Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Andratte. Stellt uns den Gesuchten neben allen Beweisstücken zur Verfügung.«
    Bis zur Ankunft der Polizeikolonne rätselte Raoul de Formentiére herum, warum ihn wohl dieser nicht sehr intelligente Emile Andratte mit reichlich dummen Erzählungen aufhielte.
    Alain war sehr verstört zurückgekommen und hatte berichtet, daß die Erdhütte leer, das Zelt abgebaut und die Erpresser samt Lulu verschwunden seien. Der ursprüngliche Plan, dem Mädchen auf der Straße aufzulauern, sie mit einem Schuß aus der Flinte zum Schweigen zu bringen und anschließend im Sumpf zu versenken, war damit gescheitert. Raoul war danach unruhig geworden und hatte Alain befohlen, alles zum Abtransport der Ware aus dem geheimen Keller vorzubereiten – als der Sergeant auftauchte und sein Schwätzchen begann.
    Der brave Andratte ahnte nicht, wie nahe er in diesen Minuten seinem gewaltsamen Ende war. Wenn er die Mühle hätte betreten wollen, so wäre er nicht bis zur Tür gekommen. Der Marquis trug eine kleine entsicherte Pistole in der Jackettasche. Plötzlich – als in rasender Fahrt die Autokolonne zur Mühle kam, als der schwere Mannschaftswagen ohne Rücksicht querfeldein donnerte, bremste und wie ein Automat Polizisten ausspie – plötzlich begriff der Marquis, daß dieser Andratte alles andere als ein Schwachsinniger in Uniform war. Maurans Wagen hielt neben dem schweren Auto des Marquis und machte damit eine Flucht von vornherein unmöglich.
    Die Polizisten umstellten die Mühle und trieben dadurch auch Alain zurück, der schnell geschaltet hatte und in die entgegengesetzte Richtung verschwinden wollte. Die Herren des Kommissariats umringten den Marquis. Andratte nahm gegen alle Vorschriften sein Käppi ab und fächelte sich Luft zu. Die Uniform war durchgeschwitzt.
    »Meine Gratulation, Andratte«, sagte Raoul de Formentiére und lächelte etwas verzerrt. »Ich habe Sie immer unterschätzt. Das haben Sie wirklich gut gemacht … Ah, Kommissar Mauran. Wie lange ist es her, daß wir uns zuletzt sahen? Beim Frühlingsball des Präfekten, nicht wahr? Was soll der Aufmarsch? Üben Sie die Erstürmung einer Festung mit Ihren Leuten …«
    Der Kommissar deutete eine kleine Verbeugung an. Höflichkeit ist eine der Eigenschaften der französischen Polizei, die sie so liebenswert macht. »Marquis«, sagte Mauran ruhig, »ich habe gegen Sie einen Haftbefehl wegen Einfuhr von Rauschgift. Sie brauchen nicht zu antworten, bevor Sie Ihren Anwalt konsultiert haben.«
    »Das ist lächerlich!« Raoul de Formentiére winkte ab. »Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Kommissar. Mir ist es allerdings rätselhaft, wie man diese ungeheuerliche Anschuldigung überhaupt glauben konnte.«
    »Wenn Sie sich bitte umdrehen möchten, Herr Marquis …«
    Raoul wandte sich langsam um. Hinter ihm, im Schutz von zwei Polizisten, stand Lulu. Sie weinte. Der Marquis drehte sich wieder zu dem Kommissar um. »Ich weiß, wann ein Spiel verloren ist, Kommissar«, sagte er sehr ruhig und tatsächlich immer noch mit Charme. »Ich habe für mein Leben gern gespielt. Und ich habe eigentlich auch immer beherzigt, was für Männer meiner Position als Warnung gilt: Cherchez la femme! – Ich scheine es einmal vergessen zu haben. Aber – sehen Sie sich Mademoiselle an – Sie werden mich verstehen. Für seine Fehler muß man geradestehen.«
    »Wo ist das Lager, bitte?«
    »Im Keller der Mühle, das wissen Sie doch längst. Sie werden dort die größte Ansammlung von Heroin finden, die Sie je gesehen haben. Von den anderen Drogen abgesehen …«
    »Darf ich um Ihre Waffe bitten, Marquis?«
    Bevor Raoul noch etwas sagen konnte, hatte Mauran schon zugegriffen und die Pistole aus der Tasche des Jacketts gezogen.
    »Sie zeichnete sich ab, Marquis«, sagte der Kommissar sarkastisch. »Maßanzüge sind nicht für den Transport von Waffen gebaut.«

21
    Sie waren über zweihundert Kilometer gefahren, als Zipka endlich anhielt und den Wagen in einer kleinen Strandbucht ausrollen ließ. Kathinka, die neben ihm geschlafen hatte, fuhr hoch. »Was ist, Wig?« stotterte sie noch schlaftrunken.
    »Die Polizei hat uns hierhergewiesen …«
    »Wieso die Polizei?«
    »Sie ist der Ansicht, daß man mit einer so laut schnarchenden Dame nicht länger fahren darf. Es gefährdet die Verkehrssicherheit …«
    »Ekel!« Sie blickte sich um: weißer Sand, eine kleine Bucht, blaues Meer, eingerahmt von niedrigen, gelbroten Felsen. Vom Wind zerfressene Steine. Ein paar Pinien, zerzaust und

Weitere Kostenlose Bücher