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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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Türen geschliffen und geschmirgelt und Stunden damit verbracht, verschiedene Weißtöne zu studieren, bevor ich sie schließlich violett gestrichen habe. Ich liebe meine Türen.
    Der Grund, warum ich so kurz dusche, ist der, dass ich danach möglichst viel Zeit habe, Selbstgespräche zu führen. Ich weiß nicht, was ich ohne meine morgendliche Motivationsansprache tun würde. Diese Angewohnheit habe ich mir von meinem Vater abgeschaut. Meine Mutter beginnt den Tag gern mit fünfzehn Minuten Yoga, und als ich noch klein war, kam ich ihr dabei oft in die Quere. Ich störte ihr Karma, also schloss Dad sich mit mir im Bad ein und unterhielt mich. Er setzte mich behutsam auf den Toilettendeckel, und ich sah zu ihm hoch und lauschte, während er sich rasierte und mit sich selbst redete.
    »Guten Morgen, Camille, du siehst großartig aus, wenn ich das so sagen darf«, begann er und lächelte sein Spiegelbild an, ich kicherte. »Nun denn, du hübscher Teufel, was steht heute auf dem Programm? Oh, der Clydesdale Cup. Und, werden wir gewinnen? Wir werden. Gut, gut. Wir werden die Kontrolle behalten beim Cha-cha-cha, nicht wahr? Nicht wie beim letzten Mal, als wir Rosemary beinahe in den Schoß des Schiedsrichters katapultiert hätten. Obwohl ihm das sicher gefallen hätte, diesem schmutzigen kleinen Ferkel, nicht?« Dann machte er ein paar Cha-cha-cha-Schritte. »Camille, du sollst dich nicht gleichzeitig rasieren und tanzen, ich habe dich gewarnt. Das kann blutig enden. Schön, wir gewinnen also den Clydesdale Cup. Und was noch? Oh, ich weiß! Ich werde zusammen mit meiner wunderbaren Tochter Gracie zu ihrem Geburtstag einen Song singen. Was sollen wir singen?«
    Da sich der Großteil dieser Badszenen abspielte, als ich zwischen drei und acht Jahren alt war, würde man nun erwarten, dass wir Lieder wie Twinkle twinkle little star oder Old MacDonald had a farm sangen. Weit gefehlt. Im Alter von vier Jahren konnte ich Wichita Lineman von Glen Campbell auswendig. Mit fünf war mein Lieblingssong No woman no cry von Bob Marley. Mein siebtes Lebensjahr war sehr produktiv, weil wir viel von Bob Dylan und den Beatles coverten, und ich konnte die meisten Hits dieser Zeit, als ich acht war.
    » Uptight. Everything’s alright !«, krähte ich am Morgen meines achten Geburtstags. Ich war in einer heftigen Stevie-Wonder-Phase.
    »Gracie«, sagte mein Vater und stoppte meinen Enthusiasmus mit einem Lächeln. »Die Zeit ist reif. Heute ist ein sehr wichtiger Tag, weil ich dir einen ganz besonderen Menschen vorstellen werde. Eine wirklich außergewöhnliche Person. Ein Riesentalent. Eine Frau mit einer wundervollen, tiefen, kräftigen Stimme wie deine, amazing Grace.« Er nannte mich oft so. »Eine Frau, die zu ihren Überzeugungen steht. Eine Frau, die sich unermüdlich für die Rechte von schwarzen Menschen einsetzt. Eine Göttin. Gracie Flowers, ich darf dich bekannt machen mit … der einzig wahren … Nina Simone.«
    Und er ging hinüber zu dem Kassettenrekorder auf der Fensterbank und drückte auf Play. Das war das erste Mal, dass ich den Song Feeling good hörte. It’s a new dawn, it’s a new day, it’s a new life for me. And I’m feeling good .
    Ich beobachtete meinen Vater, der es liebte, wenn ich den Text dieses großartigen Songs lautlos mitartikulierte. Er mimte einen Fisch und einen Schmetterling, und ich lachte vor Vergnügen – allerdings leise in mich hinein, weil ich nichts von dem Text verpassen wollte. Ich weiß noch, dass der Song mir aus der Seele sprach.
    Dieser Nina-Simone-Tag ist genau achtzehn Jahre her.
    » Happy Birthday , Gracie Flowers, wie geht es dir?«, frage ich mein Spiegelbild. »Nicht so gut? Das liegt bestimmt an dem Tequila gestern Abend. Abdeckstift, wo bist du?«
    Ich wühle in dem Kosmetikchaos neben dem Waschbecken. Ich liebe meine Wohnung über alles, auch wenn der Sauberkeitszustand oft zu wünschen übrig lässt. Samstags sieht’s bei mir aus wie im Saustall, denn wenn ich überhaupt zum Saubermachen komme, dann höchstens sonntags.
    »So, Gracie Flowers, nun zum Geschäftlichen«, sage ich, nachdem ich meine Tequila-Spuren übertüncht habe. »Du hast heute einiges vor. Dir könnte schwummrig werden nach der Bekanntmachung, und vielleicht gibt es Champagner, also überleg dir vorher, was du sagen wirst.«
    Ich trete einen halben Schritt vom Waschbecken zurück und hole tief Luft. Ich stelle mir vor, wie Ken Bradbury sagt, dass es ihm eine große Freude ist, mir den Job zu geben, dann

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