Liebe ohne Skrupel
und Mördern den Garaus gemacht hat«, erklärte William. »Sir Ulrich sagt, er habe Euch eine große Ehre erwiesen, indem er Euch gestattet hat, das Tor zur Hölle zu tragen.«
»Auf diese Ehre hätte ich durchaus verzichten können«, schnaubte Clare.
Sie wußte ganz genau, weshalb Gareth sich höflich geweigert hatte, sein Schwert zurückzunehmen, ehe sie nicht an der
Burg angekommen waren. Er hatte sichergehen wollen, daß sämtliche Inselbewohner vom Schäfer bis zur Wäscherin sahen, wie die Lady of Desire das riesige Schwert des Höllenhunds trug.
Nein, der Höllenhund hatte ihr wahrlich keine große Ehre erwiesen, dachte sie. Es war eine wohlberechnete Geste gewesen.
»Wenn Ihr mich fragt, so glaube ich nicht, daß er Euch eine besondere Ehre damit erwiesen hat, Mylady«, erklärte Dallan leidenschaftlich. »Ganz im Gegenteil. Er hat sich über Euch lustig gemacht.«
Cläre sah ihren neuen Barden an. Er war ein hagerer junger Mann von kaum sechzehn, der sich durch plötzliche Geräusche oder laute Stimmen leicht aus der Fassung bringen ließ. Wenn man ihn zufällig irgendwo überraschte, sprang er erschreckt auf oder erstarrte wie ein entsetztes Kaninchen.
Nur wenn er seine Balladen sang, schien er seine innere Ruhe zu finden.
Seit seiner Ankunft auf Desire hatte er ein wenig zugenommen, aber Clare bemerkte immer noch allzu oft den ängstlichen, gehetzten Blick, den er auch gehabt hatte, als er plötzlich auf den Stufen der Burg gestanden hatte.
Dallan hatte gesagt, er suche eine Anstellung als Minnesänger. Clare hatte ihn nur einmal ansehen müssen, um zu wissen, daß seine Vergangenheit alles andere als angenehm gewesen sein mußte. Sie hatte ihn auf der Stelle zu sich genommen.
Jetzt jedoch runzelte sie die Stirn. »Ich glaube nicht, daß er sich über mich lustig gemacht hat.«
»Nun, ich schon«, murmelte Dallan. »Wahrscheinlich ist er ein grausamer und mordlustiger Mann. Er hat wohl nicht umsonst den Namen Höllenhund von Wyckmere.«
Cläre fuhr zu ihm herum. Sie hatte genug von seinem Geunke. »Wir sollten irgendwelchen dummen Spitznamen nicht allzu viel Bedeutung beimessen.«
>>Ich glaube nicht, daß sein Name dumm ist«, verkündete William begeistert. »Sir Ulrich sagt, er hat den Namen wegen all der Banditen, die er getötet hat.«
Cläre stöhnte. -Ich bin sicher, daß all das Gerede von seinen großen Taten übertrieben ist.«
>>Mach dir keine Sorgen, Clare«, sagte Joanna. »Ich verstehe, wie unwohl dir bei dem Gedanken an eine Heirat mit ihm ist. Aber ich bin sicher, daß Lord Thurston dir gewiß keinen Kandidaten schicken würde, der nicht den meisten deiner Anforderungen entspricht.«
»Mir kommen da langsam Zweifel«, entgegnete Clare.
Sie blieb abrupt stehen, als ein großer Schatten direkt vor ihr auf den Kiesweg fiel.
Und wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Gareth auf. Ohne irgendeine Vorankündigung war er lautlos hinter der hohen Hecke hervorgetreten.
Sie starrte ihn böse an. Es erschien ihr nicht richtig, daß ein so großer Mann sich so leise zu bewegen vermochte. »Beim kleinen Finger der Heiligen Hermione, Sir, Ihr habt mich wirklich erschreckt. Ihr hättet ruhig etwas sagen können, ehe Ihr einfach so hinter den Büschen hervorkommt.«
»Ich bitte um Verzeihung, Mylady«, sagte Gareth gelassen. »Man sagte mir, ich würde Euch hier im Garten finden.« Er blickte zu der kleinen Gruppe, die immer noch unter dem Apfelbaum versammelt war. »Die Bekanntschaft des jungen William habe ich ja bereits gemacht. Wärt Ihr vielleicht so freundlich, mich der Lady, die neben ihm sitzt, und den anderen Mitgliedern Eurer Haushaltung vorzustellen?«
»Natürlich«, erwiderte Clare steif. Mit betonter Gleichgültigkeit in ihrer Stimme zählte sie ihm die Namen auf.
Joanna musterte Gareth eingehend. »Willkommen auf Desire, Mylord.«
»Vielen Dank, Madam.« Gareth verbeugte sich. »Es ist gut zu wissen, daß zumindest eine Person mich hier willkommen heißt. Seid versichert, daß ich mir die größte Mühe geben werde, soviele Anforderungen wie möglich zu erfüllen, die meine Lady an mich stellt.»
Cläre errötete und winkte eilig Dallan, der mißmutig in der Ecke stand.
»Willkommen auf Desire, Sir», murmelte der Sänger. Er starrte Gareth feindselig an, war jedoch vernünftig genug, seine Zunge im Zaum zu halten.
Gareth zog eine Braue hoch. »Vielen Dank, Barde. Ich freue mich bereits darauf, Eure Lieder zu hören. Aber ich sage Euch besser gleich, daß ich
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