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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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Geräusche, also ging ich in die Hocke und krabbelte unter dem Gitter durch, während ich mir ausmalte, wie meine abgetrennten Glieder am nächsten Morgen von einem Spaziergänger mit Hund aus dem Kanal gefischt wurden.
    Der Innenraum war vollgestellt mit Paletten, auf denen sich Holz, Kunststoff und Metall türmten. Ein Mann in Cargohose und T-Shirt stand da, eine Schutzmaske vor dem Gesicht. Er hielt eine kreischende, funkensprühende Maschine in der Hand, die ein bisschen einer Kettensäge ähnelte, und schnitt eine dicke Küchenarbeitsplatte zurecht. Ich entdeckte auf dem Boden einen gelben Schutzhelm und setzte ihn vorsichtshalber auf. Wem auch immer der Helm gehörte, er hatte offenbar einen ziemlich großen Kopf, denn der Helm rutschte mir tief ins Gesicht, sodass ich mir vorkam wie ein Lego-Männchen. Robin Duster war in seine Arbeit vertieft, also ging ich hinüber zu einem Regal, auf dem ein Radio dudelte, und schaltete es aus. Ich mag keine Radiomusik.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, rief der Mann.
    »Ich bin Gracie Flowers«, antwortete ich.
    Er schaltete die Maschine aus.
    »Wer?«
    »Gracie Flowers.«
    Er nahm die Schutzmaske ab, und ich schob den Helm in den Nacken, damit er meine Augen sehen konnte.
    »Sind Sie vom Finanzamt?«
    »Ja. Sie schulden uns einen Haufen Geld«, erwiderte ich genüsslich.
    Er machte ein langes Gesicht.
    »Das war ein Scherz.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich bin Immobilienmaklerin.«
    »Oh, sind Sie von Smiths?«
    »Nein«, antwortete ich beleidigt. Was fiel ihm ein? »Ich bin von MAKE A MOVE .«
    »Was wollen Sie hier?«
    »Sind Sie Robin Duster?«
    »Ja.«
    »Ich möchte herausfinden, ob ich Ihnen passende Objekte vermitteln kann.«
    Er stieß ein lautes Lachen aus.
    »Ich bevorzuge Objekte, in die man einen Haufen Arbeit stecken muss. Je mehr, desto besser.«
    »Hervorragend. Betrachten Sie es als erledigt.«
    Ich schüttelte ihm die Hand und ging. Den Helm habe ich heute noch. Er liegt auf meinem Aktenschrank im Büro.
    Während der nächsten paar Wochen druckte ich immer, wenn wir etwas Passendes hereinbekamen, das Exposé aus, packte es in eine Sandwichtüte aus Plastik, fuhr damit zu Bobs Lagerhalle auf der Scrubs Lane und schob es unter dem Tor durch. Ich fügte stets eine kurze Notiz auf einem Post-it-Zettel hinzu. »Hallo, Robin, hoffe, es geht Ihnen gut. Dachte, das könnte Sie interessieren.« Als ich die elfte Plastiktüte unter seinem Tor durchschob, war ich angekommen bei »Robin, in dieses Objekt muss so viel Arbeit gesteckt werden, dass Sie sich in die Hose machen und heulend nach Ihrer Mum rufen werden.«
    Mein Kommentar schien sein Interesse geweckt zu haben. Zehn Minuten später sah ich etwas, von dem ich nie gedacht hätte, es jemals zu sehen: Bobs Nummer auf meinem Handydisplay.
    »Robin«, sagte ich seufzend zur Begrüßung. »Ich wünschte, Sie würden aufhören, mich ständig zu belästigen.«
    »Gracie Flowers. Gracie Flowers.«
    »Robin Duster. Robin Duster.«
    »Nennen Sie mich Bob.«
    »Bob der Baumeister.«
    »Wagen Sie es nicht.«
    »Versprochen.«
    Ups.
    »Hören Sie zu, ich stehe gerade vor dem Gebäude, das Sie mir empfohlen haben. Gute Arbeit. Können Sie den Schlüssel besorgen?«
    »Geben Sie mir vier Minuten. Bin schon unterwegs.«
    Fünfzehn Minuten später hatte er ein Angebot abgegeben, einen Kaffee ausgegeben und mir erklärt, ich sei ganz okay für eine Maklerin.
    Bob der Baumeister war also eine harte Nuss, die ähnlich schwer zu knacken war wie eine Paranuss, aber nachdem er einmal geknackt war, stellte sich heraus, dass er einen ganz weichen Kern hatte. Bob ist ein Mann der wenigen Worte, was ich sehr bewundere. Bei einem Meinungsaustausch verbeißt er sich nicht in das Thema und wälzt sich darin wie ein aufgedrehter Hund oder wie ich, sondern überlegt, bevor er den Mund aufmacht, und äußert sich dann besonnen und ruhig. Bob ist ein Genie. Seine großen Leidenschaften sind Fußball, Angeln und Abermillionen Pfund verdienen. Oh, und seine schreckliche Freundin, Stella. Eigentlich ist sie gar nicht schrecklich, sie ist atemberaubend, aber atemberaubend im Stil einer Spielerfrau, die auf einer Trauerfeier in der Hello! abgebildet ist.
    Stella begleitet Bob heute, weil sie nach der Besichtigung einen Schaufensterbummel machen wollen. Nicht, dass Stella aussehen würde wie eine Frau mit sehr hohen Ansprüchen, abgesehen vielleicht von einem Hubschrauber und einer tropischen Insel.
    »Gut, das hier nehme ich auch«, sagt Bob.

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