Liebe kennt keine Gefahren
wenigen Minuten eingeschlafen. Leider begann sie nun von dem maskierten Mann zu träumen, der ihr Leben so gründlich durcheinanderbrachte. Sie sah sich noch einmal auf das Pferd gehoben, in den Waschzuber gestürzt und dann auf dem Deck ihres Schiffes, wo er sie küßte, ehe er ihre Hilfe bei seiner Flucht auf den Kai in Anspruch nahm.
»Jessica! Jessica — fehlt dir etwas? «
Jess erwachte nur langsam und klammerte sich an die starken Arme, die sie umfingen. »Ich träumte nur«, sagte sie. »Er... « Ihr erstarb das Wort auf der Zunge, weil sie in den Armen des Mannes lag, der die Ursache all ihrer Probleme war.
Der Schwarze Rebell.
»Sie! « keuchte sie. »Sie! « Ohne nachzudenken holte sie mit dem Arm aus und schlug ihm die Faust gegen das Kinn.
»Na warte — du kleines Biest! « schnaubte er, packte sie bei den Schultern und drückte sie auf den Boden nieder. Der mürbe Stoff ihres Kleides barst und legte eine dünne Linie eines weichen weißen Hemdes vom Hals bis zur Taille frei. Darunter schimmerte rosig ihre Haut.
Jessica spürte, wie ihr Kleid zerriß, und sah dann den Ausdruck seiner Augen hinter der Maske. »Wenn Sie mich anfassen, werde ich... «
»... mich belohnt fühlen«, sagte er wütend, hielt sie auf dem Boden fest und legte seinen Mund auf den ihren.
Jessica spürte zum zweiten Mal seine Lippen und begann sich zu wehren. Sie würde lieber sterben, als sich von diesem Mann gegen ihren Willen nehmen zu lassen. Sie keilte mit den Füßen aus und trat ihn gegen das Schienbein. Sie spürte, wie er vor Schmerzen den Bauch einzog, aber er löste nicht die Lippen von ihrem Mund.
Er warf ein Bein über ihre Beine, damit sie nicht mehr nach ihm treten konnte. Jess versuchte, sich unter ihm hervorzuschlängeln. Sie warf nun heftig den Kopf hin und her, damit sie nicht länger diesem Kuß ausgesetzt war.
Der Schwarze Rebell hielt nun ihre beiden Hände mit der Rechten über ihrem Kopf fest, nahm dann ihr Kinn in die Linke und drückte wieder seinen Mund auf ihre Lippen. Dann legte er sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihre Hüften, damit sie diese endlich stillhielt.
Einen Moment lang lag Jessica ganz still da. Da schoß ein Gefühl durch ihren Körper, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. War es das, worüber frischverheiratete Frauen tuschelten und kicherten? War es das, was die Augen der verlobten Mädchen so verklärte?
Der Schwarze Rebell löste nun seinen Mund von ihren Lippen, behielt aber sein Gesicht dicht über dem ihren. Es war bereits späte Abenddämmerung, und im Sternenlicht wirkte sein Gesicht noch dunkler, war das Funkeln seiner Augen noch kräftiger als je zuvor.
»Jessica«, sagte er, und es war ein Staunen in seiner Stimme.
Sie blinzelte ihm ein paarmal ins Gesicht, schob ihn dann mit einer jähen, gewaltsamen Bewegung von sich und stand auf.
Der Schwarze Rebell blickte zu ihr hoch, ein Lächeln auf den fein gemeißelten Lippen. »Also bist du doch eine Frau, obwohl du dich immer so männlich gebärdest, Jessica. «
Jess nahm eine Handvoll Blaubeeren aus ihrem Korb und wollte sie ihm ins Gesicht werfen. Wie ein Tiger sprang er auf die Beine und packte ihre Hand. Er schloß seine Finger darum und drückte sie, bis der Saft der Heidelbeeren ihr aus der Hand floß. Er blickte ihr in die Augen und schickte sich dann an, ihr den Saft von den Fingern abzulecken. Aus ihr unerklärlichen Gründen begann ihr Herz beim Anblick seiner Zunge ein wenig rascher zu klopfen.
Mühelos drehte er ihr die Hand auf den Rücken und trat so dicht an sie heran, daß sein Körper den ihren berührte. »Ich glaube, mir sind ein paar Beeren entgangen«, flüsterte er, beugte sich dann nach vorn, drückte sein Gesicht gegen ihren Oberkörper und küßte ihre wogenden Brüste.
Dann sah er ihr wieder ins Gesicht.
Jessica starrte ihn mit großen, verwunderten Augen an, da sie das, was sie fühlte, überhaupt nicht verstehen konnte. Sie vermochte sich nicht zu bewegen, sondern stand nur da und ließ diesen Mann gewähren.
»Leb wohl, meine süße Jessica. Ich bin sicher, daß wir uns wiedersehen werden. «
Als er auf sein Pferd stieg, stand sie immer noch da, die Hände an den Seiten, und schaute ihm zu, während ihr der Saft der zerdrückten Heidelbeeren auf den Rock tropfte.
Er hob ihre Fingerspitzen an seine Lippen.
Es war sein Lachen, dieses wissende, selbstgefällige Lächeln, das Jessica aus ihrer Trance befreite. Sie nahm eine weitere Handvoll Heidelbeeren aus ihrem Korb, um sie ihm an
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