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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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besser?“
    „Kann man nicht sagen. - Bringst du uns noch zwei?“, fragte ich den Barmann und wandte mich dann Christian zu. „Nee, es geht halt so, aber auf lange Sicht will ich da weg.“
    „Das hast du im Juli am Telefon auch schon gesagt“, meinte er.
    „Ich weiß. Aber ich hab das Gefühl, als ob Sonja meine letzten Energien gleich mit eingepackt hat. Wenn ich nach Hause komme, bin ich jedenfalls viel zu fertig, um an meinem Lebensplan zu feilen - schon gar nicht jetzt, wo der Winter vor der Tür steht.“
    „Übertreibst du nicht ein bisschen? Wir haben doch ger ade mal Oktober.“
    Die Biere kamen. Meines war anscheinend vorm Öffnen geschüttelt worden, der Schaum lief am Flaschenhals herunter und weichte das Etikett auf.
    „Ich sag dir, der Oktober ist der beschisse nste Monat, um sich zu trennen.“
    „Hast du nicht gesagt, ihr hättet euch schon vor Mon aten getrennt?“
    „Das ist egal“, erklärte ich ihm, „wichtig ist, wie g egenwärtig dir so eine Trennung noch ist.“
    „Tja“, er nahm einen Schluck, „ weißt du, es gibt ein Sprichwort, wonach nur ein Idiot über das stolpern kann, was hinter ihm liegt.“
    „Was soll das bedeuten?“
    „Dass du dir nicht selbst im Weg stehen sollst.“
    „ Genau das, was ich hören wollte“, sagte ich.
    „Und dass du irgendwann einen Strich unter die Ang elegenheit ziehen solltest.“
    „Ich hab’s verstanden, danke schön.“
     
    Es war schon spät, als wir aufbrachen. Der Laden war jetzt proppenvoll, aber Heiner war nicht erschienen. Von einem der Türsteher erfuhren wir, dass er übers Wochenende unterwegs gewesen und vor morgen wohl nicht mit ihm zu rechnen sei.
    Bis zu mir nach Hause waren es nur ein paar Kilom eter. In unseren Blütetagen hatten wir uns über Feldwege durchgekämpft oder die Autos gleich stehen lassen. Inzwischen aber trank kaum einer von uns noch was, überall bestellten wir Apfelschorle und die meisten hatten sich sogar das Rauchen abgewöhnt. Kein Wunder, dass uns Kindern der 70er allmählich die Puste ausging. Ich nahm mich da nicht aus, ich wusste es ja selbst nur zu gut.
    Auf halber Strecke sprang uns plötzlich ein Typ vor die Haube . Ein Glück, dass meine Augen noch gut funktionierten, viele in meinem Alter haben da schon ihre Probleme. Das Grün der Uniform wurde immer greller, je näher ihm unsere Scheinwerfer kamen. Aber er blieb stur auf einem Punkt stehen, die Beine geschlossen wie ein Matador, und reckte uns die Kelle entgegen, als mache sie ihn unverwundbar.
    Einen halben Meter vor seinem Schienbein brachte ich die Karre endlich zum Stehen. Gemäc hlich kam er um die Haube herum und klopfte an mein Fenster. Ich öffnete die Tür, und er wich einen Schritt zurück, als erwarte er, dass ich mit einer Panzerfaust in der Hand aussteigen würde.
    „Die Scheibe klemmt“, erklärte ich ihm, „sie lässt sich nicht runterdrehen.“
    Zögernd näherte er sich der Tür. Ich dachte nicht daran auszusteigen, denn es regnete immer noch.
    „Was gibt’s denn?“, fragte ich schließlich, da er offe nsichtlich seinen Text vergessen hatte.
    „Allgemeine Fahrzeugkontrolle“, sagte er, „ zeigen Sie mir bitte mal Ihren Führerschein und die Zulassung!“
    Ich war seit bestimmt zwei Jahren in keine Kontrolle mehr geraten und trug normalerweise nie meine Papi ere mit mir herum, aber an diesem Abend hatte ich sie aus unerfindlichen Gründen zufällig dabei. Er ging hinüber zu dem Streifenwagen, der einige Autos weiter parkte, und sein Kollege gab über Funk meine Daten an die Einsatzleitung weiter. Ein kleiner Computerfehler nur, dachte ich, und ich würde als Kinderschänder oder arabischer Terrorist identifiziert. Das Leben hielt eine Unmenge solcher Zufälle bereit, mich wunderte mittlerweile gar nichts mehr.
    Der Uniformierte kam zurück.
    „Haben Sie was getrunken?“
    „Nein“, log ich.
    Er sah mich durchdringend an. „Dafür riechen Sie aber ganz schön nach Alkohol. Steigen Sie mal aus!“
    „Das, was Sie da riechen, kann nur das Bier sein, das man mir über die Jacke gekippt hat“, sagte ich.
    „Steigen Sie bitte aus“, wiederholte er unbeeindruckt. Ich tat es, draußen regnete es Bindfäden.
    „Hier !“ Ich zeigte ihm meine Jacke, aber er schaute schon gar nicht mehr hin, sondern kramte irgendwas aus seiner Uniform hervor.
    „Wir machen erstmal einen Alkoholtest, danach s ehen wir weiter. Blasen Sie jetzt in dieses Röhrchen-“
    „Ich soll in Ihr Röhrchen blasen?“
    „Was?“
    „Dabei

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