Liebe kennt keine Gefahren
vor dir. «
»Ich... ich verstehe, Alex. Es tut mir ja so leid. Wenn das doch nur diese idiotischen Frauen wüßten. «
»Frauen? «
»Denen du einen Heiratsantrag machen möchtest... Wenn sie die Wahrheit wüßten, wäre sicherlich eine davon bereit, an deiner Seite als Krankenschwester zu leben. Hast du es schon mal bei Nelba Mason versucht? «
»Nelba Mason? « wiederholte er betroffen. »Eine Erdkröte ist eine Schönheit im Vergleich zu Nelba. Hat sie eigentlich einen Mund unter ihrer großen Nase? «
»Ja, einen sehr kleinen, jedoch ohne Lippen. Aber ihr Vater besitzt zweihundert Morgen bestes Ackerland. Also gut, vergessen wir Nelba. Aber eine von den heiratsfähigen Mädchen wird sich doch hoffentlich in dein Geld verlieben können. «
»Das keinem Vergleich mit Ethans Armen standhält«, murmelte Alex.
»Da magst du recht haben. Doch eine gibt es bestimmt, die dir ihr Ja Wort gibt. «
»Hier«, sagte Alex unvermittelt, »das ist für dich. «
Jess nahm die hölzerne Truhe entgegen, öffnete sie und sah darin ein blaues Baumwollkleid liegen.
»Es gehörte meiner Mutter«, erklärte Alex. »Sie hat es kaum getragen. «
»Aber, Alex, das kann ich nicht annehmen! «
»Meine Schwester hat Pitman geheiratet und ihm damit Macht über diese Stadt verschafft. Wegen Pitman ist der Schwarze Rebell erschienen. Der Schwarze Rebell hat dir das Kleid zerrissen — Eleanor hat mir das erzählt —, und deshalb schulde ich dir das. «
»Aber Alex... «
Er legte seine Hände auf die ihren. »Bitte, nimm es an, Jess. Und ich habe auch ein paar Orangen für deine kleinen Geschwister besorgt. Sie liegen in der Truhe unter dem Kleid. «
»Orangen? « flüsterte Jess und erinnerte sich nun an einen Vorfall aus ihrer Kindheit. Sie hatte Adam Montgomery immer für den faszinierendsten Mann der Welt gehalten. Schon als er noch ein hochaufgeschossener, schlaksiger Junge gewesen war, war sie ihm überallhin gefolgt. Als sie ihn einmal auf der Mole einholen wollte, stolperte sie über eine Trosse, fiel hin und schlug sich das Knie auf. Sie hatte keine Ahnung, daß Adam ihren Namen kannte, geschweige denn wußte, daß sie ihn heimlich verehrte. Aber er kehrte um, hob sie auf, setzte sie auf einen Poller, untersuchte ihr Knie, lächelte und sagte: »Ich werde etwas langsamer gehen. « Am Abend hatte er dann Alex mit einer kostbaren Pampelmuse zu ihr geschickt, die sie ganz allein aufessen sollte.
»Jess«, fragte Alex, »ist dir nicht gut? «
Sie sah zu ihm hoch und lächelte. »Du trägst den Namen Montgomery vielleicht doch nicht zu Unrecht. «
»Vielleicht? « fragte er mit großen Augen. »Ach — ich verstehe. Du vergleichst mich wieder einmal mit meinen erlauchten Brüdern. «
»Ach Alex... « hob sie an, als sie merkte, daß es ihr abermals gelungen war, ihn zu verärgern. »Ich nehme das Kleid und die Orangen an. Vielen Dank für beides. «
»Sollen wir umkehren? « fragte er steif.
Jessica hatte seine Gefühle nicht verletzen wollen, und so nahm sie diesmal seinen Arm, während sie zur Hütte zurückgingen.
Er drehte sich ihr zu, lächelte und legte einen Moment seine Hände auf die ihren.
»Sei unbesorgt, Alex — du findest schon eine Frau. Du wirst es erleben. Ich werde mit Eleanor reden, ob wir nicht eine für dich auftreiben können. Ich bin sicher, daß wir zwischen den Werftanlagen deines Vaters und eurem großen Haus eine hübsche junge Frau finden, die nichts gegen fette, kahlköpfige Männer hat. Natürlich müssen wir mehr in südlicher Richtung suchen, da wir keine Chancen bei den Frauen haben, die Adam und Kit kennen. Aber wir werden eine für dich auftreiben. Sei unbesorgt. « Sie lächelte im Dunkeln zu ihm hinauf, aber er hatte das Gesicht abgewandt und sagte kein Wort mehr, bis sie beim Haus angelangt waren. Dort händigte er Jess die Truhe aus und verabschiedete sich höflich und auch, wie es sie dünkte, ziemlich kühl von ihr.
Am nächsten Tag mußte Jess auf Eleanors Drängen hin wieder das Haus hüten. Denn in der Stadt wurde noch immer viel über den Schwarzen Rebellen geredet, und allerorten spekulierten die Leute, wer hinter der Maske des Rebellen stecken könne. Jessicas Name tauchte fast immer im Zusammenhang mit dem Schwarzen Rebellen auf, und er wurde stets von einem Heiterkeitsausbruch begleitet. Eleanor verschwieg ihrer Schwester, daß man sich überall über das hübsche Mädchen lustig machte.
Als die Abenddämmerung hereinbrach, wollte Jessica nicht länger im Haus
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