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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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»Mein Erstgebot liegt bei fünfzig unter dem Verkaufspreis. Wir werden sehen, was am Ende herauskommt.«
    Er steht mitten in einem der heruntergekommenen Räume, und seine Augen schweifen schnell umher, wie immer, wenn er überlegt. Bob hat Ähnlichkeit mit Bruce Willis, findet Wendy. Tatsächlich hat Wendy mich vor Jahren so weit getrieben, dass ich mich in Bob verknallt habe, indem sie immer wieder Bemerkungen fallen ließ wie »Stell dir vor, wie diese schwieligen Hände an deinem Oberschenkel hochwandern« oder »Stell dir vor, wie dieser vom Bau gestählte Oberkörper auf dir …«, wenn wir allein im Büro waren. Es war nicht viel mehr als eine Schwärmerei, die bei meiner ersten Begegnung mit Stella rasch eingedämmt wurde. Sie ist die am wenigsten herzliche Person, der ich jemals begegnet bin. Trotzdem, denke ich, muss ich mir Mühe geben. Im Moment macht Stella nämlich einen gelangweilten Eindruck, sie starrt aus dem Fenster.
    »Ich finde deine Schuhe echt toll«, sage ich zu ihr.
    Stella trägt Lackpumps mit zehn Zentimeter hohen Absätzen in Blutrot. Wenn Frauen aufeinandertreffen, finden sie normalerweise schnell eine gemeinsame Sprache, die um Handtaschen und Schuhe kreist, um sich einander anzunähern, aber nicht einmal das funktioniert bei Stella. Statt des obligatorischen »Oh, vielen Dank, das war ein Schnäppchen bei Dorothy Perkins für fünfundzwanzig Pfund« beschränkt sie sich auf einen Blick als Antwort. Und was für einen. Sie zieht einfach die Oberlippe hoch und schafft es, mehr damit auszudrücken, als ein ganzer Vortrag es vermocht hätte. »Sprich mich nicht an«, lautet die Botschaft. »Ich werde mich nicht mit dir unterhalten. Du kannst dir solche Schuhe sowieso nicht leisten, und wenn doch, würdest du darin aussehen wie ein geistig zurückgebliebenes Kind, das in einem Laden für Transen hohe Hacken anprobiert. Die bloße Tatsache, dass ich die Luft mit dir teilen muss, ist eine Beleidigung.«
    Ich starre zurück. Sie ist wirklich eine Meisterin der Frostigkeit. Ich frage mich, ob ich applaudieren soll.
    »Okay, Schwester, wir müssen wieder«, sagt Bob, der nun auf mich zukommt. Ich glaube, das ist der Grund, warum Stella mich hasst: weil ich mich mit Bob so gut verstehe und er mich »Schwester« nennt.
    »Gut.«
    »Was ist eigentlich in Schleimi gefahren?«
    Ich schüttle den Kopf. »Keine Ahnung. Er ist offensichtlich der Meinung, dass John St. John Smythe mehr kann als ich.«
    »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Hat der nicht mal bei Smiths gearbeitet?«
    »Wahrscheinlich. Würde zu dem Blödmann passen.«
    »Ich habe immer was für dich zu tun, bei deinem Riecher für Dreckslöcher. Du bekommst von mir sogar Visitenkarten.«
    »Danke.«
    Ich sehe den beiden nach, als sie wegfahren, dann lasse ich mir Zeit mit dem Abschließen, weil ich zum ersten Mal seit ich weiß nicht wie langer Zeit keine Lust habe, ins Büro zurückzukehren.

7
    Der Kerl ist so nervig! Ich habe in meinem ganzen Leben keinen nervigeren Menschen kennengelernt. Und er ist so etepetete. Er spricht total geschwollen, zudem sagt er die ganze Zeit »okey dokey«. Okey dokey? Grauenhaft. Er stellt Fragen wie »Wo finde ich das Schreibpapier mit unserem Briefkopf?«, und da ich nicht mit ihm rede, außer es ist zwingend notwendig, sagt Wendy »Unten, zweite Schublade«, worauf von ihm zurückkommt »Okey dokey«, als wäre er eine schrullige Alte. Und er ist nicht einmal besonders gut! Er hat noch keinen einzigen Neukunden gemacht, dabei ist er schon seit vier Stunden hier. Er bringt der Firma absolut nichts ein.
    Ich werde es auch nicht zulassen, dass er Neukunden macht. Ich bin nicht nur schneller als John Wayne am Telefon, ich bin auch, wenn es um die Laufkundschaft geht, schneller als Billy Bob Quecksilber der Waffenheld, der in seinem ganzen Leben nie danebengezielt hat. Seht ihr, bei MAKE A MOVE gilt: Wer als Erster mit dem Kunden spricht, behält ihn. Ich mache viele Neukunden, indem ich die Erste am Telefon bin, aber das Problem ist, dass es sich bei fünfzig Prozent unserer Anrufer um Leute handelt, die auf einem völlig anderen Planeten leben. Es ist kein schlechter Planet. Im Gegenteil, es ist ein Planet voller Hoffnung. Diese Leute sagen am Telefon »Hallo, ich suche zwei oder besser noch drei Zimmer Nähe Portobello für maximal siebzigtausend. Natürlich mit Garten«, worauf man dann erwidern muss »Tun wir das nicht alle? Leider sind die Preise in Portobello schlichtweg der Wahnsinn. Eine

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