Liebe, Lust und ein süßes Geheimnis
hatte und zudem die Firma jemandem übergeben wollte, der nicht zur Familie gehörte, überstieg wirklich alles. Er zog sie eng an sich, um sie spüren zu lassen, dass er bei ihr war.
Als Lily sich laut schluchzend an seine Brust lehnte, fühlte er sich jedoch plötzlich unbeholfen und nichtsnutzig. Wenn er eine Frau weinen sah, wusste er nie, wie er sich verhalten sollte. Wie gerne hätte er ihr geholfen und den Schmerz von ihr genommen.
Wie immer war die Zeit vermutlich das einzige Mittel, um die Wunden zu heilen und über den Verlust eines geliebten Menschen hinwegzukommen. Er wusste aus erster Hand, wie es sich anfühlte, denn vor fünfzehn Jahren war sein eigener Vater nach einem Herzinfarkt gestorben. Und in Lilys Fall mochte die Ernüchterung darüber, getäuscht worden zu sein, vielleicht niemals ganz verschwinden.
„Es geht schon wieder“, sagte sie schließlich und löste sich aus seinen Armen.
„Sicher?“, fragte er und ließ sie nur ungern los. Auch wenn Tränen ihn verunsicherten – es war schön, Lily im Arm zu halten.
Nickend zog sie die Beine eng an den Körper und kuschelte sich in die Sofaecke. „Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast, Daniel. Aber ich bin wirklich sehr müde. Würde es dir etwas ausmachen, zu gehen und die Tür hinter dir zuzuziehen?“
Dass sie ihn abwies, so wie sie es jedes Mal in den letzten Wochen getan hatte, versetzte ihm einen Stich. Dann erinnerte er sich selbst daran, dass sie aufgewühlt war und wenig Schlaf bekommen hatte. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um sie zu fragen, warum sie ihn nicht mehr sehen wollte.
„Ich werde am Nachmittag noch mal nach dir sehen“, versprach er und nahm seinen Mantel.
„Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen, aber mir geht’s gut“, entgegnete sie und gähnte verstohlen. Sie zog die Beine noch enger an sich und legte den Kopf auf ein Kissen. „Wirklich, du musst dir nicht die Mühe machen und noch einmal herkommen.“
Kopfschüttelnd zog er sich den Mantel an und ging zur Tür. „Kein Problem. Ich werde uns was zum Dinner besorgen und gegen sechs Uhr hier sein.“
Fest rechnete er damit, dass sie protestierte. Doch als er sich umdrehte, sah er, dass sie bereits eingeschlafen war. Gut, dachte er, als er zur Couch hinüberging und sie mit einer bunten Wolldecke zudeckte. Wenigstens konnte sie ihm dann nicht vorwerfen, er ginge ihr auf die Nerven.
„Ruh dich aus, Liebes“, sagte er leise, beugte sich nach vorne und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „In ein paar Stunden bin ich wieder hier.“
Sie murmelte etwas, das wie sein Name klang, schlummerte aber weiter. Er nahm es als Zeichen ihrer Zustimmung.
Als er draußen zu seinem Wagen ging, wurde Daniel plötzlich klar, dass er dabei war, die Situation auszunutzen. Lily hatte ihm ganz klar zu verstehen gegeben, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Bis zu diesem Morgen hatte er ihren Wunsch auch respektiert. Doch aus unerfindlichen Gründen konnte er nicht loslassen. Er würde nicht gehen, bevor er eine Erklärung für ihr Verhalten bekommen hatte.
Er öffnete die Fahrertür und stieg ein. Einige Minuten lang starrte er auf das Dienstbotenhaus und dachte darüber nach, warum ihn plötzlich das Thema Liebe und Beziehung beschäftigte. Vielleicht lag es daran, dass Lily alles kommentarlos zwischen ihnen abgebrochen hatte und er endlich die Gründe dafür wissen wollte. Oder es lag daran, dass er stur genug war, Dinge nicht auf sich beruhen zu lassen und erst nach einer Erklärung von ihr zufrieden sein würde.
Was immer der Grund war, er würde Lily durch ihre schwere Zeit helfen, damit sie den Tod ihres Vaters und den Skandal um sein Doppelleben besser verkraftete. Dann würde er seine Erklärung einfordern und weitermachen wie bisher.
2. KAPITEL
Als Lily aufwachte, war Daniel fort. Obwohl sie ihn ausdrücklich darum gebeten hatte zu gehen, spürte sie, dass sie enttäuscht war. „Stell dich nicht so an“, murmelte sie, schlug die Decke zurück und setzte sich auf.
Daniel Addison war definitiv nicht der Richtige für sie. Und je eher sie das begriff, desto besser. Bereits nach ihren ersten Verabredungen war ihr klar geworden, dass diese Geschichte nicht für die Ewigkeit bestimmt war. Sie waren viel zu unterschiedlich und hatten völlig entgegengesetzte Lebensanschauungen.
Sie sehnte sich nach der ewigen Liebe, nach Ehe und nach eigenen Kindern. Daniel hingegen lag seit dem Scheidungskrieg mit seiner Exfrau Charisma der Gedanke an Familie
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