Liebe, nichts als Liebe
die mehr eine Feststellung war.
„Ja."
„Dann sollten Sie auch so glücklich weiterleben."
Der resignierte Unterton frustrierte Jared erneut. Warum wahrte sie diese strenge Distanz zu ihm? Warum konnte sie ihren Gefühlen nicht einfach freien Lauf lassen? „Kann man überhaupt vollständig glücklich sein ohne einen Partner, der das Leben mit einem teilt?" fragte er angespannt und blickte zu dem Brautpaar, das ganz in der Nähe tanzte. „Sehen Sie sich Miranda und Nathan an. Das ist Glück, Christabel!
Können Sie sich nicht vorstellen, dass Sie sich so etwas auch für sich wünschen?"
Ein wehmütiger, trauriger Zug huschte über ihr schönes Gesicht, bevor sie sich Jared mit ausdrucksloser Miene zuwandte. „Ich war verheiratet, Jared. Mein Mann ist tot, aber ich lebe immer noch mit ihm. Ich werde immer mit ihm leben."
„Er ist tot, Christabel. Vergangenheit", entgegnete Jared schroff, denn diese Frau in seinen Armen war so warm und lebendig und erregte ihn wie keine zuvor.
„Glauben Sie mir", sagte sie verächtlich, „Sie würden sich nicht wünschen, in seinem Schatten zu leben."
Er glaubte ihr nicht. Jared hatte die Trauer seiner Mutter nach dem Tod seines Vaters miterlebt. Christabel Valdez war keine trauernde Witwe, die sich ihren Mann zurückwünschte. Sie wollte ihn, Jared, und es musste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er sich von einem Schatten vertreiben lassen würde!
Jared wischte sich den restlichen Rasierschaum aus dem Gesicht und betrachtete sich nachdenklich im Spiegel. Heute Abend sollte sich nichts zwischen ihn und Christabel Valdez stellen! Allerdings würde sie ihre Tochter mitbringen, die Tochter des Mannes, mit dem sie verheiratet gewesen war.
Er hatte das Kind benutzt. Vielleicht würde Christabel das heute Abend auch versuchen. Aber er hatte Vikki auf seiner Seite. Lächelnd warf er das Handtuch beiseite und griff nach der Flasche mit dem After Shave, das die alte Chinesin so gelobt hatte.
Er war gut beraten, in diesem Krieg alle Waffen einzusetzen, die er besaß. Denn er war es leid, gegen Schatten anzukämpfen. Er wollte die direkte Konfrontation, und es durchzuckte ihn heiß bei dem Gedanken daran. Vikki hatte Recht. Er würde nicht aufgeben, bis er gesiegt hatte.
3. KAPITEL
Christabel parkte ihren Geländewagen am Ende der Straße, die parallel zu dem alten Anwesen der Picards verlief. An der Vorderseite führte keinerlei Straße entlang. Nichts störte die herrliche Aussicht über die Roebuck Bay. Das Haus selbst galt als historisches Wahrzeichen, 1919 von Captain Trevor Picard erbaut, dem Besitzer von vierzig Perlenfischerkuttern, wie Christabel in einer Stadtgeschichte von Broome gelesen hatte.
Hier wohnte Jared. Hier wartete er auf sie.
Die Hände am Lenkrad, blieb sie sitzen und versuchte, ihre Nervosität zu bezwingen.
Seit sie seine Einladung angenommen hatte, hatte sie sich immer wieder vor Augen gehalten, dass sie ein Recht auf all das hatte, was sie sich bislang verboten hatte. Sie war jetzt siebenundzwanzig und hatte nie einen Liebhaber gehabt, lediglich einen Ehemann, der stets nur an sein Vergnügen und nie an ihres gedacht dachte. Jared würde ganz sicher anders sein.
„Ist es das, Mummy?"
„Ja." Ja, das ist es, dachte Christabel entschlossen.
„Und warum steigen wir dann nicht aus?"
„Tun wir ja."
Als Christabel ausstieg und auf die Beifahrerseite ging, warf sie einen Blick auf das Haus, in dem Jared lebte. Es war ein großer, solider alter Bau. Andere Leute, die den Reichtum einer Familie King-Picard angesammelt hatten, hätten es längst abgerissen und an seiner Stelle eine imposantere und modernere Villa errichtet, doch die wäre dann lediglich ein Symbol ihres Reichtums gewesen. Wie das ehrwürdige alte Farmhaus, das sie auf „King's Eden" gesehen hatte, stand dieses Haus für etwas, das das Leben und den Tod einzelner Menschen überdauerte.
Alles wirkte liebevoll gepflegt - das Haus mit seinem sorgfältigen Anstrich, der Garten mit den Bourgainvillea-Hecken, den üppigen Farnen und tropischen Gewächsen.
Und urplötzlich wurde Christabel bewusst, dass das, was sie da vor sich sah, für etwas stand, was sie nie würde mit Jared teilen können, und dass sie im Begriff stand, einen großen Fehler zu machen.
Sie hätte diese Einladung nicht annehmen dürfen. Jared King war ein zu guter, anständiger Mann, um ihn für eine flüchtige, lustvolle Affäre zu benutzen und dann fallen zu lassen. Vielleicht würde es ihm ja genügen ... aber
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