Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

jünger!), ich bin jedoch deutlich älter als du und in einer anderen Phase meines Lebens. An jenem Abend, als wir in meinem Schlafzimmer waren, war ich wie erstarrt. Ich musste an deinen Vater denken. Ich habe ihn respektiert, Grace, und ich wollte dir gegenüber das Richtige tun, dir und deinem Vater gegenüber. Ich wollte mir nicht nehmen, was ich mir nicht nehmen durfte. Trotzdem habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, und egal, wie sehr ich mir den Kopf zerbreche, ich lande immer wieder bei einer Tatsache, die wichtiger ist als alle Fragen und Zweifel, nämlich der Tatsache, dass ich mich total in dich verliebt habe, Grace. Wenn ich Songs singe, wenn ich Songs spiele, sind sie immer für dich.
    Okay, ich möchte nur, dass du eins weißt: dass ich an dich denke und dass ich mir mehr als alles andere wünsche, dass du glücklich bist.
    In Liebe, ein alter Narr und Verehrer
    Anton xx
    »Den werde ich immer in Ehren halten«, flüstere ich, und ich sehe in seine Augen und lächle. »Ich werde ihn in eine kleine Schachtel legen und unter unserem Bett verstauen.«
    »Grace.«
    Wenn man gerade von der Störung des Jahrzehnts spricht … Es ist Ruth Roberts, und sie lächelt mich an. Das hat sie bei unserer letzten Begegnung sicher nicht getan.
    »Hallo, Ruth.«
    »Hallo, Gracie. Ich fand deinen Auftritt super. Früher war ich immer neidisch auf deine Stimme, aber es war schön, sie wieder zu hören. Ich habe sie vermisst.«
    »Danke. Und ich habe mich gefreut, dich wieder Amazing Grace singen zu hören. Es war wunderschön.«
    Ich schaue Ruth einen Moment an, während ich überlege, ob ich mich für den Vorfall vor zehn Jahren entschuldigen soll, doch der hektische Aufnahmeleiter nimmt mir die Entscheidung aus der Hand, indem er in den Backstageraum stürmt.
    »Alle Finalisten in einer Reihe aufstellen! Gleich wird der Gewinner verkündet!«
    Ruth saust zurück an ihren Platz, und ich stehe zusammen mit Anton auf. Er nimmt meine Hand, und ich halte seine, und alles, jedes kleine Ding auf der Welt, fühlt sich richtig an.

83
    »Len, ich halte es nicht aus!«, sagt Joan und legt sich zu ihrem Bruder in das Krankenbett im St. Mary’s Hospital.
    Die Besuchszeit ist schon über eine Stunde um, aber die Schwestern hatten Verständnis, als Joan ihnen erklärte, dass die hübsche blonde Frau mit der fantastischen Stimme praktisch zur Familie gehöre und Joan darum bis zum Ende der Show bleiben müsse. Natürlich hatten sie Verständnis. Dies ist schließlich das Finale von ENGLAND SUCHT DEN SUPERSTAR . Alle sitzen in Lens Privatzimmer und sehen es sich gemeinsam an.
    Len war ein paar Tage zuvor in ein Ein-Bett-Zimmer verlegt worden. Es wird von einem anonymen Spender bezahlt. Joan hat das Gefühl, dass es etwas mit dem Scheck von SJS Bau zu tun hat, der am selben Tag auf ihrer Fußmatte landete.
    Joan hat ihre Schuhe abgestreift und auf den Boden plumpsen lassen, sie drückt die Hand ihres Bruders, die, die den Druck erwidern kann.
    »Oh, warum müssen die die Bekanntgabe des Gewinners immer derart in die Länge ziehen? Ich halte das nicht aus! Was hast du gesagt, mein Lieber?«
    Als Joan ihr Ohr dem Mund ihres Bruders nähert, bemerkt sie Tränen in seinen Augen.
    »Ja«, sagt sie zustimmend. »Das ist unser Mädchen.«
    »Mach den Fernseher an!«, ruft Emma Hammond, als die Familie ins Haus kommt. »Gleich wird der Gewinner gekürt! Wir haben die Auftritte schon verpasst. Ich kann nicht glauben, dass ich zu deiner blöden Schulaufführung musste!«, kreischt sie und verpasst ihrem Bruder einen Tritt gegen das Schienbein. »Das ist meine Lieblingssendung!«
    Die Kamera schwenkt langsam über die Gesichter der Finalisten.
    »Das ist die eine, die immer Amazing Grace singt. Die ist super«, sagt Emma ernst.
    »Die ist scheiße«, erwidert ihr Bruder.
    »Pst …«, fährt sie ihm über den Mund.
    »Ooh, das ist der schöne Mann, der in der ersten Sendung gewonnen hat«, schwärmt Mrs. Hammond. Ihr Mann kneift sie in die Taille. »Er ist natürlich nicht so schön wie du, mein Schatz. Außerdem bin ich mir sicher, dass er Don’t cry for me Argentina nicht so schön singen kann wie du.«
    »Niemand singt Don’t cry for me Argentina so schön wie ich. Gut, sollen wir mit einem Glas auf die herausragende Schauspieldarbietung unseres Sohnes im Schultheater und darauf, dass wir heute endlich unser neues Zuhause gefunden haben, anstoßen?«
    »Die kleine Blonde da sieht aus wie …«, murmelt Emma. »O mein Gott, das ist sie!