Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
Das ist Gracie! Das ist Grace!«, kreischt sie.
»Ah«, raunen alle, als die Kamera eine strahlende Gracie einfängt, die zu Anton hochlächelt.
»Es ist singen«, flüstert Emma Hammond sich selbst zu, »das, was Gracie am liebsten auf der Welt tut, ist singen.«
Emma lächelt. Sie wusste, dass Gracie nicht die Wahrheit gesagt hatte, als sie behauptet hatte, sie sei am liebsten Immobilienmaklerin.
»Schiiiet!«, sagt Tara.
In ihrem Mund knistert es von der Knallbrause, die sie gerade nascht. Sie sitzt auf dem Bett ihres Bruders vor dem neuen Sony-Flachbildfernseher, mit dem der rätselhafterweise am Nachmittag nach Hause gekommen war.
»Was?«
»Ey, das isse doch, oder?«
»Das ist wer?«
»Ich hab dir doch von ihr erzählt. Die Schwangere, der du die Handtasche geklaut hast. Ich hab sie ihr zurückgegeben.«
»Fuck! Die hättest du mal besser behalten. Wenn die Tussi heute Abend gewinnt, hättest du die Tasche teuer bei eBay versteigern können.«
Tara klappt den Mund auf, sodass die Knallbrause ihrem Bruder ins Gesicht prickelt, dann schlägt sie mit der Faust auf seinen Oberschenkel.
»Scheiße! Warum haust du mich?«
»Weil du ein Arschloch bist. Ich will nämlich, dass sie gewinnt.«
»O Bob!«, sagt Claire und nimmt einen Schluck aus der Moët-&-Chandon-Flasche. »Ich halte das nicht aus. Sie muss gewinnen. Ich wünschte, die würden endlich zur Sache kommen! Das ist eine Qual!«
Bob hält jeweils einen Zwilling unter dem Arm, nachdem er herausgefunden hat, dass dies die einzige Möglichkeit ist, um zu verhindern, dass die beiden ständig zum Fernseher laufen und »Gracie« auf die Mattscheibe sabbern.
»Gracie Flowers, auf geht’s, Schwester. Auf geht’s, Schwester«, singt er.
»Bob, setz dich hin. Ich muss mich an dir festhalten.«
Bob setzt sich neben Claire auf die Couch und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie sein Bein umklammert.
Schleimi gießt gerade den Rest aus der Flasche Rioja, als sein Handy klingelt. Es sind seine Töchter, und sie sind in heller Aufregung.
»Was ist passiert?«, fragt Ken und springt auf, ganz der besorgte Vater, der er ist. »Was? Meine Gracie? Im Fernsehen?«
Er stürzt an den Apparat und schaltet ihn ein, nur um gleich darauf das Gesicht von Gracie Flowers zu sehen, dem besten weiblichen Makler Londons. Es füllt die volle Breite seines Plasmafernsehers aus.
»Ich glaub, mich laust der Affe.« Er seufzt. »Ich glaub, mich laust der Affe.«
John St. John Smythe senior sitzt im ersten Rang im London Palladium, hält die zierliche Hand seiner wunderschönen zukünftigen Frau und hofft, dass sein Gehör von dem Gekreische keinen Schaden nimmt. Rosemary Flowers sitzt neben ihm und strahlt. Es war ein ziemlich aufregender Abend für Rosemary: Sie wurde siebzehnmal um ein Autogramm gebeten, und sie hat zum ersten Mal seit zehn Jahren ihre einzige Tochter singen hören. Rosemary sah nie schöner aus als heute Abend, denkt John, als er sich zu ihr hinüberbeugt, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben.
Freddie verfolgt aufmerksam das Geschehen auf der Bühne. Unfähig, sich länger zurückzuhalten, wendet er sich seiner neuen Freundin zu.
»Wendy«, sagt er leise.
»Ja«, krächzt Wendy. Sie hat fast keine Stimme mehr, nachdem sie Gracie den ganzen Abend angefeuert hat.
»Findest du, dass mein Vater und Grace den Eindruck machen, dass sie mehr sind als nur gute Freunde?«
Wendy beobachtet ihre beste Freundin unten auf der Bühne. Sie registriert, dass Graces Arm um Antons Taille geschlungen ist und ihr Kopf an seiner Brust ruht, während Anton stolz auf sie hinunterlächelt. Und da Wendy eine Liebesexpertin ist und die Erfinderin des ungemein erfolgreichen Liebestests, dreht sie sich zu Freddie in seinem neuen Hemd – das sie am Morgen zusammen mit dem schlankmachendsten Bauchwegslip der Welt bei Selfridges gekauft hat – und antwortet voller Überzeugung: »Ja, Freddie. Ja, das finde ich.«
»Mein lieber Scholli«, seufzt Freddie.
»Ist das komisch für dich?«
»Ja«, antwortet er, »aber auf eine gute Art komisch.«
»Pst … Sie geben jetzt den Gewinner bekannt.«
84
Gracie Flowers ist gelangweilt von dem Moderator, der nach jedem Satz sechzig Sekunden Pause macht. Am liebsten würde sie dem Mann Beine machen, damit er endlich den Gewinner verkündet und sie sich anderen Dingen widmen kann, zum Beispiel in Antons Augen zu versinken und mit seinen Haaren zu spielen und ihn ganz sanft zu küssen. Sie lächelt zu ihm hoch und fragt
Weitere Kostenlose Bücher