Liebe mit Schuss
Schuss wurde abgegeben und traf Nick in den Kopf. Er fiel zurück und regte sich nicht mehr.
Jamie schrie auf und barg das Gesicht an Max’ Brust. Sie konnte den Anblick von Blut nicht mehr ertragen. Doch dann befreite sie sich aus Max’ Armen und rannte zu ihrem Hund. »Flohsack, oh nein!«, rief sie verzweifelt. »Du darfst nicht sterben! Du darfst nicht sterben!«
Max war sofort an ihrer Seite. »Der wird schon wieder, Jamie.«
»Nein, er wird sterben«, schluchzte sie. »Diese Kugel war für mich bestimmt. Er wird hier inmitten dieser Halsabschneider sterben, bloß weil er die Kugel für mich auffing.«
Sie küsste den Hund auf den Kopf. »Er sieht so traurig aus, Max. Er weiß, dass er sterben muss. Ach Gott, ich war so ein schlechtes Frauchen, und das weiß er auch. Wahrscheinlich hat er sich absichtlich in die Kugel gestürzt.«
»Er sieht immer traurig aus, Jamie. Und eine Kugel in den Schwanz hat noch keinen Hund umgebracht.«
»Was?!« Jamies Kopf schoss hoch.
»Die Kugel hat nur seinen Schwanz gestreift, Baby, das ist alles.«
Jamie rappelte sich auf und machte eine rasche Bestandsaufnahme. Richtig, die Kugel hatte Flohsacks Schwanz auf halber Höhe gestreift. »Und das ist alles? Meine Güte, das blutet ja noch nicht mal richtig. Du alter Weichling!«
»Ich kann mir vorstellen, dass es trotzdem höllisch wehtut«, versuchte Max den Hund zu verteidigen.
Wie aufs Stichwort stöhnte Flohsack auf.
Einer der Piloten ging neben ihnen in die Hocke. »Alles in Ordnung? Sind Sie verletzt?«
Max schüttelte den Kopf. »Alles in Ordnung.«
»Und die Promenadenmischung?«
Max lachte leise. »Wird’s überleben.«
»Die anderen sind alle tot. Ich habe bereits im Hauptquartier Bescheid gesagt.«
»Wer sind Sie?«, platzte Jamie heraus.
»Agent Decker, FBI, Ma’am. Fehlt Ihnen auch wirklich nichts?«
»Bis auf einen Nervenzusammenbruch und ein aufgeschürftes Knie –«
»Sie haben ja keine Ahnung, wie lange wir schon hinter diesem Santoni her sind. Aber er war uns immer einen Schritt voraus.«
Jamie starrte Max an. »Wieso war Leo Santoni in diesem Flugzeug?«
»Ich habe ihn angerufen«, erklärte Max. »Er wollte Nick dazu bringen, aufzugeben und heimzukommen, bevor er der Familie noch mehr Schaden zufügt. Ich hatte ihm versprochen, dass er Nick im Austausch für unser Leben bekommt. Dass ich das FBI eingeschaltet habe, habe ich ihm verschwiegen. Es tut mir Leid, dass es so enden musste.«
»Das sollte es nicht«, warf Agent Decker ein. »Leo Santoni sah vielleicht alt und gebrechlich aus, aber früher war er kaum besser als sein feiner Neffe.« Der Mann warf einen Blick auf Nicks reglos auf dem Asphalt liegende Gestalt.
»Ich glaube nicht, dass es ihm mit seiner Familie besser ergangen wäre.« Er stieß einen zufriedenen Seufzer aus.
»Tom Bennett haben wir auch bereits festgenommen und zum Verhör aufs Revier gebracht; wir werden schon erfahren, wer alles auf Santonis Gehaltsliste stand.«
Jamie vermied es geflissentlich, zu den Toten hinüberzusehen. Was nicht hieß, dass sie ihr Leid taten. »Da gibt es einen Polizeibeamten«, erklärte sie langsam. »Ich glaube, der könnte für Santoni gearbeitet haben. Sein Name ist Bill Higgins.«
Decker notierte sich den Namen. Dann bot er Max die Hand. »Mr. Holt, dank Ihrer Hilfe konnten wir zwei der wichtigsten Männer des Santoni-Clans ausschalten. Und sobald wir ihre Computer und ihren Besitz konfisziert haben, werden wir sicherlich mehr über ihre diversen Unternehmungen herausfinden.«
»Ich weiß nicht, ob es Ihnen gelingen wird, den Code zu knacken«, zweifelte Max. »Ich hab’s selbst schon versucht.«
»Helms meinte, wir würden sicher auf Ihre Hilfe zählen können.«
»Ich kann mir vorstellen, dass er das meint. Ich hätte da übrigens noch einen Job für euch Jungs. Schaut euch doch mal schleunigst meinen Mann aus der Fusions- und Akquisitionsabteilung an. Ich möchte eine vollständige Untersuchung. Ich habe Grund zu der Annahme, dass er irgendwie in diese Sache verwickelt ist.«
»Wird umgehend erledigt, Mr. Holt.«
Jamie warf Max einen erstaunten Blick zu. »Und Dave? Lebt er noch?«
»Hab vorhin mit ihm gesprochen. Sie haben ihn wieder zusammengeflickt. Es geht ihm gut.«
Flohsack, der offenbar gemerkt hatte, dass er nicht länger im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand, erhob sich und schüttelte sich, dass seine Ohren nur so schlackerten. Dann hockte er sich hin und begann seine Schwanzwunde zu lecken.
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