Liebe, Lust und ein süßes Geheimnis
existierte? Liebe war etwas, was er in seinem Leben nicht besonders oft erfahren hatte. In seiner Familie nicht und in seiner katastrophalen Ehe erst recht nicht.
Er vermutete, dass seine Mutter ihn so liebte, wie es ihrer Art entsprach. Als er erwachsen geworden war, hatte sie ihm ihre Liebe gezeigt, indem sie ihm seinen Hinterkopf getätschelt und ihm einen Hundertdollarschein in die Hand gedrückt hatte.
Sein Vater war noch schlechter darin gewesen, sich seinem einzigen Sohn gegenüber zu öffnen. Die wenigen Male, die George Addison versucht hatte, Gefühle zu zeigen oder auf Gefühle zu reagieren, mussten eine unendlich peinliche Angelegenheit für den armen Mann gewesen sein.
Und auch die Köchin Rosemary hatte zwar immer wieder gesagt, wie stolz sie auf Daniel sei, doch die Bemerkung, dass sie ihn liebe, war ihr nie über die Lippen gekommen.
Während er Lily anblickte, dachte er darüber nach, was sie ihm bedeutete. Keine Frage, er begehrte sie. Aber Liebe?
„Daniel, hörst du mir eigentlich zu?“, fragte sie und holte ihn wieder in die Gegenwart zurück.
„Entschuldige, ich musste gerade daran denken, was ich noch im Büro tun muss“, schwindelte er. „Was hast du gesagt?“
„Ich habe dich gefragt, ob du Lust hast, mich am Dienstag zu meinem Bruder zu begleiten. Ich muss dort auf meinen dreijährigen Neffen aufpassen“, sagte sie und nahm einen Schluck Milch.
„Meinst du nicht, dass es deinem Bruder etwas ausmacht, wenn ich mitkomme?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich wüsste nicht, welche Einwände Matt haben könnte. Außerdem kannst du bei der Gelegenheit praktische Erfahrungen im Umgang mit Kindern sammeln.“
Er war sich sicher, dass sie von ihm einen Rückzieher erwartete. Und wüsste er nicht, dass er bald Vater werden würde, würde er womöglich auch absagen. Aber er musste ihr unbedingt beweisen, dass er ein guter Vater sein konnte. Und es konnte tatsächlich nicht schaden, sich anzuschauen, was in ein paar Jahren auf ihn zukommen würde.
Zuversichtlich lächelnd blickte er sie an und nickte. „Dir beim Babysitten zu helfen klingt eigentlich ganz gut. Ich würde dich sehr gerne begleiten.“
Aus den Augenwinkeln beobachtete Lily, wie Daniel gemeinsam mit Flynn versuchte, einen Wolkenkratzer aus Legosteinen zu bauen. Es war erstaunlich, wie gut er mit ihrem Neffen umging. Sowie sie Matts Haus betreten hatten, schien Flynn Daniel bereits um den Finger gewickelt zu haben. Daniel schien sich wirklich wohlzufühlen, während er mit dem kleinen Knirps spielte. Ziemlich beachtlich für einen Mann, der bis jetzt kaum mit Kindern zu tun gehabt hatte.
„So, Zeit fürs Bett“, sagte Lily, als sie auf die Uhr sah. „Während ich dir deinen kleinen Gutenacht-Snack zubereite, kannst du Daniel zeigen, wie toll du dein Spielzeug aufräumen kannst, Flynn.“
Wohlerzogen nickte Flynn und begann, die Steine in eine Plastikkiste zu räumen. „Daniel, hilfst du mir bitte?“, fragte er und versuchte Daniels Namen so gut es ging auszusprechen. Für ein Kind in seinem Alter sprach Flynn hervorragend. Nur hier und da machten ihm ein paar Worte noch Probleme.
Als Lily wieder ins Zimmer kam, um anzukündigen, dass der Snack fertig sei, musste sie lächeln. Die beiden gaben wirklich ein gutes Team ab.
„Fertig“, sagte Daniel, der den letzten Stein verstaut hatte. Dann stand er auf und streckte sich.
„Komm mit, Daniel“, verlangte Flynn. „Ich esse jetzt.“
Amüsiert beobachte Lily, wie der Junge Daniel bei der Hand nahm und in die Küche führte. „Du kriegst auch was ab“, hörte sie ihn auf dem Weg zur Küche sagen.
Als sie am Tisch saßen und Flynn einen Löffel in seinen Brei tunkte, erklärte er: „Ich kann gut teilen.“
„Das ist sehr lieb, Flynn. Aber eigentlich habe ich gar keinen Hunger“, erwiderte Daniel und wuschelte dem Kleinen durchs braune Haar. „Aber ich verspreche dir, beim nächsten Mal esse ich auch etwas. Einverstanden?“
Den Mund voller Brei nickte Flynn begeistert.
Während ihr Neffe aß, grinste Lily zu Daniel hinüber. „Scheint mir, als hätte dir der Abend Spaß gemacht.“
Daniel blickte Flynn an, der sich noch mehr Brei in den Mund steckte. „Das ist bei diesem kleinen Kerl auch nicht so schwer.“ Das Lächeln, das er ihr schenkte, war herzerwärmend. „Vielen Dank, dass ich mitkommen durfte.“
„Sehr gerne“, erwiderte sie und putzte lächelnd Flynns Mund und Hände ab. Dann hob sie ihn aus dem Kindersitz heraus und drückte ihm einen
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