebracht. Bei der Arbeit bildeten sie ein gutes Team.
Doch nun war diese Gräfin im Haus und hing bei jedem Wort Alexanders an dessen Lippen, blickte großen Augen zu ihm auf, die ihm sagten, wie stark und wunderbar er sei. Und Alex benahm sich so, als wären alle Taggerts vom Erdboden verschwunden. Nun galt seine Aufmerksamkeit ausschließlich der schönen italienischen Frau.
Jess stand am entfernten Ende des Küchengartens und beobachtete die Gräfin, die unter einem Baum saß. einen dicken Schal um die Schultern, ein aufgeschlagenes Buch auf den Knien. Jess wollte ihr sagen daß sie aus Warbrooke abreisen und ihren Mann in Ruhe lassen sollte. Doch das brachte sie nicht fertig. Zum einen würde Alex sich totlachen, wenn sie so etwa Törichtes tat, und zum anderen würde er ihr diese Eifersuchtstat nie vergessen. Er würde sich in der Erinnerung daran sonnen, prahlen und andere sie demütigende Dinge tun, die Männern so einfallen, wenn sie glauben, gewonnen zu haben.
Nein, sie mußte sich etwas Besseres einfallen lassen, die Gräfin loszuwerden.
»Hallo«, sagte Jess, und die Frau hob ihr ihr hübsches Gesicht entgegen. »Ich hoffe, Sie genießen Ihren Aufenthalt in Warbrooke. Ich hatte nicht viel Zeit, mich um Sie zu kümmern. Aber vielleicht hat Alex sich Ihrer angenommen. «
»Ja«, sagte die Gräfin vorsichtig. »Er war ein sehr aufmerksamer Gastgeber, vielen Dank. «
Jess lächelte und setzte sich auf eine niedrige Mauer in der Nähe der Gräfin. »Hat Alex Ihnen auch erzählt, was im Augenblick in Warbrooke vor sich geht? Von der Tyrannei, unter der wir alle leiden? «
Die Augen der Gräfin weiteten sich. »Nein, nicht direkt. Ich bin sicher, er hatte etwas davon erwähnt, aber... «
Jess beugte sich vor. Die Gräfin wich sogleich zurück, als glaubte sie, Jess könnte sie schlagen. »Ich fragte mich, ob sie mir vielleicht helfen könnten«, fuhr Jess fort. »Sie sind ja so hübsch, und ich brauchte eine hübsche Frau als Unterstützung «
»Oh? « meinte die Gräfin, offenbar interessiert »Wobei soll ich Ihnen helfen? «
»Sie haben sicherlich schon von Admiral Westmoreland gehört, nicht wahr? Er wurde von den Engländern hierhergeschickt, um dem Schwarzen Rebellen das Handwerk zu legen. Doch bisher ist ihm das nicht gelungen. « Jessica lächelte. »Einige von uns haben dem Schwarzen Rebellen bei seinen Unternehmungen geholfen. « ,.
»Alexander hat mir von Ihrer Beteiligung bei einigen Überfällen, wie er es nannte, erzählt. Die englischen Soldaten... « Sie hielt inne und blickte Jess ins Gesicht. »Viel hat er mir eigentlich nicht davon berichtet. «
Aha! dachte Jess, er hat ihr also von jener Nacht erzählt, wie? Doch sie behielt ihr Lächeln bei. »Ja, wir tun, was wir können, um dem Schwarzen Rebellen zu helfen. Seit dem letzten Überfall bestraft der Admiral die Stadt damit, daß er die Schiffsladungen beschlagnahmt. In einigen Fällen hat er sogar das Schiff konfisziert, und ich fürchte, das wird bald wieder geschehen. Ich brauche Ihre Hilfe, um das herauszufinden. «
»Ich? « fragte die Gräfin, »wie könnte ich Ihnen dabei helfen? «
»Der Admiral ist bei Mrs. Wentworth einquartiert, und sie hat mich zum Tee eingeladen. Gestern erhielt der Admiral ein versiegeltes Dokument aus England, und ich möchte gern wissen, was darin steht. «
»Aber was soll ich dabei tun? «
»Der Admiral mag hübsche Frauen, und Sie sind schön. Ich möchte, daß Sie seine Aufmerksamkeit auf sich lenken, während ich sein Büro durchsuche. «
Sophy lächelte bei Jessicas Komplimenten, doch dann wurde ihr Gesicht ernst. »Was geschieht, wenn Sie dabei ertappt werden? Was passiert, wenn dieser Mann merkt, daß ich Ihre Komplizin bin? «
»Wir werden gehenkt. «
»Oh! « Sophy brauchte einige Zeit, um das zu verdauen.
»Sophy — wenn ich Sie so nennen darf —, Sie können diese Aufgabe meistern. Wenn ich bedenke, was einen Erfolg Sie bei Alex haben... «
»Was genau könnten Sie damit wohl meinen? Alex und ich sind alte Freunde. «
»Ja, und ich bin froh, daß er Sie hat. Alex ist auch mein
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