Liebe, Lust und ein süßes Geheimnis
mich noch ein bisschen ausruhen. Danach werde ich nachschauen, ob die Medienmeute vor dem Haus meiner Mutter wieder abgezogen ist. Schließ bitte die Tür und schalte die Alarmanlage ein, wenn du gehst.“
„Den Truck hole ich ab, nachdem ich im Buchladen war“, rief er ihr zu, während sie ihm den Rücken zukehrte. „Wir reden später weiter, wenn wir deine restlichen Sachen abgeholt haben. Aber mach dir keine falschen Hoffnungen, Lily. Wir werden zusammenbleiben.“
Lily hatte keine Lust, mit ihm zu streiten. Er kannte nun ihre Haltung, und die würde sie auch nicht ändern. Außerdem hörte er ihr sowieso nicht zu.
Sie legte sich ins Bett und presste sich, wie um ihr Herz zu schützen, ein Kissen an die Brust. Das, was sie hier und da über Daniel erfahren hatte, entsprach ganz und gar nicht ihrem Wunschbild des treuen und fürsorglichen Ehemanns. Er hatte einfach kein Interesse an einem gemeinsamen Heim, einer liebenden Frau und Kindern. Schließlich führte er das unbeschwerte Leben des begehrtesten Junggesellen von Charleston, der für alle Zeiten zu haben war.
Und trotzdem hatte sie sich sofort unsterblich in ihn verliebt, nachdem er sie auf dem Herbstball zum Tanzen aufgefordert und galant in die Arme genommen hatte.
Jetzt wollte er ihr weismachen, dass sie heiraten würden. Doch die Gründe, die er ins Feld führte, waren die falschen. Er handelte aus Vernunftgründen, an denen gesellschaftlich nichts auszusetzen war. Sie hingegen sehnte sich nach der großen Liebe.
Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie wollte keine Ehe eingehen wie die, die ihre Eltern offenbar geführt hatten, wollte nicht eines Tages feststellen müssen, dass Daniel irgendwo eine zweite Familie hatte.
Sie wälzte sich auf die andere Seite und schloss fest die Augen, um die Gedanken aus ihrem Kopf zu verscheuchen. Eigentlich glaubte sie nicht daran, dass auf Daniel eine verflossene Liebe wartete. Doch vermutlich hatte ihre Mutter bei ihrem Mann ebenfalls nicht damit gerechnet.
Als sie Daniels herben Duft einsog, der noch im Kissen hing, schossen ihr wieder die Tränen in die Augen. Er hatte sie gehalten und geliebt. Und doch musste sie sich von ihrer Hoffnung verabschieden, er wäre der Prinz, mit dem sie ihr Schloss teilen würde.
Daniel liebte sie nicht und würde es vermutlich niemals tun. Aber mit viel weniger als mit Liebe wollte sie sich nicht zufriedengeben.
Daniel öffnete die Tür des Beauchamp-Hauses und schaltete den Alarm ab. Dann stellte er die Kiste mit Büchern und einen vollen Koffer im Flur ab und ging nach oben ins Schlafzimmer.
Nach dem Streit hatte er gewartet, bis Lily eingeschlafen war. Erst dann war er zum Buchladen und anschließend zu sich nach Hause gefahren. Danach hatte er eigentlich den Truck bei Addison Industries abholen wollen, doch als er den Fernseher eingeschaltet und mit Entsetzen einen Bericht über den Mordfall verfolgt hatte, hatte er es sich anders überlegt. Auch die Charleston Zeitung brachte einen Artikel über die Kincaids auf der ersten Seite.
Der Medienmob schien versessen darauf zu sein, einen Kommentar der Familie zu bekommen, um mehr Licht in den Mordfall und das Doppelleben von Reginald Kincaid zu bringen. Aber Daniel würde dafür sorgen, dass Lily unbehelligt blieb, und ihr die Journalisten vom Hals halten. Sie hatte es schwer genug: der Mord an ihrem Vater, ihre Schwangerschaft, die Überlegung zu heiraten. Das Letzte, was sie brauchte, war eine wild gewordene Horde Journalisten.
Als er sah, dass die Flügeltüren zwischen Wohn- und Schlafbereich geöffnet waren, wusste er, dass Lily bereits wach war. „Ich bin wieder da! Wo bist du? Hast du gut geschlafen?“, rief er. Als er keine Antwort erhielt, blickte er sich suchend um. „Lily?“ Er eilte in den Flur.
Kurz überlegte er, ob er ein Stockwerk höher oder im Dienstbotenhaus nach ihr sehen sollte, entschloss sich dann, zunächst im Haupthaus nach ihr zu suchen. Hastig stieg er die Treppe in die dritte Etage hoch.
„Lily? Liebes, bist du da oben?“
Nichts.
Eigentlich war er niemand, der sich schnell aus der Ruhe bringen ließ. Doch mit jeder Minute, die verstrich, wurde er unruhiger. Da ihr Wagen noch vor dem Haus ihrer Mutter stand, war sie wohl kaum allein dorthin gegangen. Er lief schneller.
Ein schrecklicher Gedanke kam ihm. Was, wenn der Mörder von Reginald Kincaid unterwegs war, um sich ein anderes Opfer der Kincaids zu suchen?
Gerade wollte er wieder hinunterrennen, da bemerkte er, dass die Tür am
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