Liebe kennt keine Gefahren
Schönheit wie sie könnte Haß erzeugen. Ich werde meinem Mann niemals gestatten, daß er deine Frau kennenlernt. Faß dich endlich und komm. Du hast das Zölibat schließlich selbst gewählt. Kein Wunder, daß du keine Kraft mehr in den Beinen hast. «
Jess hatte einige Schwierigkeiten bei Mrs. Wentworth’ Teeparty. Tagelang hatte Alex auf jeden Atemzug der Gräfin gelauscht. Doch nun schien er nicht einmal mehr zu wissen, daß sie existierte. Er verfolgte mit glasigen Augen jede Bewegung seiner Frau, die das sehr ärgerlich fand. Sophy erzählte eine amüsante Geschichte nach der anderen, doch Alex hörte ihr nicht zu. Er vergaß völlig, daß noch andere Leute im Raum waren - starrte nur immer seine Frau an.
Jessica sandte Sophy einen erbitterten Blick zu und wies mit dem Kopf auf Alex.
»Alexander«, sagte Sophy mit scharfer Stimme, »warum erzählst du uns nicht die Geschichte, wie du in den Kanälen von Venedig gefischt hast? «
Alex zauderte. Doch Sophy beugte sich zu dem Admiral hinüber, daß er in ihren Ausschnitt blicken konnte, und der Admiral forderte Alex auf, besagte Geschichte zu erzählen. Sobald Alex damit begonnen hatte, entschuldigte sich Jess bei Mrs. Wentworth und entfernte sich in Richtung der diversen Nebengebäude.
Sobald die Gäste sie nicht mehr sehen konnten, huschte sie die Treppe hinauf zum Zimmer des Admirals. Sie wußte, daß sie nur wenige Minuten Zeit hatte, nach dem Dokument zu suchen, und versuchte das so gründlich wie möglich zu erledigen. Sie wollte bereits aufgeben, als sie zwischen den Büchern auf einem Regal etwas Weißes hervorspitzen sah. Sie zog daran, betrachtete das Kuvert, das sie in der Hand hielt, und wollte es gerade öffnen, als hinter ihr eine Stimme ertönte: Ich wußte doch, daß ich dich finden würde. «
Jess wirbelte herum und sah einen Adjutanten des Admirals unter der Tür stehen.
»Als du so lange nicht wiedergekommen bist! wußte ich, daß du auf mich wartest. «
Jess hielt das Kuvert noch immer in der Hand und barg es in den Falten ihres Kleides. Sie konnte sich nicht erinnern, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben. Doch dieser schien überzeugt, daß sie ihn begehrte. Jess würgte eine scharfe Bemerkung, die Eitelkeit von Männern betreffend, hinunter und lächelte ihn statt dessen an.
»Ich war auf dem Weg zum — zum Häuschen und sah, daß hier das Fenster offenstand. Da es jeden Moment regnen kann, kam ich hierher, um das Fenster zu schließen. «
Der Leutnant hatte in zwei Sekunden das Zimmer durchquert. »Zwischen uns gibt es doch keine Geheimnisse. Du hast dich schon seit langem mit mir treffen wollen. Das habe ich daran gemerkt, wie du mich angesehen hast, wenn wir uns auf der Straße begegneten. Ich habe die Sehnsucht in deinen Augen gesehen. Du mußt ja nach einem richtigen Mann hungern, nachdem man dich mit so einem Schwächling verheiratet hat. «
Jessica wich vor dem Leutnant zurück und lief dann um den Schreibtisch herum, verfolgt von dem Offizier, der ihr immer näher kam.
»Sag mir, wo wir uns treffen können. «
Jess’ Hand tastete über die Schreibtischplatte und fand einen Brieföffner. Sie war nicht gewillt, sich von diesem Mann anfassen zu lassen.
»Ich werde dich zur glücklichsten Frau der Welt machen. Ich werde dir geben, was dein Mann nicht verschaffen kann. «
»Das Geben bei meiner Frau besorge ich schon selbst — vielen Dank«, erklang eine Stimme von der Tür her.
Die beiden drehten sich um und sahen Alex, der am Türpfosten lehnte. Er trug einen pinkfarbenen!
Rock und die Alonge-Perücke, deren Locken ihm bis auf die Schultern reichten. Aber seine Augen straften sein weibisches Aussehen Lügen.
Der Leutnant zog sich von Jessica zurück. »Sir, ich hatte nicht vor, die Lady respektlos zu behandeln. «
Der harte Ausdruck in Alexanders Augen veränderte sich nicht, und Jess konnte sehen, wie sich kleine Schweißtropfen auf der Stirn des Leutnants bildeten.
»Ich sollte wohl lieber wieder in den Salon zurückkehren«, murmelte der Leutnant, bewegte sich um den Schreibtisch herum und dann zur Tür.
Alex trat zur Seite, um den Leutnant passieren zu lasen, wobei sein Blick den jungen Mann keine Sekunde losließ.
Jess war mit drei Schritten bei der Tür. »Du hast ihm aber einen tüchtigen Schrecken eingejagt, Alex«, sagte sie. Sie versuchte, an ihm vorbei in den Korridor hinauszugelangen, aber er streckte den Arm aus und verwehrte ihr den Durchgang.
»Was suchst du denn hier? « Da war keine Spur
Weitere Kostenlose Bücher